Renault in Paris: Verfolgen Sie Pressekonferenz mit
Punkt 13.15 Uhr heute, 3. Februar, will Renault-Chef Carlos Ghosn ans Rednerpult treten und Einzelheiten zum neuen Werkseinsatz von Renault in der Formel 1 verraten. Nach dem Rückkauf von Lotus wird alles neu – Auftritt (in den Hausfarben gelb und schwarz), Team-Aufstellung, Fahrerduo. Statt Romain Grosjean (der zu HaasF1 zog) und Pastor Maldonado (dessen PDVSA-Ölquelle versiegt ist) greifen für Renault der Engländer Jolyon Palmer (GP2-Champion 2014, Lotus-Testfahrer 2015) und der Däne Kevin Magnussen (Champion der Formel Renault 3.5 2013, McLaren-Pilot 2014) ins Lenkrad.
Wie es für Renault üblich ist, soll eine offene Informationspolitik gepflegt werden. Dazu gehört, dass der Auftritt von Carlos Ghosn auf der eigenen Internetseite von Renault Sport in einem Live-Stream gezeigt wird, es geht kurz nach 13.00 Uhr los. Einen Link dazu finden Sie HIER
Wieso Renault zurückkommt
Lange hatte es gedauert, im Dezember war es endlich offiziell: Renault-CEO Carlos Ghosn bestätigte, dass die Franzosen 2016 als offizieller Formel-1-Rennstall zurückkehren. Das in finanzielle Schräglage geratene Lotus, mit dem Messer einer drohenden Insolvenz am Hals, war gerettet.
Firmenchef Carlos Ghosn erklärte seine Entscheidung so: «Wir hatten zwei Möglichkeiten – entweder uns zu hundert Prozent einzubringen oder die Formel 1 zu verlassen. Nach detaillierten Studien habe ich mich dazu entschlossen, dass Renault bleibt. Die jüngsten Details von den Formel-1-Teilhabern schenkten uns die Zuversicht, diese neue Herausforderung zu akzeptieren. Unser Ehrgeiz besteht darin zu gewinnen, selbst wenn es einige Zeit brauchen könnte.»
Den Durchbruch erreichten Jérôme Stoll (Chef von Renault Sport), Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone und Donald Mackenzie (Geschäftsleiter der Investmentfirma CVC) bei Verhandlungen im Rahmen des WM-Finales 2015 von Abu Dhabi.
SPEEDWEEK.com-Leser wissen: Renault-Chef Carlos Ghosn hatte von Bernie Ecclestone Sonderzahlungen gefordert, wie sie beispielsweise die Weltmeister-Rennställe Ferrari, McLaren, Williams und Red Bull Racing erhalten.
Die Rede war von 100 Millionen Dollar. Die Rede war auch davon, dass Ghosn diese Zahlungen nicht – wie ursprünglich diskutiert – auf mehrere Jahre verteilt erhalten will. Dem Renault- und Nissan-Chef ist die Untersuchung der EU-Wettbewerbshüter nicht geheuer. Sollten die EU-Spezialisten befinden, dass diese Sonderzahlungen ungerecht sind und müsste Ecclestone seinen Verteilschlüssel umstellen, dann wären diese Boni gefährdet. Ghosn wollte den Betrag auch in einem Stück, um damit beim Kauf von Lotus kein Renault-Geld in die Hand nehmen zu müssen.
Wie lange sich Renault verpflichtet hat, Formel-1-Sport zu betreiben, das sagte Carlos Ghosn nicht. Die Rede ist aber davon, dass die Franzosen bis 2024 unterzeichnet haben, also für neun Jahre.
Hauptgrund für die Rückkehr zum Werksteam: Renault erhielt trotz vier WM-Titeln mit Red Bull Racing von 2010 bis 2013 zu wenig Publicity, wie ein einem Communiqué festgehalten wird. Dort steht: «Als volles Werksteam werden wir auch den maximalen Nutzen aus Siegen ziehen können. Das Echo als Motorlieferant war begrenzt.»
«Lotus war der bestmögliche Partner. Renault und LotusF1 kennen einander seit fünfzehn Jahren, mit dem Team aus Enstone wurden die WM-Titel 2005 und 2006 gewonnen. Die Entscheidung von Renault bestätigt, dass die Firma den Motorsport als wesentlichen Bestandteil der Markenidentität betrachtet.»
Der Namen Lotus verschwindet (wieder einmal)
Die Rückkehr von Renault bedeutet auch: Zum dritten Mal wird die Marke Lotus aus der Formel 1 verschwinden: Ab 1958 trat das Team des legendären Renn- und Sportwagenbauers Colin Chapman in der Formel 1 an. Das Team überlebte nach dem Herztod von Chapman 1982 bis ins Jahr 1994, dann waren die Finanzen am Ende.
Caterham, der Rennstall des AirAsia-Flugunternehmers Tony Fernandes, trat 2010 und 2011 als Team Lotus an. Als Lotus F1 tritt seit 2012 jenes Team auf, das von Enstone aus operiert und zuvor das Renault-Werksteam in der Formel 1 war.
Das Lotus von 2015 (das mit dem früheren Rennstall gleichen Namens von Colin Chapman rein gar nichts zu tun hat) ging aus dem Toleman-Rennstall hervor, der anfangs der 80er Jahre aus der Formel 2 in die Formel 1 aufgestiegen war. Ayrton Senna debütierte 1984 mit Toleman in der Formel 1.
Ted Toleman verkaufte sein Team später an Benetton, die zuerst als Sponsor des Rennstalls auftraten. Team-Manager wurde Flavio Briatore, unter dessen Leitung Michael Schumacher 1994 und 1995 Weltmeister wurde. In der Saison 2002 war Renault als Werksrennstall zurück, mit Fernando Alonso gab es 2005 und 2006 zwei weitere Titel, Ende 2009 verkauften die Franzosen das Team jedoch schrittweise an Genii Capital unter dessen Chef Gérard Lopez.
Insgesamt gab es drei Epochen von Renault, in welchen die Franzosen in der Formel 1 mit den berühmten gelben Boliden als Werksrennstall unterwegs waren: von 1977 (als Turbo-Pionier, anfangs belächelt, später gefürchtet) bis 1985, dann von 2002 bis 2009.