Kevin Magnussen: Vertrag 2016 auf nur einer A4-Seite
Kevin Magnussen: Schon in der Formel Renault 3.5 im Jahre 2013 mit Jack & Jones unterwegs
Früher reichte ein Handschlag zwischen einem Teamchef und einem Rennfahrer. Diese Zeiten sind vorbei. Heute sind die meisten Verträge in der Formel 1 dutzende von Seiten lang, ein komplizierter Irrgarten aus Sonderklauseln und Juristensprache, bei dem finanzielle Belange eine elementare Rolle spielen. Es geht aber auch anders, wie Renault-Neuverpflichtung Kevin Magnussen sagt.
Gemäss Renault-Sport-Geschäftsleiter Cyril Abiteboul war «die Wahl von Kevin Magnussen logisch, nachdem es klar wurde, dass wir nicht mehr mit Pastor Maldonado zusammen arbeiten würden».
Aber, wie die dänische Zeitung BT berichtet, es gab nicht nur einen Geldfluss aus Venezuela (für Pastor Maldonado) Richtung Enstone, sondern nun auch einen aus Dänemark: Angeblich soll der dänische Geschäftsmann Anders Holch Povlsen Steigbügelhalter von Kevin für Renault gewesen sein. Der 43-Jährige ist Besitzer der Modefirma Bestseller, die er vor fünfzehn Jahren von seinen Eltern geerbt hat. Er ist auch der drittgrösste Teilhaber des Online-Modedienstes Zalando und besitzt 27 Prozent von ASOS, der grössten britischen Firma für Mode übers Internet. Bestseller ist über die Marke Jack & Jones auf dem Renault-Rennwagen zu sehen, und Povlsen soll sich das für 2016 7 Millionen Euro kosten lassen. Magnussen sagt: «Anders ist eine enorme Unterstützung, ich kann ihm gar nicht genug danken.»
In Sachen Vertrag für 2016 gibt Kevin zu, dass es sich um einen Einjahresvertrag handelt, und jetzt kommen wir wieder auf die angeblich immer so dicken Vertragswerke zurück: «Der Vertrag besteht aus einer A4-Seite. Ich kann keine Details verraten, was drin steht. Das Wichtige für mich ist: Ich wollte wieder Rennen fahren, aber ob meine Zukunft sich auch hier abspielt, ist völlig offen. Wie immer in der Formel 1 ist gar nichts sicher. Wenn du keine Leistung bringst, kommst du nicht weit. Die Formel 1 ist ein schonungsloses Umfeld.»
Kevin Magnussen: Schmutzige Trennung
Als Kevin Magnussen mit McLaren-Mercedes 2014 in der Formel 1 debütierte, galt er als kommender Grand-Prix-Sieger: Rang 2 im ersten Rennen in Melbourne, was war eine Ansage, so etwas war seit Jacques Villeneuve 1996 niemandem mehr geglückt beim Debüt. Aber im Laufe der Saison konnte der Däne (Sohn des Rennfahrers Jan Magnussen) nicht an diese tolle Leistung anknüpfen, für 2015 musste er bei McLaren ins zweite Glied rücken – weil der neue McLaren-Partner Honda Superstar Fernando Alonso geholt hatte, und weil Jenson Button im Team mehr Fürsprecher gewinnen konnte als Magnussen.
Die Trennung von McLaren im Herbst 2015 war schmutzig. Eine schlichte Nachricht, nicht einmal von McLaren-Chef Ron Dennis selber, ausgeliefert ausgerechnet am Geburtstag von Kevin Magnussen. Der Erfolgsmanager musste sich viel Kritik anhören, hält aber fest: «Es gab für Kevin bestimmte Ziele, die er erreichen musste, und die hat er eben nicht erreicht. Ihm war daher klar, dass es für ihn eng wird.» Zumal McLaren eine neue Geschmacksrichtung des Monats gefunden hatte – den Belgier Stoffel Vandoorne, inzwischen GP2-Champion.
Kevin Magnussen schien aussen vor zu bleiben – bis klar wurde, dass die Gelder der stattlich-venezolanischen Ölfirma PDVSA versiegen werden, damit war Pastor Maldonado bei Renault (ehemals Lotus) out.
Renault reagierte schnell und holte Magnussen. Und der ist grimmig entschlossen, aus seiner zweiten Chance das Beste zu machen.
Kevin sagte im Rahmen der Renault-Präsentation in Paris: «Es ist ein unglaubliches Gefühl, hier zu stehen. Das bedeutet mir so viel. Ich meine, ich habe nicht einfach ein Cockpit irgendwo in der Formel 1 ergattern können. Ich darf für ein Top-Team antreten. Renault Sport, da bin ich mir ganz sicher, wird früher oder später ein Wörtchen um den WM-Titel mitreden. Es wird eine Aufbauphase geben, aber die Franzosen sind werksseitig zurückgekommen, um zu gewinnen. Ich teile dieses Ziel mit ihnen. Ich kann es noch immer nicht fassen, dass ich zu Renault gehöre.»
Magnussen, WM-Elfter der Saison 2014: «Ich habe viel zu beweisen. Ich war nun fast ein ganzes Jahr lang nicht im Einsatz. Ich bin extrem hungrig, um wieder ins Auto zu steigen und zu zeigen, was ich wert bin. Die lange Zeit ohne Fahren hat mir nichts ausgemacht, ich bin körperlich bereit, um gleich wieder die Arbeit aufzunehmen.»
«Ich bin überzeugt, dass ich Renault einiges bringen kann. Ich war fünf Jahre lang Teil von McLaren, drei davon als Test- und Einsatzfahrer. Auch wenn ich nur eine volle Saison Grands Prix fahren konnte, habe ich Erfahrung. Ich kann die ersten Testfahrten mit Renault kaum erwarten.»
Die wichtigsten Termine
Präsentationen/Roll-out
15. Februar: Roll-out Mercedes (Silverstone, unbestätigt)
17. Februar: Red Bull Racing (in London, Team-Farben)
21. Februar: Präsentation McLaren-Honda (Ort unklar)
22. Februar: Präsentation HaasF1 (Circuit de Barcelona-Catalunya)
22. Februar: Präsentation Williams (Circuit de Barcelona-Catalunya)
22. Februar: Präsentation Manor (Circuit de Barcelona-Catalunya)
1. März: Neuer Sauber (Circuit de Barcelona-Catalunya)
Formel-1-Wintertests
22.–25. Februar: Spanien (Barcelona)
1.–4. März: Spanien (Barcelona)
Formel-1-WM
20. März: Australien (Melbourne)
3. April: Bahrain (Sakhir)
17. April: China (Shanghai)
1. Mai: Russland (Sotschi)
15. Mai: Spanien (Barcelona)
29. Mai: Monaco (Monte Carlo)
12. Juni: Kanada (Montreal)
19. Juni: Aserbaidschan (Baku) *
3. Juli: Österreich (Spielberg)
10. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
24. Juli: Ungarn (Budapest)
31. Juli: Deutschland (Hockenheim)
28. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
4. September: Italien (Monza)
18. September: Singapur
2. Oktober: Malaysia (Sepang)
9. Oktober: Suzuka (Japan)
23. Oktober: USA (Austin) **
30. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
13. November: Brasilien (Sao Paulo)
27. November: Abu Dhabi (Insel Yas)
* Strecke noch nicht homologiert
** Finanzierung noch nicht gesichert