Sebastian Vettel (Ferrari): «Kollision ein Albtraum»
Sebastian Vettel und Daniil Kvyat mit Sieger Nico Rosberg
Ferrari-Star Sebastian Vettel hat nach dem China-GP dem jungen Red Bull Racing-Piloten Daniil Kvyat vor Millionepublikum die Meinung gegeigt. Der junge Russe blieb cool. Vettel findet, Kvyat habe nach dem Start zu viel riskiert. Daniil findet, alle drei Beteiligten seien ins Ziel gekommen, also was soll die Aufregung?
In den sozialen Netzwerken wird kontrovers über die Aktion kurz nach dem Start zum China-GP diskutiert. Der überwiegende Teil der Fans schlägt sich auf die Seite von Kvyat. Viele argumentieren: Hätte Vettel selber nicht auch auf diese Weise eine Lücke zu nutzen versucht? Ist er nicht vielleicht so sauer, weil er sich der Möglichkeit beraubt sah, Nico Rosberg den Sieg streitig zu machen?
Vettel in seiner Interviewrunde nach dem Grand Prix: «Letztlich ist es ein Rennzwischenfall. Aber im ersten Moment ist das ein Albtraum – wenn man den eigenen Teamgefährten trifft und selber ein beschädigtes Auto hat. Wir konnten von Glück reden, dass wir beide weiterfahren konnten, ihn hat es ein wenig schlimmer getroffen als mich. Wenn ich jetzt so zurückblicke, dann finde ich: Ich hätte nichts anders machen können. Ich steckte im Sandwich fest. Mir ist auch klar, dass jeder versucht, sein Rennen zu fahren. Ich habe versucht, Kimi auszuweichen, so gut es ging, da kam Kvyat aus dem toten Winkel angeschossen. Wenn einer dich dann wie ein Torpedo auf dich zuschiesst, dann versuchst du, ihm auszuweichen. Ich bin vom Gas gegangen, aber ich hatte einfach keinen Raum mehr. Es reichte nicht, um der Kollision zu entgehen.»
Viele Fans werden sich vielleicht fragen: Was regt sich der Vettel auf, Kvyat sei zu schnell in die Kurve gegangen? Immerhin hat der Russe die Kurve sehr wohl gekriegt.
Sebastian: «Das hätte er wohl kaum, wenn ich die Lenkung nicht wieder aufgemacht hätte, um einer Kollision mit ihm zu entgehen. Warum ich aber sage, es war ein Rennzwischenfall – Kvyat kann mich sehen, aber nicht das nächste Auto links neben mir. Es war eine unglückliche Situation.»
«Letztlich war der Auslöser der Verbremser von Kimi. Trotzdem könnte Kvyat ein wenig mehr aufpassen. Ich bleibe deshalb dabei – Daniil ist viel Risiko eingegangen. Manchmal geht das gut, manchmal eben nicht. Für ihn hat sich das ausgezahlt, für uns weniger. Wir hätten beide Autos auf dem Podest haben sollen. Ich bin dann nach dem Rennen gleich zu Kimi rüber und habe mich entschuldigt.»
«Ich war froh, dass ich weiterfahren konnte. Der Wagen hat sich nicht mehr so gut angefühlt. Das Safety-Car hat uns geholfen, weil wir in Ruhe die Nase wechseln konnte. Ich war ein wenig im Niemandsland im hinteren Mittelfeld, und auf dem Weg nach vorne habe ich mir den zweiten Frontflügel beschädigt. Das habe ich aber erst nach dem Rennen bemerkt!»
«Das Rennen hat Spass gemacht, weil ich viel überholen konnte. Viel besser als Rang 2 kannst du nach so einem Rennstart nicht erwarten.»
Hätte Vettel eine Siegchance gehabt?
Sebastian: «Schwer zu sagen. Die Ausgangslage wäre sicher besser gewesen. Aber Nico Rosberg hat nach dem Rennen von seinem Wagen geschwärmt. Es wäre sicher ganz schwierig geworden, ihn heute zu besiegen. Rosberg und Mercedes haben einen Super-Job gemacht heute, das muss man anerkennen, auch wenn mir das stinkt.»
«Wir hatten jetzt drei durchwachsene Rennen. Ich hoffe, das beruhigt sich in Russland ein wenig, um Mercedes unter Druck zu setzen. Ich finde es selber schwierig abzuschätzen, wie viel uns auf das beste Team fehlt. Aber eines steht fest: Wir müssen zulegen, vor allem im Qualifying.»
Sebastian Vettel versucht auch, das grössere Bild zu sehen: «Wir haben auch heute ein tolles Rennen gezeigt, ich hoffe, jene Fans, die am frühen Morgen in Europa den Fernseher eingeschaltet haben, sagen das all ihren Freunden. Generell hat mir die Formel 1 in letzter Zeit einfach zu viele negative Schlagzeilen gemacht. Was zählen sollte, sind die Rennen, nicht das Gelaber abseits der Bahn. Wenn in diesem Sport weniger darauf geschaut würde, wie sich einige am besten die Taschen vollmachen, dann kommt am Ende etwas Besseres raus. Klingt hart, aber ist so.»