Paul Hembery: Kritik an Sebastian Vettel
Kein Fan der neuen Helmdesign-Regel: Sebastian Vettel muss bei jedem GP in diesem Jahr im weissen Helm ausrücken
Dass die Formel 1 in der Krise steckt, ist trotz des spannenden Malaysia-GP und Sebastian Vettels Überraschungssieg für Ferrari nicht von der Hand zu weisen. Ideen, wie die Königsklasse des Motorsports wieder zu altem Glanz und Ruhm finden kann, gibt es viele.
Einige Versuche, die Rennen und die WM für die Fans attraktiver zu gestalten, stiessen auf wenig Gegenliebe bei den Zuschauern – etwa die doppelten WM-Punkte am Saisonende (die zum Glück wieder abgeschafft wurde) oder die neue Helmdesign-Regel, die den Fahrern nur noch ein Helmdesign pro Jahr gewährt, damit von Aussen besser erkennbar ist, wer im Auto sitzt.
Vettel, der durch seine abenteuerlichen Kopfschutz-Varianten immer wieder für frischen Wind in der Boxengasse gesorgt hatte, gehört verständlicherweise zu den Kritikern der neuen Regel. Wie gewohnt erklärte er auf Nachfrage auch offen, was er davon hielt. Dafür erntet der Ferrari-Star nun Kritik von Paul Hembery. Der Motorsportdirektor des Formel-1-Reifenausrüsters erklärte im Interview mit The Guardian: «Unser Sport wird von der Technik dominiert. Ich würde lieber die Fahrer im Mittelpunkt sehen, sodass sie die Könige sind, die Stars, zu denen die Fans aufschauen.»
Der 49-jährige Brite verweist auf die NASCAR, in der die Fahrer die Superstars sind, die den Unterschied machen und die für die Fans auch greifbarer sind und schimpft: «Aber wir haben Piloten, die nicht einmal verstehen wollen, warum es Mist ist, jedes Rennwochenende mit einem anderen Helmdesign auszurücken, und darüber meckern.»
Er erklärt: «Jeder kennt die Helmdesigns der Rennfahrer-Ikonen, bis hin zu denen von Graham Hill und Ayrton Senna. Das ist Teil ihrer Identität, denn so sehen sie die Fans. Es war also eine sehr weise Entscheidung, die Fahrer anzuweisen, ein Helmdesign für das ganze Jahr zu registrieren.»
Hembery schwebt auch eine Neuorganisation des Rennwochenendes vor: «Ich finde die Idee, das Qualifying Freitagnacht zu fahren, gut. So kann man den Organisatoren etwas bieten, das sie zusätzlich verkaufen können. Man hat einen Gewinn. Vielleicht wäre auch ein Sprint-Rennen am Samstag angebracht, als Extra-Angebot, damit die Fans auch am Samstag ein Ergebnis und Podestplätze erleben können.»
Der Reifen-Experte fügt an: «Es liegt nicht an uns zu sagen, was die Leute ändern sollen, oder wie sie das machen müssen. Aber es muss sich was ändern. Wir sind gespannt, was 2017 passieren wird, wenn wir über eine einen neuen Vertrag als Reifenausrüster nachdenken. Wir wollen sehen, wie der Plan aussieht. Wir sind hier Teil der Unterhaltungsindustrie. Das mag einigen Leuten nicht gefallen, aber wenn wir nicht unterhalten, schauen die Leute nicht mehr zu, und dann wollen auch keine Sponsoren mehr kommen. Das ist ein Teufelskreis.»
Zum Schluss betont Hembery noch: «Das aktuelle Business-Modell funktioniert nicht für genügend Leute. Veränderung ist nötig und im aktuellen System lässt sich diese nur sehr langsam und schwerfällig umsetzen. Da sind zu viele Parteien, die unterschiedliche Interessen vertreten. Jemand muss nun sagen, wo es lang geht. Wir können es uns nicht mehr leisten, uns ein weiteres Jahr im Kreis zu drehen, um den grossen Kompromiss zu finden.»