Lotus: Für Renault-Deal nur noch neun Tage Zeit!
Lotus-Fahrer Romain Grosjean in Singapur
In letzter Zeit, so scheint es, steht Lotus fast öfter vor Gericht als in der Startaufstellung zu einem Formel-1-WM-Lauf: Heute Freitag war in London wieder ein Termin am Obersten Gerichtshof angesetzt. Schon zwanzig Stunden nach dem Italien-GP in Monza – bei dem beide Lotus schon in der zweiten Runde ausschieden – hatten sich Vertreter des Rennstalls vor dem Obersten Gerichtshof in London verantworten müssen: Die Steuerbehörde Ihrer Majestät hatte den Antrag gestellt, den Rennstall für zahlungsunfähig zu erklären.
Richter Colin Birss musste dabei entscheiden, ob ausstehende Zahlungen der so genannten direkten Steuern (Her Majesty's Revenue and Customs) dazu berechtigen, Lotus als insolvent einzustufen. Die direkten Steuern werden unmittelbar beim Steuerschuldner festgesetzt und erhoben. Zu den direkten Steuern zählen Steuern auf das Einkommen und das Vermögen.
Wohin Insolvenz bei einem Rennstall führen kann, haben wir im vergangenen Jahr bei Caterham und Marussia gesehen – Caterham trat nach einer kurzen Pause noch beim WM-Finale von Abu Dhabi an, konnte aber letztlich nicht gerettet werden und wurde aufgelöst; Marussia wurde gerettet und tritt heute als Manor-Marussia wieder in der Formel 1 an.
Vertreter von Renault baten den Richter damals erfolgreich um einen Aufschub, weil bis zum nächsten Termin die Übernahme des Rennstalls mit grosser Wahrscheinlichkeit besiegelt sein wird und damit die Finanzprobleme von Lotus gelöst sein könnten. Aber das ist nicht passiert.
Nun hat Lotus eine letzte Frist eingeräumt erhalten: die nächste Anhörung findet statt am 28. September, das ist der Montag nach dem kommenden Japan-GP. Richter Birss machte aber auch klar – das ist nun wirklich der letzte Aufschub. Lotus muss bis dann eine Lösung mit Renault gefunden haben, sonst wird über den Rennstall die Zahlungsunfähigkeit verhängt.
Vertreter der Steuerbehörden geben zu bedenken, dass man wiederholt vertröstet worden sei. Vertreter von Lotus zeigten dem Richter hingegen vertrauliche Dokumente darüber, welche Fortschritte die Verhandlungen gemacht hätten seit dem Termin nach Monza. Dabei ist von einer Absichtserklärung die Rede, das Team in die Hände von Renault zu übergeben. Offenbar hat das den Richter überzeugen können, Lotus mehr Zeit zu geben.