Bob Bell (Renault): Strassenkurse sind das reine Gift
Die letzten drei Formel-1-Rennen in Monte Carlo, Montreal und Baku verliefen für den Renault-Werksrennstall schlecht: Jonathan Palmer zwei Mal ausgeschieden und 15. in Aserbaidschan, Kevin Magnussen mit Unfall in Monaco (Kollision mit Daniil Kvyat), 16. in Kanada, 14. in Baku. Fortschritt sieht anders aus.
Der Engländer Bob Bell, Technikchef des GP-Rennstalls aus Enstone: «Ich bin wirklich erleichtert, dass die Strassenkurse hinter uns liegen. Diese Art Rennstrecken passen nicht zu unserem Chassis. Das liegt einerseits am mangelnden Abtrieb, da macht sich die fehlende Entwicklungszeit aus dem vergangenen Herbst besonders bemerkbar.»
Damals lief der Lotus genannte Rennstall auf dem Zahnfleisch, die Kasse war so gut wie leer, Entwicklungsteile gab es so gut wie keine mehr. Hätte Renault das Team nicht zurückgekauft, wäre die Truppe heute wohl nicht mehr am Start.
Bob Bell weiter: «Es geht aber nicht nur um Abtrieb, es geht auch um Bremsstabilität, an unseren Autos neigen die Vorderräder zum Blockieren in langsame Kurven hinein, dabei geht viel Zeit verloren. Normalerweise reagierst du bei Instabilität im Kurveneingang dann damit, dass du den Frontflügel flacher stellst, aber dafür handelst du dir Untersteuern Mitte der Kurve ein sowie ein Auto, das beim Rausbeschleunigen aus der Kurve zum Ausbrechen neigt.»
«Die Traktion ist auch eine Herausforderung. Du kannst hier mit der Gewichtsverteilung ein wenig spielen, aber im Grund kommst du an einem nicht vorbei – du brauchst einfach mehr Abtrieb.»
Die Formel 1 zieht jetzt Richtung Österreich, die ersten Rennlastwagen treffen schon heute Montag am Red Bull Ring ein. Bob Bell: «Eine interessante Strecke. Die Pistenoberfläche ist recht glatt, also könnte das Aufwärmen der Reifen ein Thema werden. Es sollte kühler sein als in Baku. Der Rundendurchschnitt ist höher als auf einem Strassenkurs, es gibt nicht viele Kurven. Gleichzeitig haben wir einige schnelle Pistenabschnitte, also brauchst du ein Auto, das stabil liegt. Schnelle Kurven liegen unserem Wagen besser als langsame, von daher sollten wir in Österreich konkurrenzfähiger sein.»
«Wir hatten beim Test im Anschluss an den Spanien-GP gesehen, dass wir Fortschritte gemacht haben, dann kam die B-Version des Motors. Seither aber haben die folgenden Kurse klargemacht, wo unsere Schwächen liegen, und daran müssen wir arbeiten.»