Luca Montezemolo: Von Ferrari nicht mal ein Danke
Der langjährige Ferrari-Präsident Luca Montezemolo
Ausserhalb von Italien ist es ruhig geworden um Luca Montezemolo. Der heute 68 Jahre alte Erfolgsmanager aus Bologna ist aber kein Mann, der Müssiggang frönt – als nächsten Coup will der langjährige Ferrari-Chef die Olympischen Sommerspiele 2024 nach Rom holen. Und die marode Fluggesellschaft Alitalia flott bekommen.
Natürlich sind Ferrari und die Formel 1 im Hause Montezemolo noch immer Leitthemen. Man kann Montezemolo bei Ferrari entfernen, aber nicht Ferrari aus Montezemolo: «Klar verfolge ich natürlich noch immer die Rennen, und zwar mit grosser Leidenschaft. 30 Jahre bei Ferrari, das heisst: Ich habe fast mein halbes Leben in Maranello verbracht – so etwas vergisst du nie.»
Die Trennung im September 2014 war für Ferrari-Insider keine Überraschung: Luca Cordero di Montezemolo (heute 68), charismatischer Manager und Wegbegleiter von Michael Schumacher in der grössten Erfolgsära von Ferrari (fünf WM-Titel in Folge 2000 bis 2004), der Mann, der Ferrari in die Moderne geführt hat, war enttäuscht davon, bei der Fusion von Fiat und Chrysler keine Rolle erhalten zu haben. Im Rahmen der Weichenstellungen bei Fiat hatte sich das Verhältnis zwischen Fiat-Geschäftsleiter Sergio Marchionne, Fiat-Chef John Elkann und Montezemolo spürbar abgekühlt.
Der Börsengang von Ferrari, zunächst in New York, dann in Mailand, rang Montezemolo eine spöttische Bemerkung ab. Er bezeichnete Ferrari als «den Bancomaten von Fiat».
Äusserungen von Fiat-CEO Sergio Marchionne über eine mögliche Rennrückkehr der Marke Alfa Romeo kommentierte Montezemolo ähnlich distanziert. Er, Montezemolo, habe «so viele Gerüchte über eine Rückkehr von Alfa Romeo gehört. Als Italiener hoffe ich darauf, aber man muss sehen, ob diesen ganzen Gesprächen auch Fakten folgen. In all den Jahren ist so viel über Alfa Romeo geredet worden», erklärte er «Autosprint».
Es klingt immer ein Hauch von Verbitterung mit, wenn Montezemolo über Ferrari spricht. Niemand kann in Abrede stellen, welches Herzblut der leidenschaftliche Manager in seine Arbeit in Maranello gesteckt hat. Aber was hat er letztlich dafür erhalten?
In der «Financial Times» sagt Montezemolo nun: «Als Ferrari im Oktober 2015 an die Börse ging und dazu ihre Ergebnisse vorlegten, da basierten 23 von 24 Jahren auf der Arbeit meiner Mitarbeiter und mir. Also hätte ich von den Besitzern wenigstens ein offizielles Dankeschön erwartet. Ich erwartete kein Geschenk, selbst wenn die Firma beim Börsengang mit 9,8 Milliarden Dollar bewertet wurde, aber wenigstens ein Danke.»