Jerez: Lotus fährt, Red Bull Racing ohne Frontflügel!
Die Fotografen müssen auch heute sehr aufmerksam sein, um einen fahrenden McLaren-Honda abzulichten – Jenson Button stottert mit knatterndem Honda-Motor um die Bahn, mehr als zwei Installationsrunden und einige sehr bedächtige gezeitete Runden hat der Brite bislang nicht fahren können. Den Medienvertretern ist weisgemacht worden, die Probleme mit der Elektronik und Elektrik seien verstanden und würden heute kein Problem mehr sein. Diesen Eindruck teilen wir leider nicht.
Derzeit ebenfalls ohne gezeitete Runde: Daniil Kyvat im Red Bull Racing. Am Tarnfarben-Renner des Russen ist der Frontflügel gebrochen, nachdem der letztjährige Toro-Rosso-Fahrer kurz neben der Strecke war. Der britische Truppe leidet unter dem allgemeinen Problem, dass zu Beginn der Wintertests die Ersatzteile knapp sind, ein zweiter Flügel war nicht im Gepäck!
Weitere Funktionstests hat Kvyat ohne Frontflügel absolviert, was sehr seltsam aussieht. So schnell wird Red Bull Racing nicht vom Fleck kommen, denn ein neuer Flügel muss zuerst aus England eingeflogen werden. Keiner weiss, ob das Teil rechtzeitig hier in Jerez ankommen wird, um den Russen wieder vernünftig auf die Bahn zu schicken.
Kvyat muss sehr vorsichtig ans Werk gehen: ein Auto ohne Frontflügel ist extrem knifflig zu fahren, und ungefähr das Letzte, was der Rennstall nun braucht, sind noch mehr beschädigte Teile.
Teamchef Christian Horner mit Galgenhumor: «Unser Auto baut so viel Abtrieb auf, dass wir es uns leisten können, ohn Frontflügel zu fahren ...»
Bevor der Russe ohne Frontflügel auf die Bahn geschickt wurde, bat RBR beim FIA-Technikpolizisten Jo Bauer um eine Erlaubnis.
Gleiches Bild wie gestern: am schnellsten ist bislang Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel (schon fast zwei Sekunden schneller als am ersten Tag), der Trainingsfleissigste ist erneut der Silberpfeilfahrer, dieses Mal Lewis Hamilton.
Unter bewölktem Himmel hat Lotus den neuen E23 früher auf die Bahn gebracht als gestern noch befürchtet: Maldonado arbeitet sich durch die normalen Funktionstests, welche die Konkurrenz weitgehend gestern erledigt hat. Grössere Probleme gibt es bislang nicht.
Viele Piloten sind mit unmarkierten Reifen unterwegs. Es handelt sich um eine besondere Wintertestmischung von Pirelli, die verhältnismässig hart ist (also viele Runden erlaubt), sich jedoch schneller als üblich aufheizt (was auch notwendig ist, denn die Pistentemperatur beträgt nur 13 Grad).
Problemlos bislang die Arbeit bei Williams (Aerodynamiktests mit entsprechendem Messgitter von Bottas), Sauber (erster Einsatz von Felipe Nasr) und Toro Rosso (2015er Debüt von Max Verstappen).
Wer fahren kann, der tut das – Testunterbrechungen hat es bislang keine gegeben.
Jerez-Testzeiten (Tag 2) nach drei Stunden
1. Sebastian Vettel (D), Ferrari, 1:20,984 (31)
2. ?Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:22,490 (60)
3. ?Max Verstappen (NL), Toro Rosso-Renault, 1:24,167 (40)
4. ?Felipe Nasr (BR), Sauber-Ferrari, 1:24,338 (42)
5. ?Valtteri Bottas (FIN), Williams-Mercedes, 1:24,923 (20)
6. Pastor Maldonado (YV), Lotus-Mercedes, 1:28,193 (10)
7. ?Jenson Button (GB), McLaren-Honda, 1:54,671 (5)
8. ?Daniil Kvyat (RU), Red Bull Racing-Renault, – (nur Installationsrunden)