Marc Surer: «Windbö bei Fernando Alonso? Blödsinn!»
Marc Surer: Gegner für Mercedes und schlüssige Erklärung des Alonso-Unfalls – beides nicht in Sicht
Marc, welche Erkenntnisse hat der Saisonstart in Melbourne geliefert?
Die Überlegenheit von Mercedes ist nach wie vor da, aber dahinter geht es tüchtig zur Sache. Ferrari ist zurück und damit haben wir jetzt den grossen Kampf um Platz 3, bei dem auch Williams und Red Bull Racing mitmischen.
Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff rechnet damit, dass Ferrari bald aufholen wird. Ist das nur Propaganda, oder war Vettels dritter Platz in Melbourne tatsächlich schon ein Fingerzeig?
Es war natürlich eine kleine Warnung. Wenn Ferrari gleich so gut in die Saison startet, kann man davon ausgehen, dass sie zulegen können. Sie werden den Motor weiter verbessern und noch ein bisschen aufschliessen zu Mercedes.
Nico Rosberg hat Sebastian Vettel in Malaysia zum Team-Meeting bei Mercedes eingeladen. Wird Vettel dabei überhaupt die Chance bekommen, ein wenig zu spionieren?
Die werden ihm natürlich nichts erzählen, was er nicht wissen darf und sicherlich keine heissen Daten auftischen. Wenn ein Techniker oder Ingenieur von Ferrari in die Garage kommen würde, hätte Mercedes wahrscheinlich mehr zu befürchten.
Fernando Alonso gibt nach seiner Gehirnerschütterung vom Testunfall am 22. Februar in Barcelona sein GP-Debüt im Cockpit von Honda-McLaren. Kann der Spanier eine Hauptrolle spielen?
Das kann ich mir nicht vorstellen. Honda hat zu meinem Erstaunen grosse Anlaufschwierigkeiten gehabt und muss noch einiges aufholen. Ich denke zwar, dass sie sich in dieser Saison steigern werden, aber rechnen darf man mit dem Team erst im nächsten Jahr.
Und Alonso selbst? Wird er wieder der Alte sein?
Wenn er im Auto sitzt, dann vergisst er alles und wird fahren wie immer. Aber die grosse Frage bleibt doch unbeantwortet: Was ist eigentlich genau passiert bei seinem Unfall?
Die Erklärung des Teams – eine Windbö.
Blödsinn! Das war der erste Verdacht, weil der Toro Rosso von Carlos Sainz junior in der gleichen Kurve abgeflogen ist. Aber im Gegensatz zu Alonso fuhr dieser am Limit. Das Komische bei der ganzen Sache ist, dass Alonso überhaupt nicht am Limit fuhr. Alonso meint sich zwar inzwischen erinnern zu können, dass die Lenkung vor dem Unfall schwergängig war, aber McLaren-Honda ist immer noch auf der Suche, und von der FIA haben wir auch noch nichts gehört. Hat er gemerkt, dass etwas mit ihm oder dem Auto nicht stimmte? Man weiss es nicht und wird es vielleicht auch nie erfahren.