Nigel Mansell: «Lewis Hamilton ist fast ohne Grenzen»
Nigel Mansell und Lewis Hamilton
Nach dem dritten WM-Titel von Lewis Hamilton stellt sich auch Nigel Mansell die Frage: Wo kann das enden? Mansell, 1992 mit Williams selber Weltmeister geworden, traut seinem Landsmann viel zu und versucht zunächst einmal, ihn unter die britischen Rennlegenden einzuordnen.
«Man muss da unterscheiden und mal fragen: Wer ist der beste Racer? Da ist vielleicht die Antwort nicht die Gleiche wie bei der Frage: Wer ist der erfolgreichste Rennfahrer? Für mich stechen ein paar Piloten heraus – James Hunt, Jackie Stewart, Lewis Hamilton, Damon Hill, Button und ich, alles Champions.»
Zu dieser Liste müssten wir gewiss auch den unvergessenen Schotten Jim Clark zählen, und natürlich den vielleicht besten Fahrer, der nie Weltmeister geworden ist: Stirling Moss.
Mansell gegenüber F1i weiter: «Jeder der genannten Fahrer hat in seinen besten Jahren Grosses geleistet, aber wenn wir wirklich nur nach dem Erfolg gehen, dann kann die Antwort nur Lewis Hamilton lauten.»
Aber wo soll das nun hinführen? Nigel Mansell glaubt: «Nach oben ist viel Raum, denn Michael Schumacher hat die Latte für die anderen Fahrer sehr hoch gelegt. Aber ich bin davon überzeugt: Lewis Hamilton wird nur von einem Faktor beschränkt – nämlich von sich selber. Wenn das innere Feuer bleibt, wenn er sich weiter so motivieren kann, dann gibt es für Hamilton fast keine Grenzen.»
Lewis selber hat davon gesprochen, dass er vielleicht noch sieben oder acht gute Jahre vor sich hat, und ein Blick auf die folgenden Sparten zeigt, was dann in Sachen Rekorde in Reichweite liegt.
Grand-Prix-Starts: Lewis Hamilton hat seit 2007 167 Formel-1-Rennen bestritten. Rekordhalter ist Rubens Barrichello, der von 1993 bis 2011 (je nach Zählweise der Fans variiert das) 322 Renneinsätze vorweisen kann. Wenn wir von gut 20 Grands Prix im Jahr ausgehen, dann müsste Lewis noch rund acht Jahre lang fahren, um in die Nähe des Brasilianers zu gelangen. Gemäss Hamiltons eigenen Worten ist das eher unwahrscheinlich.
Pole-Positions: Michael Schumacher führt die ewige Bestenliste mit 68 Pole-Positions an. Der grosse Ayrton Senna kommt auf 65. Lewis Hamilton ist hier aber schon Drittbester mit 49 Bestzeiten im Abschlusstraining (hinter ihm Sebastian Vettel mit 46). Wenn der Brite 2016 so erfolgreich ist wie im vergangenen Jahr (elf Poles), dann kann er Senna und Schumacher 2017 oder 2018 überflügeln. Einen anderen Rekord hat Hamilton 2015 egalisiert: Sieben Poles in Folge in der gleichen Saison, das schaffte vor ihm nur Alain Prost 1993.
Schnellste Rennrunden: Hier dürfte Hamilton chancenlos sein. Die Tabelle wird von Michael Schumacher angeführt, der auf 77 beste Rennrunden kommt. Dahinter folgen Kimi Räikkönen (42), Alain Prost (41), Nigel Mansell (30) und dann, jeweils mit 28, Jim Clark und Lewis Hamilton. Bester Brite kann Hamilton also alleweil werden, aber Schumi einholen, das wird schwierig, wenn nicht unmöglich.
Siege: Michael Schumachers 91 GP-Triumphe sind mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Rekord für die Ewigkeit. In der Siegerliste folgt dann Alain Prost mit 51 vor Lewis Hamilton mit 43 (und Sebastian Vettel mit 42). Hamilton wird Prost überholen, vielleicht schon im kommenden Jahr. Denn 2014 hat Lewis elf Mal gewonnen, 2015 zehn Mal. Übrigens ist Hamilton in Sachen Siege bereits ein Rekordhalter: Zusammen mit Jacques Villeneuve hält er die Bestmarke von Siegen in der ersten GP-Saison (der Kanadier erreichte 1996 vier Erfolge, Lewis Hamilton tat es ihm 2007 gleich).
Podestplatzierungen: Auch hier dürfte Michael Schumacher schwerlich einzuholen sein. Der siebenfache Champion stand bei jedem zweiten seiner Grands Prix auf dem Podest, insgesamt 155 Mal. Dahinter folgen Alain Prost mit 106 Podestplatzierungen und Fernando Alonso mit 97. Lewis Hamilton ist gegenwärtig Vierter mit 87. Aussicht: Alonso und Prost sind zu packen, Schumi wird ein hartes Stück Arbeit. Denn nicht jedes der kommenden Jahr wird so einträglich sein für Hamilton wie 2014 (16 Podeste) und 2015 (sogar 17). Mit 17 Podesten pro Jahr hält Lewis hier den Rekord zusammen mit Michael Schumacher und Sebastian Vettel. Allerdings: Schumi schaffte das 2002 in jedem WM-Lauf der Saison (damals gab es nur 17 Rennen), Vettel und Hamilton brauchten dazu je 19 Grands Prix.