Formel 1: Die Wahrheit über Max Verstappen

Felipe Nasr und die unliebsame Paydriver-Diskussion

Kolumne von Vanessa Georgoulas
In Melbourne stellte Felipe Nasr sein Können unter Beweis

In Melbourne stellte Felipe Nasr sein Können unter Beweis

Obwohl sich Felipe Nasr das Sauber-Cockpit mit einer dicken Mitgift von seinem Sponsor sicherte, versteht der Brasilianer nicht, warum er immer wieder als Bezahlfahrer bezeichnet wird.

Felipe Nasr überzeugte bei seinem GP-Debüt in Melbourne. Für seine starke Fahrt wurde der Sauber-Pilot mit Platz 5 und zehn WM-Punkten belohnt. Nach dem Rennen wurde der Brasilianer gefragt, ob er mit seinem guten Ergebnis auch eine Art Antwort auf die Vorwürfe geliefert habe, letztlich nur ein Bezahlfahrer zu sein, weil eine üppige Mitgift seines Sponsors Banco do Brasil den Aufstieg in die Königsklasse erst ermöglicht hat.

Und Nasr erklärte: «Diesen Vorwurf habe ich sowieso nicht verstanden. Wenn Red Bull einen guten Nachwuchsmann fördert und ihm so ein Cockpit ermöglicht und wenn meine Sponsoren mir helfen – wo bitte ist da der Unterschied? Ich hatte eben das Glück, dass ich immer Firmen fand, die mir zu helfen bereit waren.»

Offenbar ist für den 22-Jährigen aus Brasilia ein Formel-1-Pilot nur dann Bezahlfahrer, wenn er seine Mitgift aus seinem Privatvermögen finanziert: «Ich habe nie selbst für ein Auto zahlen müssen. Die ganze Paydriver-Diskussion finde ich komplett idiotisch. Mir ist lieber, ich habe ein halbes Dutzend brasilianischer Unternehmen, die mir vertrauen, als nur eine Firma. Nicht zu vergessen mein Manager Steve Robertson, der in meine Karriere investiert hat. Das hat er nur bei einem anderen Fahrer getan, bei Kimi Räikkönen. Ich wurde mit 16 als Rennfahrer schon bezahlt, das ist nicht meine Definition von Paydriver.»

Fakt ist aber auch: Ohne seine üppige Mitgift hätte der Gesamtdritte der letztjährigen GP2-Meisterschaft und frühere Williams-Testpilot das Sauber-Cockpit nicht bekommen, denn das Schweizer Team war dringend auf frisches Geld angewiesen.

Die Gerichtsquerelen des Schweizer Rennstalls sowie das verwunderte Gesicht des letztjährigen Sauber-Stammpiloten Adrian Sutil bei der Verkündung von Felipe Nasr lassen erahnen, dass der ursprüngliche Plan eine andere Fahrerpaarung vorgesehen haben muss. Nasrs volle Taschen dürften angesichts der finanziellen Schieflage des Teams bei der Fahrerwahl eine sehr grosse Rolle gespielt haben.

Auch der Vergleich mit den Nachwuchsprogrammen der gegnerischen Teams hinkt: Schliesslich werden in der Regel nur jene Piloten innerhalb eines Junioren-Förderprogrammes unterstützt, die sich auf der Rennstrecke beweisen – und zwar immer wieder. Wer sich eine schwache Saison leistet, riskiert den Rausschmiss – zu gross ist die Auswahl an Rohdiamanten, die auf ihre Chance warten.

Ganz so gross dürfte der Erfolgsdruck bei Nasr nicht sein. Schliesslich wird er – wie er selbst einräumt – schon seit Jahren finanziell unterstützt, obwohl sein letzter Titelgewinn schon Jahre zurückliegt: 2011 gewann er die britische Formel-3-Meisterschaft. Danach folgten drei GP2-Jahre, in denen er jeweils den zehnten, vierten und dritten Rang eroberte. Seit seiner Kart-Zeit hat der Formel-1-Neuling 156 Autorennen bestritten. 19 davon hat er gewonnen und 60 Mal stand er auf dem Podest.

Zum Vergleich: Toro Rosso-Neuling Carlos Sainz, der von Red Bull in die Formel 1 befördert wurde, hat 166 Rennen bestritten und 29 davon gewonnen, 61 Mal stand er auf dem Podest. Sein erst 17-jähriger Teamkollege Max Verstappen hat bisher 47 Autorennen bestritten und 13 davon gewonnen, 22 Rennen beendete der Niederländer auf einem Podiumsplatz.

Die nackten Zahlen erzählen natürlich nicht die ganze Wahrheit und dass beim Debüt des Brasilianers im Albert Park nach der Startkollision nur noch 13 Piloten im Rennen waren und bloss elf Fahrer die Zielflagge sahen, schmälert die Leistung des Südamerikaners nicht wirklich.

Aber wenn man mehrere Millionen mit in ein Team bringt, darf man sich auch bei guten Leistungen nicht wundern, wenn man als Bezahlfahrer bezeichnet wird. Das ist ja an sich auch nichts Schlechtes, schliesslich kann auch ein Paydriver Talent beweisen und Erfolge in der Formel 1 feiern – Niki Lauda hat es vorgemacht.

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