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Paddy Lowe (Mercedes): «Entwicklung ist immer Risiko»

Von Mathias Brunner
Mercedes-Technikchef Paddy Lowe

Mercedes-Technikchef Paddy Lowe

Mercedes-Cheftechniker Paddy Lowe (52) spricht über den Schritt vom Weltmeisterauto Mercedes W05 aus der Saison 2014 zum diesjährigen Silberpfeil von Hamilton und Rosberg.
Paddy, in welchen Bereichen wolltet ihr mit dem neuen Wagen zulegen?

Wir hatten 2014 ein wirklich sehr gutes Auto, und das ist für einen Techniker ein zweischneidiges Schwert. Denn damit erhöht sich der Druck, von aussen wie von innen, um es noch besser zu machen. Die Formel 1 ist gnadenlos. Wenn du da nicht ständig am Ball bleibst, dann hast du über einen Winter schnell eine Vormachtstellung verloren.

Generell wollten wir mit dem Modell W06 die Qualitäten des 2014er Autos behalten und gleichzeitig in anderen Bereichen zulegen, mit welchen wir noch nicht zufrieden waren. Wir wollten die Entwicklungsmöglichkeiten weiter ausreizen, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass uns die Gegner nur zu gerne ein Bein stellen würden. Wir wollten jedoch auch das Risiko minimieren. Einen Rennwagen zu entwickeln, ist immer mit dem Risiko verbunden, es zu verpatzen. Wir wollten also keine Entwicklungen, bei welchen wir die Vorteile des 2014er Autos kompromittieren.

Wir stecken mitten in einer Evolution der auf 2014 eingeführten Turbo-Regeln, also ist auch unser neues Auto eine Evolution. Es gibt jede Menge Verbesserungen, beispielsweise bei der Kühlung. Vor einem Jahr war es für alle Rennställe eine grosse Aufgabe, die Kühlung auf Anhieb richtig hinzubekommen, und mit dem W06 hatten wir die Möglichkeit, das noch besser zu machen. Aber auch hier gilt: du musst vorsichtig an die Arbeit gehen, auf dass sich der geplante Fortschritt nicht auf einmal als Rückschritt erweist, weil du vielleicht übers Ziel hinausgeschossen bist.

Was gibt es in Sachen Aerodynamik zu sagen?

Die grösse Änderung im Reglement war die Anpassung der Nasen. Die FIA-Regelhüter wollten die teilweise wenig ansehnlichen Fortsätze von 2014 loswerden, daher wurde das Regelwerk neu definiert. Ich kann mich gut daran erinnern, dass wir alle vor einem Jahr hier sassen, und das grosse Thema waren die hässlichen Nasen. Unsere Nase war 2014 ganz hübsch, und ich schätze, die neue ist es auch. Wir müssen nun abwarten, was die neuen Formen in Sachen Aerodynamik bedeuten, ob die neuen Formen das Kräfteverhältnis verschieben. Das klingt jetzt seltsam, aber Fakt ist: jede Änderung der Aerodynamik vorne hat erhebliche Auswirkungen weiter hinten. Denn Nase und Frontflügel geben den Luftstrom ums ganze Auto vor. Die Änderungen der Nase mögen geringfügig erscheinen, sie sind es aber nicht.

Wie zufrieden seid ihr bislang mit dem ersten Test?

Sehr zufrieden. Das primäre Ziel für diesen ersten Test in Jerez bestand darin, so viele Runden wie möglich zu drehen, und das haben wir geschafft. Wir haben am ersten Tag 695 Kilometer gefahren, dazu haben wir 17 Boxenstopps geübt. Das war mehr als wir uns erhofft hatten. Damit dürfen wir sehr zufrieden sein. Natürlich bist zu generell in der Formel 1 nie zufrieden, aber derzeit geht es nur um Standfestigkeit. Später verschiebt sich das eher zum Ausreizen der Leistung.

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