Sauber und Giedo van der Garde: Streit bald beendet?
Bei den Medien war Giedo van der Garde in Melbourne ein gefragter Mann
In der jüngsten Anhörung über die Vorstösse der Anwälte von Giedo van der Garde fand Richter Clyde Croft klare Worte: «Ich wünsche mir, dass beide Parteien in dieser Angelegenheit ernsthaft miteinander diskutieren und sich auf eine Lösung einigen.» Die Anwälte des Niederländers bestätigten denn auch, dass man konstruktive Gespräche führe, die am Abend weitergeführt wurden.
Sollten sich die Streithähne bis zum nächsten Gerichtstermin am Samstag Morgen 9.30 Uhr Lokalzeit einigen, könnte das ein vorläufiges Ende des Sauber-Dramas bedeuten – zumindest für das Wochenende in Melbourne. Denn das Grundproblem – mehr Fahrer als Cockpits – bleibt auch über das Australien-Wochenende hinaus bestehen. Wie dieses gelöst werden soll steht noch in den Sternen.
Sicher ist: Van der Garde, dessen Schwiegervater Marcel Boekhoorn ein milliardenschwerer Investor ist, will kein Geld. Er will Rennen fahren. Doch wie viel Sinn macht es, diese Forderungen mit der Brechstange und zum Nachteil des ganzen Rennstalls durchsetzen zu wollen? Hinzu kommt: Lässt Sauber das zu, riskiert der Rennstall eine weitere Klage von Marcus Ericsson, der im Falle eines Einsatzes von Giedo van der Garde sein sicher geglaubtes Cockpit wieder räumen müsste.
Viele Formel-1-Kollegen stehen hinter van der Garde und argumentieren, dass man seine vertraglichen Zusicherungen auch einhalten müsse. Bei den Teamchefs dürfte die Sympathie für den ehemaligen Caterham-Piloten nicht ganz so gross sein. Denn wer will sich schon einen Fahrer ins Haus holen, der das eigene Wohl über die Interessen des Rennstalls stellt?
Die gerichtlichen Querelen, negativen Schlagzeilen und die Unsicherheit bis zur letzten Minute, welche Fahrer nun in den beiden Formel-1-Rennern sitzen werden, stören die ganze Mannschaft, und nicht nur die Teppichetage, von der van der Garde sich ungerecht behandelt fühlt. Das weiss auch der 29-Jährige, der schon nach seiner Ankunft in Melbourne erklärt hatte, dass dies nicht sein Problem sei, und damit wenig Teamgeist an den Tag legte.
Angesichts solcher Aussagen und mit Blick auf die schwierige finanzielle und rechtliche Lage, in der sich der Schweizer Rennstall jetzt befindet, rückt eine schnelle Schlichtung des Cockpit-Streits wieder in weite Ferne.