Ab 2016: Wird aus Toro Rosso das Renault-Werksteam?
Sebastian Vettel auf seiner Siegesfahrt mit Toro Rosso in Monza 2008
Wie in Melbourne zu erfahren war, sollen konkrete Gespräche zwischen dem österreichischen Unternehmen Red Bull und Renault im Gange sein – es geht um einen Verkauf des Toro-Rosso-Rennstalls an Renault.
Der letzte Auftritt als Werksteam (2002 bis 2010) brachte Renault zwei Fahrer-WM-Titel von Fernando Alonso (2005 und 2006) sowie zwei Siege in der Konstrukteurswertung ein.
Bei den Franzosen gibt es in der Konzernspitze um Carlos Ghosn ein Umdenken: Nur wenn bei einem Team, in dem ein Renault-Motor drin steckt, auch gross Renault draufsteht, kann man offenbar den maximalen Werbenutzen ziehen.
Wieso die Franzosen für diese Logik jahrelange Feldstudien mit Red Bull Racing brauchten, kann keiner sagen. Fakt aber ist: Viele Fans auf den Tribünen glauben, die RBR-Renner würden von Infiniti-Motoren befeuert – weil das gross auf den Seitenkästen steht.
In der Shopping-Liste der Franzosen blieb nach Abwägung nur Toro Rosso übrig. Denn im Gegensatz zu – spekulieren wir einmal – Sauber, Lotus oder Force India müsste beim italienischen Red-Bull-Juniorteam kein Schuldenberg übernommen werden.
Sollte der Verkauf in den nächsten Wochen oder Monaten über die Bühne gehen und Renault schon 2016 das Comeback geben, steht wohl die Zukunft der Nachwuchsförderung von Red Bull auf dem Prüfstand. Angesichts der derzeit so jungen Besetzung bei Red Bull Racing wird dort in nächster Zeit ohne aussergewöhnliche Ereignisse kaum ein Platz frei werden. Die Idee von Red Bull, den eigenen Nachwuchsfahrern das Sprungbrett in die Formel 1 zu bieten, wäre mit dem Verkauf von Toro Rosso vorbei.
Die Scuderia Toro Rosso ging aus dem von Red Bull Ende 2005 erworbenen Minardi-Rennstall hervor, der 1985 in der Formel 1 begonnen hatte. Das Team von Giancarlo Minardi und später Paul Stoddart kam in 340 Rennen auf 38 WM-Punkte.
Toro Rosso erzielte ab 2006 199 WM-Punkte, Höhepunkt war der Start-Ziel-Sieg von der Pole-Position von Sebastian Vettel, 2008 in Monza.