Pat Symonds: «Ferrari schaffte den grössten Schritt»
PAt Symonds über Felipe Massa: «Felipe fühlt sich hier bei uns immer wohler, er geniesst das Rennfahren wieder, und deshalb wird er auch immer schneller»
Pat Symonds, ist Williams mit den Fortschritten zufrieden, die während der Vorsaison-Testfahrten gemacht werden konnten?
Ja, bisher lief es ziemlich reibungslos. Da die Testmöglichkeiten immer stärker beschränkt werden und uns nur noch zwölf Tage für alle Tests blieben, mussten wir sehr viel disziplinierter an die Arbeit gehen. Man muss in dieser Zeit alle Zuverlässigkeitschecks schaffen und gleichzeitig die Performance verbessern. Bisher lief alles nach Plan, wir mussten nichts umstellen.
Wir haben noch nicht viel Zeit mit Performance-Arbeit verbracht, in den ersten beiden Tests haben wir uns ehrlich gesagt noch gar nicht darauf konzentriert. Erst jetzt beim dritten Test haben wir ein paar Dinge ausprobiert und es sieht vielversprechend aus. Es liegt noch ein Stück Arbeit vor uns, die beiden Mercedes liegen immer noch vorne und wir werden alles geben, um sie zu schnappen.
Hatten Sie erwartet, dass Mercedes auch in diesem Jahr eine derart starke Form zeigt?
Nein, wie die Meisten war auch ich überrascht von der guten Rundenzeit, die sie gestern schafften. Ich denke, da haben wir eine Vorstellung davon bekommen, wie stark Mercedes ist. Das war schon beeindruckend. Ich denke, wir sind in keiner schlechten Position. In China oder Bahrain werden wir wissen, wo wir stehen. Beim Saisonauftakt in Melbourne ist das noch schwer zu sagen. Ich denke, wir haben hart gearbeitet und ein gutes Auto produziert. Wir sind sicher nicht schlechter geworden.
Kann der FW37 die Lücke zu den Silberpfeilen weiter schliessen oder muss man einen Rückschritt in Richtung Ferrari und Red Bull Racing befürchten?
Ich glaube nicht, dass wir zurückfallen werden. Aber es ist schwer zu sagen, wie das Kräfteverhältnis aussieht. Wir versuchen es bei den Wintertestfahrten immer wieder und lagen mit unseren Prognosen auch schon oft genug falsch. Mercedes scheint immer noch vorne zu sein, wie gross der Vorsprung aber ist, lässt sich nicht sagen. Dahinter folgen wir selbst, Ferrari und Red Bull Racing, leistungsmässig liegen wir glaube ich sehr nahe beieinander.
Konnten die Schwachpunkte des vergangenen Jahres ausgeräumt werden?
Wir haben in einigen Bereichen ein paar bedeutende Änderungen vorgenommen, sowohl bei der Aerodynamik als auch hinsichtlich der Aufhängungsgeometrie. Wir gehen aber den gleichen Entwicklungsweg weiter, den wir im letzten Jahr eingeschlagen haben, denn damit hatten wir Erfolg.
Wie sehr gleicht das hier getestete Auto schon der Version, die beim Saisonauftakt in Melbourne zum Einsatz kommen wird?
Wir sind schon sehr nahe an der Melbourne-Spezifikation dran. Zwei, drei kleine Teile werden wir am Freitag in Melbourne noch testen, aber der Rest ist schon jetzt auf der Strecke.
Wieviel Potenzial lässt sich noch aus dem FW37 schöpfen? Wird sich das Auto während der Saison stark verbessern lassen?
In vielen Bereichen ist Potenzial erkennbar, das wir noch nicht ausgeschöpft haben. Ich bin überzeugt, dass wir noch stark zulegen können. Die aerodynamischen Tests wurden weiter beschränkt, das wird sich wohl in der Anzahl neuer Teile zeigen, die jede Woche produziert werden.
Ich bin aber zuversichtlich, dass wir gut aufgestellt sind, und zwar nicht nur beim Chassis, sondern auch bei den Produktionsprozessen und Techniken. Auch in diesen Bereichen, die von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen werden, verbessern wir uns fortwährend.
Wer wird in diesem Jahr nach Mercedes der grösste Konkurrent von Williams sein?
Derzeit deutet alles auf Ferrari. Die scheinen den grössten Fortschritt geschafft zu haben. Man darf aber keines der Spitzenteams abschreiben. Mit Red Bull Racing ist zu Rechnen und ich bin sicher, dass auch McLaren schnell wieder dabei sein wird, wenn erst einmal alle Kinderkrankheiten ausgeräumt worden sind.
Wie bewerten Sie die Leistung von Felipe Massa und Valtteri Bottas?
Felipe fühlt sich hier bei uns immer wohler, er geniesst das Rennfahren wieder, und deshalb wird er auch immer schneller. Valtteri hatte eine sehr gute Saison im vergangenen Jahr, das war quasi seine Rookie-Saison, denn 2013 hatte er eine sehr, sehr schwierige Zeit mit dem schwierigen Auto und auch das Team war noch nicht auf dem heutigen Niveau.
Wir haben eine gute Fahrerpaarung und profitieren auch von der Kontinuität, nachdem sich das Team 2014 noch im Aufbau befunden hatte. Die wenigen Änderungen, die im Team vorgenommen wurden, haben uns nur stärker gemacht.