Singapur-GP: Ferrari und Red Bull entzaubern Mercedes
Die Fans staunen über Sebastian Vettel und Ferrari
Nicht nur Formel-1-Fans wundern sich über das Ergebnis im dritten freien Training – zwei Ferrari vorne (Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen), dann zwei Red Bull Racing-Renault (mit Daniil Kvyat schneller als Daniel Ricciardo), erst dann folgen die erfolgsverwöhnten Mercedes (Lewis Hamilton vor Nico Rosberg).
Huch, was ist denn jetzt passiert?
Der frühere Force-India-Fahrer Paul Di Resta wundert sich auch: «Es macht wirklich den Anschein, als würde den Mercedes-Fahrern eine steife Brise entgegenwehen. Nicht nur, dass sie in den Auspuff der Ferrari schauen müssen, sie fahren auch dem Red Bull Racing-Duo hinterher.»
Damon Hill, Formel-1-Champion der Saison 1996 mit Williams, meint: «Mir scheint, das Geheimnis von Ferrari liegt darin, wie gut der Ferrari auf den ganzen Randsteinen liegt, Vettel und Räikkönen können da drüberbrettern, ohne dass dies die Fahrzeugbalance besonders zu beeinträchtigen scheint. Die Mercedes schauen da nicht so gut aus.»
GP-Sieger Johnny Herbert findet: «Ich glaube, Ferrari schafft es besser, die Reifen ins richtige Funktionsfenster zu bringen. Zudem ist der Strassenkurs von Singapur sehr buckelig. Offenbar liegen der Ferrari und der Red Bull besser als der Mercedes. Die beste Runde von Vettel war nicht perfekt, ich glaube, Sebastian kann sogar noch mehr!»
Schon in Monza hatte Ferrari im Training stärker als zuvor ausgesehen – weil die italienischen Motorentechniker für Abschlusstraining mehr Leistung freigeben als früher.
Und wieso ist Red Bull Racing so stark, wo doch ständig über den Renault-Motor genörgelt wird? Damon Hill: «Weil pure Motorleistung in Singapur nicht so wichtig ist, hier ist gute Fahrbarkeit gefraft. Und weil das RBR-Chassis vorzüglich ist.»
Sebastian Vettel ist zum dritten Mal 2015 nach Monaco und Österreich Schnellster im letzten freien Training, aber mit Ferrari ist ihm noch keine Pole-Position gelungen. Schafft er das heute?
Alles deutet vor dem Qualifying in der Nacht von Singapur darauf hin, dass Lewis Hamilton und Mercedes eine mögliche Feierstunde gründlich verdorben werden könnte. Denn eigentlich wollte Lewis Hamilton hier seine achte Pole in Folge holen – damit hätte er nicht nur sein Idol Ayrton Senna eingeholt. Lewis wäre auch der erste Formel-1-Fahrer überhaupt, der acht Poles in der gleichen Saison schafft.
Mercedes wiederum will hier eigentlich die 24. Pole in Folge schaffen, damit wäre der Rekord von Williams 1992 und 1993 eingestellt. Aber wenn wir das dritte freie Training als Massstab nehmen, sieht das nicht danach aus, als ob Mercedes heute Abend den Champagner öffnen kann.
Nochmals Damon Hill: «Ganz wichtig wird sein, wie sich die nun fallende Pistentemperatur auf die Konkurrenzfähigkeit der verschiedenen Autos auswirken wird.»
Mercedes-Technikchef Paddy Lowe gibt zu, bevor er mit seinen Ingenieuren über den Daten brütet: «Das ist unser wahrer Speed, wir machen uns Sorgen.»
Oder kommt Mercedes am Ende mit den neuen Reifendrücken von Pirelli nicht klar?