Racing-Raritäten: Wer bändigt den Säbelzahntiger?
Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Name, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.
Zur Auflösung aus der Vorwoche: Die Kombination aus Rennwagen und Rennfahrer war beim letzten Rätsel eine Eintagsfliege, aber der Pilot war kein Eintagsflieger: Wir sahen den Australier Alan Jones mit seinem Arrows A6-Ford im Grossen Preis der USA-West in Long Beach (Kalifornien) 1983.
Dieser Grand Prix ging in die Geschichte ein, weil das McLaren-Duo John Watson und Niki Lauda einen Doppelsieg errang – und das obschon sie von den Startplätzen 22 und 23 losgefahren waren! So etwas hat es in der Formel 1 nie wieder gegeben.
Der Nordire und der Österreicher hatten deshalb im Training so schlecht abgeschnitten, weil sie mit der Balance ihrer Rennwagen nie zurecht kamen. Im Rennen jedoch war die Abstimmung der Autos perfekt. Watson und Lauda profitierten gewiss auch von Ausfällen ihrer Konkurrenten, dennoch war ihre Aufholjagd eine Schau. Schon in Runde 28 (von 75) lagen sie auf den Rängen 3 und 4. Lauda liebäugelte mit dem Sieg, doch Krämpfe im rechten Bein hinderten ihn an einem Angriff auf seinen Stallgefährten.
Weitgehend unbeachtet fuhr weiter hinten Alan Jones. Der Weltmeister von 1980 (mit Williams) gab mit Arrows ein Comeback, hatte sich im Training achtbar geschlagen (Startplatz 12), lag im Rennen in den Top-Ten, doch dann musste er aufgeben: Einige Monate zuvor war er auf seinem Bauernhof in Australien vom Pferd gefallen und hatte sich die Hüfte gebrochen, zudem hatte er in der rennlosen Zeit einige Kilo zugelegt. Er war in Runde 58 schlicht zu erschöpft, um noch weiterfahren zu können.
Jones, heute 69 Jahre alt, schnupperte früh Rennluft: Sein Vater Stan Jones war einer der besten Piloten Australiens – Papa Jones gewann den Australien-GP 1959 (der damals noch nicht zur Formel-1-WM zählte).
Der junge Jones rückte 1967 nach England aus, um sein Glück zu machen, stolperte in Finanzprobleme und kehrte nach Australien zurück. Moderater Erfolg in Australien führte zu einer Testeinladung von March nach Silverstone. Eine Offerte von March blieb aber aus. Jones biss sich durch, wäre auch ohne grosse Sponsoren oder Werksunterstützung 1973 um ein Haar Formel-3-Champion geworden, sein Talent war offensichtlich.
Mit Unterstützung von Harry Stiller debütierte Jones 1975 in der Formel 1 (in Spanien, mit einem Hesketh), es folgten Wanderjahre: Einsätze im Team von Graham Hill 1975, bei Surtees 1976, erst 1977 ein Erfolgserlebnis – Sieg im Österreich-GP mit Shadow!
Dann die Entscheidung, welche Jones zum Weltmeister machen sollte: Er heuerte im Rennstall von Frank Williams an, der sich Sponsoren aus Saudi-Arabien angelacht hatte. Jones wurde 1978 schon WM-Elfter, 1979 folgte WM-Rang 3, 1980 war er mit Williams Weltmeister. Das Trio aus Teamchef Frank Williams, Technikchef Patrick Head und Fahrer Alan Jones war perfekt. Jahrelang massen später Williams und Head jeden Piloten an Jones. Die meisten Fahrer scheiterten an dieser Messlatte.
Nach WM-Platz 3 1981 fand er, sein Feuer sei erloschen. Fahrerisch war er auf der Höhe – Sieg beim (vermeintlich) letzten Grand Prix, in Las Vegas. Bei einem Test im Winter kam die Einsicht: Das war nicht mehr seine Formel 1, Testen im nasskalten England, während in Australien die Sonne lachte, Jones hatte schlicht keine Lust mehr.
Der Rücktritt vom Rücktritt war nur eine Frage der Zeit: Nach dem missglückten Einsatz mit Arrows und einer Absage an Ferrari nach dem tödlichen Unfall von Gilles Villeneuve (Alan Jones: «Die einzige Entscheidung meiner Karriere, die ich wirklich bereue») und einigen Sportwagenrennen nahm Jones ein Angebot des neuen Team Haas an. Doch der Lola war nie konkurrenzfähig: Der Werksmotor von Ford liess auf sich warten, also mussten die Rennen mit Hart-Motoren bestritten werden, als der Ford-Turbo dann endlich da war, erwies er sich als zu wenig konkurrenzfähig.
Jones trat Ende 1986 noch einmal zurück, als WM-Zwölfter. Jones fuhr später in Australien noch Tourenwagen, trat in der A1 Grand Prix-Serie als Teamchef von Australien auf und arbeitet heute bisweilen für die FIA als Rennkommissar. Er ist ein aufmerksamer und gnadenloser Beobachter der Formel 1 geblieben.
Zum neuen Rätsel: Die Medien tauften diesen Rennwagen Walross oder Säbelzahntiger – wegen der ungewöhnlichen Frontflügelaufhängung. Vom Rennwagen ist es aber nur scheinbar ein kleiner Schritt zum Piloten, denn am Lenkrad sitzt hier ein für Formel-1-Verhältnisse aussergewöhnlicher Fahrer.
Wer ist es? Wo und wann ist das Bild entstanden?
Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Rätseln!