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Ferrari: Börsengang in Mailand wurde zur Irrfahrt

Von Mathias Brunner
Matteo Renzi und Sergio Marchionne an der Mailänder Börse

Matteo Renzi und Sergio Marchionne an der Mailänder Börse

​Das Timing für den Börsengang von Ferrari war schlecht: In ganz Europa lösten sich gestern 264 Milliarden Euro Aktienwert in Nichts auf. Die Aktie von Ferrari schloss knapp im Plus ab.

Seit Monaten war der Börsengang von Ferrari in Mailand vorbereitet worden, aber was dann gestern, 4. Januar passierte, das konnten selbst die klügsten Wirtschaftsexperten nicht voraussehen: Der Börsenhandel in China wurde nach starken Verlusten ausgesetzt – nachdem der Leitindex um sieben Prozent nachgelassen hatte. Der Shanghai Composite Index schloss mit rund 6,9 Prozent Verlust ab, der Shenzhen Stock Exchange Composite Index mit 8,2 Prozent. Experten glauben, das liege an der schwächelnden Baubranche und an sinkenden Exporten. Die Anleger sind verunsichert. Die Marktaussetzung in China sowie die Spannungen zwischen dem Iran und zahlreichen anderen Ländern drückten die Stimmung auch auf den Märkten in Europa. In ganz Europa lösten sich gestern 264 Milliarden Euro Aktienwert in Nichts auf.

Die Ferrari-Aktie kam mit 43 Euro auf den Markt, fiel gleich mal auf unter 42 Euro, erholte sich dann aber zum Börsenschluss auf 43,67 Euro. Ferrari-Präsident Sergio Marchionne ist unbesorgt: «Wir werden in ein paar Tagen genauer wissen, wo wir stehen. Die Ergebnisse vom ersten Tag sagen überhaupt nichts aus.»

Ende 2014 war bestätigt worden, dass der Fiat/Chrysler-Konzern (Fiat Chrysler Automobiles FCA) mit seiner Tochterfirma Ferrari an die Börse gehen wird – um die Ausbaupläne der berühmtesten Sportwagenfirma der Welt und jene der Mutterfirma zu finanzieren. 2014 verkaufte Ferrari 7255 Sportwagen, das ist etwas weniger als im Rekordjahr 2012, in dem 7318 Ferraris verkauft werden konnten. Bis 2019 will Ferrari mehr als 9000 Autos im Jahr verkaufen.

FCA gehörten 90 Prozent von Ferrari, die restlichen 10 Prozent hält Piero Ferrari, Sohn des Firmengründers Enzo Ferrari. An die Börse gebracht wurden neun Prozent von Ferrari, in Form von 17,2 Millionen Aktien.

Ferrari wurde im vergangenen Oktober an die New Yorker Börse gebracht. Die Ferrari-Aktie begann 17,2 Prozent über Marktwert, bereits sprachen Wirtschaftsexperten in Anspielung auf den Motorsport von einem Start/Ziel-Sieg für die Italiener, inzwischen hat sich das Interesse ein wenig abgekühlt, gestern stand sie bei 47,39 Dollar. Ferrari-Chef Sergio Marchionne rechnet mit einem Geldstrom von 900 Millionen Dollar.

Von den 17 Millionen Aktien, die auf den Markt gelangen, wurden zehn Prozent an die New Yorker Börse gebracht, zehn Prozent befinden sich in Besitz von Piero Ferrari, die restlichen 80 Prozent kamen gestern Montag in Mailand auf den Markt. Erstmals seit 1969, als sich der Fiat-Konzern die Hälfte von Ferrari einverleibte, ist Ferrari wieder unabhängig. Nach dem Tod von Enzo Ferrari 1988 stieg der Anteil der Fiat-Anteile auf 90 Prozent (zehn Prozent behielt Piero Ferrari), welche der Autobauer über die Jahre an verschiedene Investoren verteilte, darunter auch aus Abu Dhabi. Diese Anteile kaufte Fiat 2010 jedoch zurück.

Als Ehrengast beim italienischen Börsengang von Ferrari war Staatschef Matteo Renzi in Mailand. «Ich wünsche Ferrari, dass 2016 die Zeit des Aufholens vorbei ist und die Zeit des Überholens beginnt – Hals- und Beinbruch! Italien ist endlich wieder da in der Formel 1. Die Globalisierung ist unser grösster Verbündeter. Ein grosses Land kann negative Momente erleben, aber es gibt immer einen Neustart.»

Fiat-CEO und Ferrari-Präsident Sergio Marchionne hat die Latte für den Rennstall hoch gelegt: «2016 muss für uns das Jahr sein, in welchem wir an die Spitze zurückkehren. Ich sehe ein starkes Ferrari, und obschon wir natürlich wissen, wie konkurrenzfähig unsere Gegner sind, so wollen wir schon in Australien das Team sein, das es zu schlagen gilt. Wir haben alle notwendigen Investitionen getätigt, um Ferrari – das erfolgreichste Team der Formel-1-Historie – wieder zum WM-Titel zu führen.»

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