Formel 1: Force India kämpft für alle kleinen Teams
David gegen Goliath: Der stellvertretende Force India-Teamchef Bob Fernley und Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff im Gespräch
Geht es um die Entscheidungen der Formel-1-Strategiegruppe, also jenes Gremiums, das über die Zukunft der Formel 1 berät, dann findet Robert «Bob» Fernley klare Worte. Der stellvertretende Force India-Teamchef sorgte mit seinen Aussagen zu den Beratungen der Teamchefs von Ferrari, Mercedes, Red Bull Racing, McLaren und Williams sowie der Vertreter des Automobilweltverbands FIA und der Rechteinhaberin CVC Capital Partners schon für viel Wirbel.
So verriet der Brite nach einer Sitzung sichtlich verärgert: «Die Hersteller-Teams hatten nicht das geringste Interesse an einer Diskussion über eine Kostenkontrolle oder eine gerechtere Verteilung der Einnahmen.» Doch genau dafür setzt sich Force India ein – und sieht sich dabei in der Rolle als Sprachrohr für die kleineren Rennställe, die mit vergleichsweise wenig Mitteln gegen die Grossen des Sports antreten.
Im Interview mit den Kollegen von F1i.com bestätigt Fernley: «Ich denke, wir tragen eine Verantwortung gegenüber den unabhängigen Teams, denn wir sind die Einzigen, die ihre Position in der F1-Strategiegruppe vertreten. Die anderen Teilnehmer geniessen uns gegenüber viele Vorteile, auch finanzieller Natur. Das nehme ich sehr ernst und handle deshalb nicht nur im Interesse von Force India, sondern im Sinne der aller kleineren Teams und nicht zuletzt auch im Sinne der Formel 1 selbst.»
Auf den Einwand, dass die Eigeninteressen am Ende doch die wichtigsten seien, erklärt Fernley: «Ich denke, wir waren mit dem früheren System, in dem die FIA oder die Rechteinhaber die Konzepte einreichte, die dann von der technischen und der Sport-Arbeitsgruppe abgesegnet werden, sehr lange sehr erfolgreich. Ich sehe ein, dass unser Stimm-System die Gefahr einer Blockade durch ein oder zwei Teams in sich birgt, deshalb muss es angepasst werden. Ich denke, es war ein Fehler, die Strategiegruppe ins Leben zu rufen. Ich glaube nicht, dass sie in der Formel 1 eine grosse Rolle spielt.»
Fernley ist überzeugt: «Für uns spielt es keine Rolle, ob man Marussia oder Ferrari heisst, die Kosten sind die gleichen. Deshalb sollte auch jeder mitreden dürfen, wenn es um die Regeln geht. Wir brauchen Regeln, die es allen erlauben, wettbewerbsfähig zu sein, sodass die Rennen auch spannend sind. Das ist durchaus realisierbar, aber dazu braucht es auch den Willen, etwas verändern zu wollen. Leider sind die grossen Teams aber so stark geworden, dass es unmöglich ist, sie in die Knie zu zwingen.»