Sebastian Vettel bei Ferrari: Bewegende Dankesrede
Früher verkleideten sich die Ferrari-Werksfahrer bei solchen Gelegenheiten schon mal als Weihnachtsmänner und verteilten Päckchen. Dieses Mal fand die Weihnachtsfeier von Ferrari schon fast in einem nüchtern zu nennenden Rahmen statt – keine Kostüme, kein üppig geschmückter Baum im grossen Saal der neuen Logistikabteilung, dafür klare Ansagen, bevor ein leckeres Mittagessen serviert wurde.
Ein Highlight war dabei die Rede des dreifachen Saisonsiegers Sebastian Vettel. Vor kurzem hat der Heppenheimer darüber gesprochen, dass er in Sachen Italienisch nach Abschluss des WM-Programms wieder ein wenig Gas geben müsse, vielleicht sogar mit einem Lehrer. In seiner Rede in makellosem Italienische zeigte sich aber – Vettel kommt sehr gut zurecht.
Der vierfache Formel-1-Champion sagte in seiner Rede unter anderem: «Das erste Jahr bei Ferrari ist phantastisch gewesen, reich an Erfolgen. Auf dem Siegerpodest zu stehen und nach der deutschen auch die italienische Nationalhymne zu hören, das war eine unbeschreibliche Emotion. Ich danke alle Mitarbeitern von Ferrari, dass ihr den Mythos Ferrari ausbaut. Ich bedanke mich auch für die Zuneigung, die ihr für mich hegt.»
Anschliessend gab es für den vierfachen Formel-1-Weltmeister anhaltenden Applaus.
Das neue Wir-Gefühl bei Ferrari wird von Kimi Räikkönnen so beschrieben: «Heute sind wir wieder ein echtes Team, und daher bin ich sicher – wenn wir in Ruhe weiterarbeiten und so an einem Strang ziehen wie in diesem Jahr, dann kommen auch die Resultate.»
Vettel und Räikkönen sowie Testfahrer Esteban Gutiérrez (der 2016 für HaasF1 wieder Grands Prix fahren wird) erhielten dann von der Rennabteilung ein originelles Geschenk: Einen Sessel, bezogen mit rotem Leder, um die Rennsitzschale der Piloten herum gefertigt!
Ferrari-Präsident Sergio Marchionne betonte in seiner Rede: «Ich kann unseren Angestellten und vor allem ihren Familien gar nicht genug danken, denn ich weiss, dass sie ein Jahr harter Arbeit hinter sich haben. Der wahre Kampf liegt noch vor uns, aber ich bin guter Dinge: Wir haben zwei Piloten, die schon Weltmeister gewesen sind, wir haben Techniker, die es ermöglichen können, den Titel erneut zu holen.»
Zur Erinnerung: Der letzte Fahrer-WM-Titel von Ferrari geht auf das Jahr 2007 mit Kimi Räikkönen zurück, der letzte Gewinn des Konstrukteur-Pokals auf die Saison 2008.
Marchionne weiter: «Ich habe vor einem Jahr gesagt: Wenn wir zwei Rennen gewinnen, dann wäre ich zufrieden. Nun sind es sogar drei geworden. Dazu gab es viele Podestplatzierungen. Was mich besonders freut – wir haben Fortschritte aus eigenen Ressourcen geschöpft, ohne viele neue Angestellten von ausserhalb hinzu zu holen.»
Vor allem Sebastian Vettel erhält bei Ferrari immer wieder sehr viel Lob. So sagte James Allison vergangene Woche bei den Kollegen der BBC: «Wir haben kein so gutes Auto gehabt wie Mercedes und doch haben wir drei Siege eingefahren und so viele Podestplätze. Der einzige Grund, wieso wir das schaffen konnten, war Seb. Wir haben von ihm Wunder verlangt, das Auto in solch aussichtsreiche Positionen zu bringen, und er hat sie uns geschenkt. Runde für Runde, Grand Prix für Grand Prix, GP-Wochenende für GP-Wochenende hat er perfekte Arbeit abgeliefert. Und nur ganz wenige Male in den tausenden von Runden hat er durchblicken lassen, dass er auch nur ein Mensch und fehlbar ist.»
«Gleichzeitig hält er sein Ego im Hintergrund, er ist ganz Mannschaftsspieler, und das hat Ferrari noch solider gemacht. Ich will nichts Schlechtes über andere Fahrer sagen, aber so komplett verinnerlicht haben diesen Team-Gedanken nur zwei Fahrer, die ich im Laufe meiner Karriere getroffen habe – Michael Schumacher und Sebastian Vettel.»