Marc Surer: «Für Audi bleibt doch nur die Formel 1»
Marc Surer
Marc, wie hast du dein erstes Rennen als TV-Zuschauer seit beinahe 20 Jahren erlebt?
Es war ein sehr komisches Gefühl. Ich kam mir etwas nutzlos vor, aber es war auch interessant. Ich habe es zum Beispiel genossen, die Einschätzungen von Adrian Sutil zu hören. Wobei es mich beruhigt hat, dass wir in vielen Dingen ähnlicher Meinung sind. Wenn mir bei der Übertragung etwas aufgefallen ist, habe ich eine SMS an Sascha Roos geschickt.
Waren dir die Motorengeräusche vor dem Fernseher zu leise? Die Vertreter der Formel 1 möchten ja die Königsklasse von 2017 an wieder lauter und aggressiver ausrichten.
Meiner Ansicht nach muss die Formel 1 mit der Zeit gehen, deswegen bin ich ein Befürworter der Hybrid-Technologie. Aber ich mag natürlich auch schnellere Autos. Zu meiner aktiven Zeit von 1979 bis 1986 sind wir bei viel schlechterer Strassenlage mit 1000 PS im Rennen gefahren. Verglichen dazu sind die heutigen Autos mit rund 800 PS etwas zu brav. Ich würde es begrüssen, wenn die Formel 1 wieder aggressiver würde.
Wäre 2017 auch ein möglicher Zeitpunkt, an dem man sich einen Einstieg von Audi vorstellen könnte?
Wenn man ehrlich ist, muss man sagen, dass Audi bei seinem Prestige-Rennen in Le Mans nur noch verlieren kann. Dort werden sie irgendwann geschlagen werden und verlieren das Image des Unbezwingbaren. Damit bleibt für Audi nur noch die Formel 1 als Steigerung. Aber 2017 ist für einen sorgfältig geplanten Einstieg viel zu früh.
Glaubst du, dass Nico Rosberg mit seinem Sieg in Barcelona nun den wahren Zweikampf gegen Lewis Hamilton eröffnet hat?
Ich denke schon, weil der Knoten mit Pole-Position und einem Start-Ziel-Sieg jetzt geplatzt ist. Das wird ihm Auftrieb geben und wir werden wieder den alten Rosberg erleben.
Rosberg hat 2013 und 2014 in Monaco gewonnen. Er könnte dieses Mal den Hattrick schaffen. Liegt ihm der Kurs in der Heimat?
Ich glaube schon, dass er sich dort sehr wohl fühlt. Rosberg hat einen sehr präzisen Fahrstil, der perfekt zu Monaco passt, weil man dort keine Fehler machen darf.
Ist Monaco eine Strecke, bei der die Ferrari-Fans wieder leise auf eine Überraschung hoffen dürfen?
Ich bin selber gespannt. Die Situation ist insofern neu, als dass erstmals die weichen und superweichen Reifen gefahren werden. Damit hat man so viel mechanischen Grip, dass kleinere Schwächen am Auto kaschiert werden. Man kann dann auch mit einer nicht ganz idealen Straßenlage schnell um die Kurven fahren. Das wird einigen Teams helfen. Aber eines ist auch klar: Mercedes ist überall schnell.
Dein Comeback in der Moderatoren-Kabine wird wegen der Krücken weniger rasant werden.
Ja, das Reisen ist etwas beschwerlicher, und Monaco ist für mich derzeit nicht die ideale Strecke. Es gibt hier viel zu viele Treppen!