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Kleine Teams: «Es gibt keine Boykott-Drohung!»

Von Mathias Brunner
Lotus-Teamchef Gérard Lopez mit Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone

Lotus-Teamchef Gérard Lopez mit Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone

Krisensitzung mit Gérard Lopez (Lotus), Monisha Kaltenborn (Sauber), Vijya Mallya (Force India): die Mittelfeld-Teams beteuern, dass es keine Boykottdrohung gibt.

Im ersten Teil der Medienrunde mit Gérard Lopez (Lotus), Monisha Kaltenborn (Sauber), Vijya Mallya (Force India) haben die drei Teamchefs erklärt, was sie bei der Sitzung mit Bernie Ecclestone, Promoter der Formel 1, und Donald Mackenzie, Chef des Mehrheits-Inhabers des Formel-1-Sports CVC, dargelegt haben. Aber die Frage ist: Was passiert, wenn gar nichts passiert?

Gérard Lopez:
«Das wird sich zeigen. Es passiert immer was. Aber es war in den Medien davon die Rede, dass wir da zum Beispiel die EU ins Spiel bringen könnten, welche sich die ganzen Abkommen in der Formel 1 mal anguckt (weil diese Abkommen EU-Recht verletzten könnten, M.B.). Ich habe mit der EU zwei Mal zu tun gehabt, mit anderen Geschäftszweigen, und glauben Sie mir – sie möchten nicht, dass sich die EU einmischt. Ist ein solches Vorgehen mit Bernie Ecclestone besprochen worden? Ja, aber nur kurz.»

«Es ist wichtig für uns zu betonen: es gibt keine Drohung. Es gab auch nie Bestrebungen, dass wir beispielsweise ein Rennen boykottieren. Wieso sollten wir das tun? Rennen sind unser Kerngeschäft.»

«Was mich einfach auf die Palme brachte, ist mit welcher Leichtfertigkeit von den Top-Teams mit diesem Thema umgesprungen wird. Noch kurz vor einer Medienkonferenz in Austin wurden da Witze gerissen über die kollabierten Rennställe von Marussia und Caterham. Das fand ich absolut die Höhe! Das war ein krasser Mangel an Respekt den Mitkonkurrenten gegenüber und dem Sport gegenüber. Und das von jemandem, der dafür bezahlt wird, dass er überhaupt in der Formel 1 ist. Da hast es mir echt den Zapfen rausgehauen.»

«Also haben wir verschiedene Punkte aufs Tapet gebracht, und viele Reaktionen der Fans zeigen, dass wir einen Nerv getroffen haben. Wir sind hier nicht die Vereinten Nationen. Wir sind nur ein paar Teams und Bernie und CVC. Da muss es doch möglich sein, eine Lösung zu finden! Aber das Reden muss jetzt zu Ende sein, jetzt muss gehandelt werden. Der Kollaps von Marussia und Caterham ist für viele ein Weckruf gewesen.»

«Mich rufen Sponsoren an, und das nicht mal unsere eigenen, die überaus besorgt sind darüber, was in diesem Sport derzeit passiert. Da muss man doch endlich mal aufwachen.»

Vijay Mallya:
«Mir ist diese, ich nenne sie mal nicht eben feine Wortwahl auch aufgestossen, Bettler, Idioten, so was halt. Ich finde solche Aussagen für die Formel 1 nicht gut, und mir bedeutet der Sport etwas. Und wer solche hohe Positionen in einem Sport hält, der muss sich darüber im Klaren sein, was solche Sätze auslösen.»

«Da gab es noch mehr: da wurde herumgereicht, unsere drei Rennställe würden zu einem Pistolenduell mit Bananen in der Hand antreten. Dazu kann ich nur sagen – erfreut euch am Anblick der Bananen, aber es ist schon so mancher auf deren Schalen ausgerutscht!»

«Seit Austin ist viel passiert. Wir sind zu diesem Meeting gebeten worden, das sehe ich als positives Zeichen. Das sehe ich als Zeichen, dass wir ernst genommen werden. Wo das alles hinführt, weiss ich auch nicht. Ich hoffe, zu einer besseren Formel 1.»

«Nach Abu Dhabi kommen immer viele Chefs grosser Firmen. Sie suchen das Gespräch mit Bernie Ecclestone, und ihm muss klar sein, dass sie sich Sorgen machen.»

Monisha Kaltenborn:
«Auch die FIA muss aktiv werden. Wir haben alle ein Abkommen unterzeichnet, wonach Massnahmen zur Kostensenkung eingeführt werden sollen. Leider ist dann nichts mehr passiert. Und es kann nicht sein, dass eine so genannte Strategiegruppe sich über von allen einhellig getroffene Entscheidungen hinwegsetzt. Das muss auch klar sein.»

Gérard Lopez:
«Als CVC in diesen Sport kam, wurden den Teams 245 Millionen Dollar ausgeschüttet. Nun sind es 900 Millionen. Aber dem Sport geht es viel schlechter. Da klingelt es sogar bei CVC, dass etwas nicht stimmen kann.»

«Die hohen Kosten für die neuen Motoren sind ein gutes Beispiel. Das ist, als ob ein Fussballklub gezwungen wird, einen Messi einzukaufen und ihn auch entsprechend zu bezahlen, ohen dass sich das Team ihn eigentlich leisten kann.»

«Wir müssen anfangen, langfristig zu denken. Es geht nicht um die Saison 2015, es geht darum, wo der Sport in fünf oder in zehn Jahren ist. Das ist für uns wichtig.»

«Was die Top-Teams nicht verstehen: Es kann nur einer gewinnen. Andere verlieren, teilweise seit Jahren, und ich nenne jetzt keine Namen. Aber irgendwann wird es jemandem in diesen Firmen zu teuer werden, ständig zu verlieren. Also kann es sich niemand leisten, so viel Geld zu verfeuern, ohne Rennen oder Titel zu gewinnen. Auch daher muss es doch im Interesse grosser Rennställe sein, die Kosten herunter zu bringen.»

«Was sich seit ersten Gesprächen geändert hat? Ich weiss es nicht, aber Bernie und Mackenzie scheinen verstanden zu haben – dieses Problem geht nicht weg.»

«In diesem Gespräch habe ich wirklich erstmals den Eindruck gehabt, dass der Groschen gefallen ist. Einige Teams verstecken sich noch immer hinter der Vorstellung, dass alles in Butter ist. Aber das ist leider nicht die Realität.»

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