Bernie Ecclestone: «Renault übernimmt wohl Lotus»
Die Lotus-Mechaniker bedanken sich
Bernie Ecclestone (84) hat im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters bestätigt: «Offenbar übernimmt wohl Renault den Lotus-Rennstall. Jedenfalls ist das so vorgesehen. Aber ob es wirklich über die Bühne geht, weiss ich nicht. Wenn sie das jedenfalls bis Montag nicht tun oder etwas Geld zuschiessen, dann passiert es nicht. Um ehrlich zu sein, weiss ich nicht, wieso es bei einer so grossen Firma wie Renault so viel Zeit braucht, um zu einer Entscheidung zu gelangen.»
Ecclestone weiter: «Renault wollte einen Handel in der Art von Mercedes. Also haben wir den Taschenrechner hervorgenommen und etwas gerechnet.» Darum geht es: Die Franzosen wollen in Sachen Sonderzahlungen in den Stand der bevorzugten Teams erhoben werden, so wie Mercedes oder Red Bull Racing oder Ferrari. Denn immerhin, so argumentiert Renault, hätten sie in den letzten zehn Jahren sechs WM-Titel gewonnen. Renault würde sich im Gegenzug zu einem F1-Engagement mit 2024 verpflichten.
Wie Bernie Ecclestone richtig sagt – die Zeit drängt, denn am kommenden Montag steht Lotus erneut vor dem Obersten Gerichtshof von London. Richter Colin Birss muss dabei entscheiden, ob ausstehende Zahlungen der so genannten direkten Steuern (Her Majesty's Revenue and Customs) dazu berechtigen, Lotus als insolvent einzustufen. Die direkten Steuern werden unmittelbar beim Steuerschuldner festgesetzt und erhoben. Zu den direkten Steuern zählen Steuern auf das Einkommen und das Vermögen. Wohin Insolvenz bei einem Rennstall führen kann, haben wir im vergangenen Jahr bei Caterham und Marussia gesehen – Caterham trat nach einer kurzen Pause noch beim WM-Finale von Abu Dhabi an, konnte aber letztlich nicht gerettet werden und wurde aufgelöst; Marussia wurde gerettet und tritt heute als Manor-Marussia wieder in der Formel 1 an.
Suzuka: Hilfe für Lotus-Mechaniker
Bernie Ecclestone ist ein unerbittlicher Geschäftspartner. Aber der 84jährige Engländer hat auch ein grosses Herz. Unzählige Male hat der Baumeister des modernen Grand-Prix-Sports im Hintergrund die Fäden gesponnen, wenn jemand in Not geraten war und schnelle, unbürokratische Hilfe benötigte. An die grosse Glocke hängt Ecclestone das nie. Zahlreich die Fälle auch, in welchen er maroden Rennställen unter die Arme gegriffen hat, um sie in seinem Geschäft zu halten. Das galt jahrelang für das Team von Ken Tyrrell. Und das galt auch Ende August, als Bernie mit einer Millionen-Geldspritze bei Lotus einsprang, um die Lohnzahlungen sicherzustellen.
Nun ist «Mr. Formula One» erneut helfend eingesprungen, und wieder für die Lotus-Truppe. Die hat keinen Zugang zu ihrem vom GP-Organisator zur Verfügung gestellten Gasthäuschen. Denn die Japaner haben klar gemacht: keine Mietzahlung, kein Einzug.
An den ersten Tagen wurde die Lotus-Truppe von anderen Rennställen bewirtet, die Fahrer gaben ihre Interviews einfach im Freien.
Jetzt haben die Lotus-Mechaniker ein Bild auf Twitter gestellt, das sie hinter einer Boxentafel zeigt. Dort steht: Vielen Dank, Bernie.
Denn Bernie Ecclestone hat es in die Wege geleitet, dass die tapferen Lotus-Schrauber in der Kantine des «Paddock Club» verpflegt werden, dort, wo die ganzen Mitarbeiter des VIP-Klubs essen.
Zur seltsamen Situation von Lotus in Suzuka sagt Romain Grosjean: «Es ist auf eine eigenwillige Art und Weise lustig – es fühlt sich ein wenig an wie Camping-Atmosphäre. Die Atmosphäre im Team ist gut, wir konnten für die Box irgendwo eine Kaffeemaschine auftreiben, wir Fahrer essen bei Pirelli, die Mechaniker sind oben im Paddock Club. Ich würde es nicht als idealen Start ins Wochenende bezeichnen, aber wir versuchen, uns auf die Arbeit auf der Rennstrecke zu konzentrieren.»