Verrückt: Fernando Alonso im Red Bull Racing-Ferrari
Fernando Alonso: Bei solchen Geschichten könnte einem glatt der Kopf rauchen
So langsam müssen wir uns ernsthaft die Frage stellen: Ist die Hitze von Singapur einigen etwas zu Kopf gestiegen? Oder haben wir schon wieder den 1. April? Zuerst liess der frühere Formel-1-Teamchef Eddie Jordan – heute GP-Experte der BBC – die angebliche Bombe platzen, wonach der Volkswagen-Konzern den Red Bull Racing-Rennstall inhaliere. Leider hat der gute Eddie sein Luftschloss nicht ganz zu Ende geträumt, wie ihm mein Schriftleiter Günther Wiesinger nachweist. Lesen Sie bitte seine Story online
Aber Jordan ist offenbar nicht der einzige Phantast im Fahrerlager. Unter spanischen Berichterstattern macht hier die Runde, Fernando Alonso suche verzweifelt nach einem Weg aus seinem McLaren-Honda-Vertrag. Und jetzt wird es wirklich abstrus: Alonso wolle zurück zu Ferrari, aber weil das nicht gehe, habe er sich nach einem Cockpit bei Red Bull Racing erkundigt, um dort 2016 mit Ferrari-Power anzutreten.
Die spanischen Medien argumentieren, Alonso habe schliesslich in seinem Abkommen mit McLaren-Honda Ausstiegsklauseln, welche diesen Sensationswechsel möglich machen würden.
Den Lesern in Spanien wird leider vorenthalten, wieso dieser verblüffende Transfer ungefähr so wahrscheinlich ist wie Schneefall am 24. Dezember in Singapur.
Erstens: Fernando Alonso hat wiederholt betont, er sehe McLaren-Honda als Langzeitprojekt, von dem er zum Vornherein gewusst habe, dass man zu Beginn durch ein Wellental schreiten müsse. Er bereue seine Zeit bei Ferrari nicht, aber das sei Vergangenheit.
Zweitens: Natürlich wäre es branchenüblich, Ausstiegsklauseln im Vertrag zu haben. Aber kein Aussenstehender hat dieses Abkommen zu Gesicht bekommen. Und McLaren kommentiert Fahrerverträge grundsätzlich nicht. So lange bleibt die Klausel also eine reine Mutmassung.
Drittens: Selbst wenn es so wäre, dass Alonso zu Ferrari zurückwollte (was wir wirklich bezweifeln), so gibt es für Ferrari keinen Grund, am Fahrerduo Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen etwas zu ändern. Vettel hat in Rot zwei Rennen gewonnen, der Finne fährt besonders seit seiner Vertragsverlängerung dicht im Windschatten. Die beiden kommen hervorragend miteinander aus, das war einer der Gründe, ihnen auch 2016 zu vertrauen. Alonsos Kündigung hat damals in Maranello jetzt nicht unbedingt das grosse Wehklagen ausgelöst, um es höflich zu formlieren.
Viertens: Wieso um alles in der Welt sollte Red Bull Racing den Spanier engagieren wollen? Red Bull baut seit Jahren auf ein Nachwuchsförderungsprogramm, Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo haben sich mit GP-Siegen bedankt. Daniil Kvyat kommt bei RBR immer besser in Schwung. Wie die beiden Toro-Rosso-Jungbullen Max Verstappen und Carlos Sainz gilt der Russe als potenzieller GP-Sieger. Ein Alonso passt nicht ins Weltbild des Red-Bull-Förderprogramms.
Was dürfen wir als nächstes aus Spanien erwarten? Vielleicht wird am kommenden GP-Wochenende in Japan die Story entstaubt, dass Alonso im kommenden Jahr einen Silberpfeil fahren wolle.