Weltmeister Lewis Hamilton sauer: Mercedes-Speed weg
Da war die Welt von Lewis Hamilton noch in Ordnung: der Mercedes-Star führt
Einige im Fahrerlager von Sepang reiben sich ein wenig verwundert die Augen: Ferrari hat gewonnen, Mercedes hat verloren. Dabei sah es noch vor zwei Wochen in Melbourne so aus, als wären die Silberpfeile in diesem Jahr unschlagbar. Was nur ist passiert?
Wer jedoch genauer hinschaute, der konnte schon am Freitag erkennen, dass Ferrari hier ganz stark sein würde – die Dauerläufe von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen waren überaus eindrucksvoll, kein Auto ging so sanft mit den Reifen um wie der Ferrari. Und das ist auf einer Piste, die mehr als 60 Grad heiss wird, eben der Schlüssel zum Erfolg.
Auf diese Weise konnte Ferrari mit einer Zweistoppstrategie zum Sieg fahren, Sebastian Vettel verwendete zwei Mal die weichere Mischung (also den mittelharten Pirelli) und zum Schluss den härtesten Reifen der Mailänder.
Mercedes hingegen musste drei Mal wechseln, und da spielte es auch keine Rolle mehr, dass nicht im gleichen Rhythmus gefahren wurde. Lewis verwendete mittelhart, hart, mittelhart und hart. Nico versuchte sein Glück mit mittelhart, hart, hart, mittelhart.
Als Formel-1-Champion Lewis Hamilton klar war, dass es eine Niederlage setzen würde, begann er am Funk zu jammern: «Das ist falsche Reifen, Mann», deponierte er bei seinem Renningenieur Peter Bonnington nach dem letzten Stopp. Der klärte seinen Piloten dann in Ruhe darüber auf, dass dies die einzige Option war.
Ferrari hatte für Vettel vor dem Rennen zwei brandneue Sätze harter Reifen und zwei Sätze der mittelharten, Mercedes hatte sein Glück mit drei Sätzen der harten versucht und einem Satz mittelharten.
Die Wahrheit aber ist: das alles hätte kaum etwas geändert. Der Ferrari war bei diesen Bedingungen an diesem Nachmittag in Sepang einfach das schnellere Auto und basta.
Damit musste auch Lewis Hamilton leben, der nach dem Rennen grummelte: «Ich habe alles gegeben, aber Ferrari war einfach zu schnell für uns. Die Balance meines Autos war nicht gut. Ich bin mir nicht sicher, ob es etwas geändert hätte, wenn ich mit anderen Reifen unterwegs gewesen wäre. Wie es scheint, war bei uns einfach der Reifenverschleiss grösser, und das hat den Ausschlag gegeben.»
Natürlich kam die Frage: Was hätte sich geändert, wäre Lewis bei der Safety-Car-Phase wie Vettel auf der Bahn geblieben und nicht gleich zum Boxenstopp hereingekommen?
Hamilton: «Ich glaube nicht, dass sich dadurch viel geändert hätte. Aber Fakt ist, dass ich nach dem ersten Stopp viel Boden gutmachen musste, und von Vorteil war das bestimmt nicht.»
«Der Wagen untersteuerte das ganze Rennen über zu stark, also war es noch schwieriger, mit den Reifen hauszuhalten. Ich habe im Auto verstellt, was du eben alles so verstellen kannst, aber richtig zufrieden war ich mit der Fahrzeugbalance nie.»
«Und was die Reifenwahl angeht – da werden wir uns in Ruhe zusammensetzen und dann analysieren, was besser gewesen wäre.»
Aus dem Mercedes-Lager sind die Bedenken von Hamilton schnell ausgeräumt: beim letzten Reifenwechsel hatten die Ingenieure die Wahl zwischen neuen harten Reifen und bereits benutzen mittelharten. Die Techniker hielten den neuen Gummi für den vielversprechenderen, daher diese Wahl.