Alex Wurz (ORF): So tappen Fahrer in die Monaco-Falle
Ernst Hausleitner und Alexander Wurz
Der 68fache GP-Teilnehmer Alexander Wurz hat sich das erste Training zum Monaco-GP in Ruhe angeschaut. Aus eigener Erfahrung weiss der heute 41-Jährige: das Klassement ist mit grosser Vorsicht zu geniessen, denn keine Rennstrecke entwickelt sich so rasant wie der Strassenkurs an der Côte d’Azur.
Alex, was haben wir aus den ersten Training lernen können?
Dass sich das Klassement ergibt aus der Fähigkeit der verschiedenen Fahrzeuge, die Reifen schnell auf Betriebstemperatur zu bringen.
Viele Fahrer haben sich über Funk darüber beschwert, dass sie die Reifen nicht ins optimale Betriebsfenster bekommen. Wieso ist das heute so schwierig?
Monaco ist grundsätzlich eine Strecke, die aufgrund ihrer Charakteristik wenig Energie in den Reifen bringt, weil die Kurvengeschwindigkeiten so langsam sind. Zudem ist der Asphalt glatt und rutschig. Zudem ist es aufgrund der Schlechtwetterfront eher kühl.
Wie gross ist die Gefahr, sich in so einem Training dann verlocken zu lassen, von der Abstimmung her in die falsche Richtung zu gehen?
Diese Gefahr ist besonders gross, eben deshalb, weil die Reifen bislang nicht so gut funktionieren. Wenn du gleichzeitig Probleme mit der Balance hast, dann kann es vorkommen, dass du dich mit der Abstimmung fast rettungslos verirrst. So bald mehr Gummi auf die Strecke kommt und es vielleicht auch wieder wärmer wird, dann kann die Balance eine ganz andere sei. Ungeachtet der Verhältnisse heute: die grosse Kunst in Monaco für die Techniker und die Fahrer besteht darin, gewissermassen vorherzusehen, wie sich die Strecke entwickelt. Sie sprechen daher oft davon, dass man die Piste auf sich zukommen lassen muss.
Man muss also geduldig bleiben.
Genau. Du darfst dich nicht in vorschnelle Schlüsse treiben lassen, nur weil im ersten Training die Reifen nicht wie gewünscht arbeiten. Reagierst du zu stark, dann kannst du dich leicht verzetteln, und dann stehst du im komplett Wald, wenn die Piste besser und besser wird. Die Teams arbeiten nun zunächst daran, den Reifen zum Arbeiten zu bringen. Erst dann ist es ratsam, die Balance anzugehen.
Wird Monaco das Kräfteverhältnis aus den fünf Rennwochenenden zuvor verändern?
Das könnte schon sein, weil die Techniker auf klassischen Strecken viel schneller darauf kommen, wie der Reifen optimal zu nutzen ist. Alles dreht sich hier um die Arbeit mit dem Reifen. Dadurch könnte sich hier das Kräfteverhältnis verschieben, auch deshalb, weil die Teams hier erstmals den superweichen Reifen einsetzen.
Was erwartest du am Sonntag?
(Beginnt zu lachen) Hoffentlich wärmeres Wetter!