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Lotus: Adderly Fong nach Carmen Jordá, neuer Geldesel

Von Mathias Brunner
Neu bei Lotus: Adderly Fong

Neu bei Lotus: Adderly Fong

Der Lotus-Rennstall hat einen neuen Entwicklungsfahrer: den Chinesen Adderly Fong. Der bringt dem Team ungefähr so viel wie die hoffnungslose Hinterherfahrerin Carmen Jordá.

Spott und Hohn waren gross, als Lotus die Spanierin Carmen Jordá als so genannte Entwicklungsfahrerin bekanntgab. Rob Cregan, Jordás Stallgefährte 2012 in der GP3, ätzte, Carmen könne nicht einmal einen Film entwickeln, geschweige denn einen Formel-1-Renner. Die Rennfahrerin reagierte postwendend: «Alles nur Neider.»

In Tat und Wahrheit ist Jordá für Lotus ein Geldesel, nicht mehr und nicht weniger. Und ungefähr das Gleiche trifft auf Adderly Fong zu, dessen Verpflichtung Lotus verkündet hat. Ebenfalls als Entwicklungsfahrer.

Lotus im Zitat: «Adderly wird einem Entwicklungsprogramm für Fahrer unterzogen und wird im Simulator dazu beitragen, den E23 Hybrid zu verbessern.»

Fong, der in der GP3-Serie sowie in der GT Asia antreten will: «Das ist eine wunderbare Gelegenheit für mich. Ich werde an den GP-Wochenenden lernen können, wie ein Formel-1-Team funktioniert. Das ist eine tolle Grundlage für meine Zukunft als Formel-1-Pilot. Ich will der erste Chinese sein, der bei einem Formel-1-WM-Lauf an den Start geht.»

Eine Zukunft als Grand-Prix-Pilot? Wir erlauben uns, Skepsis anzumelden, denn Fong ist eher ein Waagrechtstarter.

Erstmals in einem Formel 1 sass der heute 25-Jährige im vergangenen Oktober – in Valencia. Der in Vancouver (Kanada) geborene Hongkong-Chinese steuerte jenen 2012er Sauber C31-Ferrari, den eigentlich Simona De Silvestro weiter testen sollte, aber leider gab es Unstimmigkeiten zwischen dem Schweizer Rennstall und dem Management der talentiertesten Monoposto-Frau. Also tat Sauber das einzig Richtige: Man gibt das Auto anderen Test- und Bezahlwilligen, statt es in einer Ecke Staub ansetzen zu lassen.

Adderly Fong Chun-Yu begann seine Einsitzerkarriere 2006 in der asiatischen Formel Renault. Im gleichen Jahr versuchte er sich auch in der asiatischen Formel Renault V6. Ein Jahr später wurde er in dieser Kategorie Gesamt-Sechster. 2008 blieb er im deutschen Formel-3-Cup ohne Punkte, 2009 wurde er Gesamt-16. 2010 waren Einsätze in der britischen Formel 3 kaum als Durchbruch zu bezeichnen: Punkte gab es erst im letzten Rennen der Saison. (erneut 16. Platz im Gesamtklassement). 2011 war von Aufwärtstrend wenig zu sehen – 22. Rang.

Erfreulicher lief es 2012 im chinesischen Audi R8 LMS-Cup: Rang 2 hinter Marchy Lee. Das bewog Fong, 2013 in der GP3 anzutreten. Bestes Ergebnis: Rang 9 in England. Es war die einzige Punktefahrt, das ergab am Ende des Jahres Rang 21. Dafür gewann er in China den Audi-Cup.

Es kam für Fong noch besser: er durfte in Abu Dhabi 2014 im aktuellen F1-Renner von Sauber zum Training ausrücken. Der Chinese schaffte es zwar nur, den vom Technik-Pech verfolgten Caterham-Söldner Will Stevens hinter sich zu lassen, trotzdem war er hinterher sichtlich begeistert.

«Eine überwältigende Erfahrung», erklärte Fong. «Schon in der ersten Runde war Fernando Alonso hinter mir, und das Team funkte mir das durch. Da dachte ich: Okay, stimmt, ich bin jetzt in der Formel 1! Das war so etwas wie ein glücklicher Schock. Es war ziemlich schwierig, alles im Griff zu haben und die Reifen ins Arbeitsfenster zu bringen. Die Reifenarbeit ist sehr knifflig, aber auch die Fahrzeugabstimmung ist eine Herausforderung. Das Auto war ganz anders als alles, was ich zuvor gefahren bin, deshalb musste ich mich erst einmal zurecht finden.»

Ex-GP-Pilot Martin Brundle sagt: «Natürlich wäre es gut, einen Fahrer aus China in der Formel 1 zu haben. Aber Fakt ist, dass Fong wegen seines Geldes engagiert wird. Bisher hat er sich noch nicht durch Ergebnisse für die Formel 1 empfohlen, diesen Beweis muss er erst noch erbringen.»

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