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Reifen 2017: Pirelli oder Michelin? So geht es weiter

Von Agnes Carlier
Rennchef Pascal Couasnon

Rennchef Pascal Couasnon

Michelin-Sportchef Pascal Couasnon spricht über die vielfältigen Gründe, wieso sich Michelin bei der FIA um den Job des Formel-1-Alleinausrüsters ab 2017 beworben hat.

Am 17. Juni ist die Bewerbungsfrist beim Automobil-Weltverband FIA abgelaufen, sich um den Posten des Formel-1-Reifenausrüsters zu bewerben, dies für die Laufzeit von drei Jahren, von 2017 bis und mit 2019.

Die FIA nimmt offiziell keine Stellung dazu, wieviele Dossiers eingereicht worden sind. Unseren Informationen zufolge sind es lediglich zwei: Pirelli und Michelin.

Pascal Couasnon, seit 2012 Sportchef des französischen Reifenherstellers Michelin, hat bereits betätigt, dass sich das Unternehmen aus Clermont-Ferrand beworben hat. Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com sagt der gelernte Chemiker, wieso der Zeitpunkt für Michelin der richtige ist, erstmals seit 2006 die Grand-Prix-Bühne wieder zu betreten.

«Eigentlich wollten wir uns schon 2010 bewerben», sagt der dreifache Familienvater eingangs. Aber damals bestand bei Michelin die Grundbedingung, dass man in der Formel 1 Konkurrenz suche. Die FIA suchte jedoch einen Alleinausrüster. Damit hatte sich eine Bewerbung der Franzosen erledigt. Inzwischen ist Michelin von diesem Punkt abgerückt.

Couasnon über die Vorstellungen von Michelin: «Wir wollen den Reifen wieder als Hightech-Produkt verkaufen. Wir wollen die Fahrer fordern, indem wir einen Reifen bauen, mit dem sie ständig voll fahren können. Gegenwärtig sind die Piloten mit nur 60 bis 80 Prozent ihrer Möglichkeiten unterwegs. Sie haben Angst, ihre Reifen zu beschädigen. Das ist nicht, wie wir uns den respektvollen Umgang mit dem Thema Reifen vorstellen. Wir wollen extremen Sport, in dem jeder 100 Prozent gibt.»

«Wir wollen ferner 18-Zoll-Räder, wie sie sich auch in anderen Renndisziplinen eingebürgert haben. Wir wollen einen echten Wissenstransfer von der Rennstrecke auf die Strasse. Es gab gute Gründe, in den Langstreckensport einzusteigen und in Le Mans zu fahren. Jeder Einsatz eines Piloten in Le Mans dauert im Schnitt zweieinhalb Mal so lang wie bei einem Grand Prix, und wir fahren dort im Schnitt mit 230 km/h. Wir wollen das Image des Reifens in der Formel 1 verbessern.»

«Wir finden es nicht gut für das Image der Reifenindustrie, wenn wir in der Formel 1 Wegwerf-Reifen haben. Gleichzeitig höre ich den Vorwurf, wir würden steinharte Reifen bauen. Aber das stimmt nicht. Le Mans beweist, dass wir Reifen bauen, die sehr haltbar sind, die aber dank ihrer Haftkraft eine gute Show ermöglichen.»

«Der Wechsel zum 18-Zoll-Rad ist für uns wichtig, weil es auf keinem Parkplatz Räder und Reifen wie in der gegenwärtigen Formel 1 gibt. Die Belastung eines Reifens in Le Mans ist grösser als bei einem Formel-1-Renner. Wir glauben, dass ein 18-Zoll-Reifen den Belastungen im GP-Sport hervorragend widerstehen kann, wir könnten leicht einen Reifen bauen, der eine oder sogar zwei GP-Distanzen lang hält.»

«Aber ich möchte betonen – wir haben jedes Interesse daran, dass die Rennen für die Fans eine gute Show sind. Wir wollen keine Prozession von Autos mit null Überholmanövern. Wir wollen interessante Grands Prix.»

Der weitere Verlauf: Bis zum 17. Juli entscheidet die FIA, ob die Kandidaten alle Anforderung in Sachen Technik und Sicherheit erfüllen. Niemand zweifelt auch nur eine Sekunde an, dass Michelin und Pirelli hervorragende Kandidaten sind.

Gemäss üblichem FIA-Vorgehen müsste die Entscheidung dann drei Monate nach Ende der Bewerbungsfrist veröffentlicht werden, das wäre Mitte September.

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