Selbstkritik von Renault: Probleme zu langsam gelöst
Rémi Taffin von Renault
Einer der grossen Verlierer beim Schritt in die neue Turbo-Ära 2014: ausgerechnet Renault. Jenes Renault, das 1977 in der Formel 1 Turbo-Pionier gewesen war. 2014 konnte Daniel Ricciardo noch drei GP-Siege erringen, doch 2015 gingen der Australier und sein russischer Stallgefährte Daniil Kvyat leer aus. Der junge Russe wurde Zweiter in Ungarn, Ricciardo Dritter in Singapur, das waren die besten beiden Ergebnisse.
Der aufgeladene 1,6-Liter-V6 von Renault erwies sich als zu wenig standfest und zu wenig leistungsstark, eine Bankrotterklärung im Formel-1-Sport. Dabei hätte nach 2014 alles besser werden sollen.
Renault-Operationsleiter Rémi Taffin äussert sich bei den Kollegen von Autosport selbstkritisch: «Wir haben die Probleme zu langsam gelöst», sagt der Franzose. «Wir hätten die grössten Baustellen bis zum Saisonstart in Australien beheben müssen, aber in Wahrheit hat es bis zum fünften Rennen der Saison in Spanien gedauert. Der Grund dafür lag bei einigen Änderungen am Motor, zu welchen wir uns nach den Schwierigkeiten in der Saison 2014 entschlossen hatten. Wir hatten im Prüfstandbetrieb nicht erkannt, dass wir ein Problem mit der Fahrbarkeit im Bereich zwischen 8000 und 9000 Umdrehungen haben, das wurde bei den Wintertests wirklich lästig. Wir haben dann geglaubt, dass wir mit verhältnismässig kleinen Änderungen das Problem aus der Welt schaffen können, aber das war nicht der Fall. Wir waren bei der Problemlösung zu optimistisch.»
Aber das war nicht alles. Taffin sagt weiter: «Ein anderes Problem waren schadhafte Kolben, und das war etwas, womit wir nicht gerechnet hatten. Auch das mussten wir lösen. Wenn wir insgesamt auf die Saison blicken, dann sehen wir ein wirklich schwieriges Jahr, aber im Grunde hatten wir zwei grundlegende Probleme, und an denen haben wir sehr lange gekaut.»
Renault bleibt der Formel 1 erhalten – als Partner von Red Bull Racing, mit einem Motor, der TAG-Heuer heisst sowie mit dem eigenen Werksteam aus Enstone, das von Lotus zurückgekauft wurde. Aber Taffin warnt: Es gibt keine Abkürzungen zum Erfolg.
«Wir haben die Schwachstellen gefunden und die entsprechenden Schritte eingeleitet, aber es dauert einfach, das alles umzusetzen. Bei diesen modernen Antriebseinheiten ist es so: Wenn du am Kern, dem Verbrennungsmotor, etwas änderst, dann hat das grosse Auswirkungen auf den Rest des Pakets, Aufladung, Kühlung, Energierückgewinnung. Da muss man ziemlich viel nachdenken, auf dass alles optimal zusammenpasst. Das braucht Zeit.»