Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

F1-Karriere: Möglichst viel oder möglichst schnell?

Von Vanessa Georgoulas
Kein Schnellschuss: Formel-1-Champion Lewis Hamilton liess sich auf seinem Weg in die Formel 1 viel Zeit

Kein Schnellschuss: Formel-1-Champion Lewis Hamilton liess sich auf seinem Weg in die Formel 1 viel Zeit

Mit der Einführung des Superlizenz-Punktesystems hat die FIA die Diskussion über den «richtigen» Karriere-Weg in die Formel 1 neu entfacht. Die Protagonisten des Fahrerlagers setzen auf verschiedene Erfolgskonzepte.

Mit dem neuen Superlizenz-Punktesystem will der Automobilweltverband FIA dem Trend ein Ende setzen, immer jüngere Talente immer schneller in die Formel 1 aufsteigen zu lassen. Laut aussprechen mag es niemand, aber die Beförderung des erst 17-jährigen Ausnahmekönners Max Verstappen zum Toro Rosso-Piloten war der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Der talentierte Niederländer wird in diesem Jahr nach nur 46 Autorennen in der Königsklasse des Motorsports sein GP-Debüt bestreiten.

Der Blick in die Statistik gibt den Toro Rosso-Entscheidungsträgern recht: 13 Siege durfte der junge Spross des ehemaligen GP-Piloten Jos Verstappen seit vergangenen Winter schon feiern, darunter auch beim prestigeträchtigen Masters of Formula 3 in Zandvoort. Das ergibt eine beeindruckende Siegesquote von 28,3 Prozent, am Ende durfte der Rookie den dritten Gesamtrang in der Formel-3-EM bejubeln. 22 der 46 Rennen (also fast die Hälfte!) beendete Verstappen Junior auf dem Podest. Elf Mal durfte er von der Pole-Position starten und zwölf Mal drehte er die schnellste Rennrunde.

Formel-1-Karriere wird teurer

Angesichts dieser Leistungen ist es verständlich, dass Verstappen keine Zeit in den Nachwuchsklassen verlieren will. Und schliesslich beweisen Karrieren wie jene von Ferrari-Star Kimi Räikkönen, dass ein früher Aufstieg in die Formel 1 durchaus in eine erfolgreiche GP-Karriere münden kann.

Andererseits monieren die Kritiker, dass der schnelle Niederländer sein Talent auch nicht verloren hätte, wenn er vor seinem Formel-1-Debüt etwas mehr Erfahrungskilometer hätte sammeln müssen. In deren Augen ist die Einführung des FIA-Punktesystems ein Schritt in die richtige Richtung. Obwohl die von der FIA vorgeschlagene Punkte-Verteilung für viele Diskussionen sorgt – der Automobilweltverband behält sich denn auch Änderungen und Ausnahmegenehmigungen vor – und der Zwang, in den kostspieligen Nachwuchsklassen antreten zu müssen, vor allem den vermögenderen Fahrern in die Hände spielt.

Geduld und viel Kart-Erfahrung

Einer, der auch schon früh an seiner Rennfahrer-Karriere feilte, sein GP-Debüt aber dennoch erst mit 22 Jahren bestritt, ist Formel-1-Champion Lewis Hamilton. Der 33-fache GP-Sieger hatte zu diesem Zeitpunkt schon 109 Rennen in den Formelsport-Nachwuchsserien absolviert. Vater Anthony Hamilton erklärte gegenüber den Kollegen von Reuters: «Als Lewis in der Formel 1 ankam, brachte er so viel Erfahrung und Hingabe mit. Er hätte es nicht geschafft, wenn er sich für seinen Lernprozess nicht so viel Zeit gelassen hätte.»

Der Vater des zweifachen Weltmeisters weiss aus eigener Erfahrung, wie schnell die eigenen Erwartungen steigen und gesteht, dass auch er eine Phase durchlebte, in der er unrealistische Ansprüche hatte. Doch bei McLaren habe er gelernt, dass man manchmal mehr gewinnt, wenn man wartet.

Hamilton Senior gestand: «Ich bin in diesem ganzen Prozess, den wir durchlebt haben, etwas schlauer geworden. Deshalb rate ich den Eltern von jungen Rennfahrern, einfach an den Erfolg ihres Kindes zu glauben und sich nicht darum zu kümmern, dass Johnny von nebenan, den man auf der Strecke zwei Jahre lang schlagen konnte, schon in einem Formel-Renner unterwegs ist. Er mag schon im Auto sitzen, aber er wird nie die wichtigen Erfahrungen sammeln und Feinheiten erwerben, die es für eine erfolgreiche GP-Karriere braucht. Mein Rat lautet: Bleibt so lange es geht im Kartsport.»

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