Formel 1: Max Verstappen – Chancen verspielt?

Williams 2017: Mit Valtteri Bottas und Lance Stroll

Von Mathias Brunner
​Aus verschiedenen Quellen sickert in Monza durch: Williams will 2017 mit dem Finnen Valtteri Bottas und dem Kanadier Lance Stroll antreten. Der Millionärssohn Stroll ist erst 17 Jahre alt.

Ein Formel-1-Teamchef verrät uns im Fahrerlager von Monza: «Es ist beschlossene Sache – sofern der junge Lance Stroll vom Autoverband FIA die Superlizenz erhält, fährt er im kommenden Jahr einen Williams, an der Seite von Valtteri Bottas.»

Claire Williams, Tochter von Firmengründer Sir Frank Williams, sagt zur Fahrerfrage ein wenig schmallippig: «Wir weren uns bis Ende 2016 entscheiden.»

Der in Montreal geborene Stroll wäre damit der nächste GP-Teenager, denn er wird Ende Oktober erst 18 Jahre alt! Gegenwärtig tritt der Sohn des Unternehmers Lawrence Stroll in der Formel-3-EM an und führt dort in der Meisterschaft.

Stroll senior hat seinem Sprössling zwanzig Testtage in einem zwei Jahre alten Williams finanziert. Auf diese Weise soll der frühere Ferrari-Nachwuchsfahrer an seine neue Aufgabe herangeführt werden.

Nach dem Engagement des 17jährigen Max Verstappen bei Red Bull hat der Autoverband FIA neue Richtlinien eingeführt, was junge Formel-1-Fahrer angeht: Mindestalter 18, dazu Leistungsausweis in unteren Rennkategorien. Stoll hat beinahe genügend Punkte gesammelt, um sich zu qualifizieren. Er müsste in der Formel 3 noch auf Rang 4 absacken, damit es mit den Punkten knapp wird.

Die Chance dazu ist gering. Drei Rennwochenenden vor Schluss der Formel-3-EM führt Stroll mit 296 Punkten vor dem Deutschen Maxi Günther (235) sowie dem Engländer George Russell und dem Neuseeländer Nick Cassidy (je 194).

Eigentlich bestand der ursprüngliche Plan darin, Lance Stroll 2017 in der GP2 fahren zu lassen, im gleichen Prema-Team für das er jetzt fährt und bei dem sein Papa Teilhaber ist. Aber Stroll hat seine Sache so gut gemacht, dass er GP3 oder GP2 überspringen soll.

Sky-Formel-1-Experte Marc Surer: «Für mich ist klar – Williams braucht Geld. Die Familie Stroll hat Geld. Zum Glück hat der junge Stroll aber auch sehr viel Talent. Ich bin von einigen seiner Darbietungen in der Formel 1 überaus beeindruckt. Und wenn er so viele Williams-Testtage erhält, wie es heisst, dann sehe ich auch in Sachen Vorbereitung kein Problem. Da sind andere Piloten mit weniger Erfahrung in die Formel 1 gehievt worden.»

Wer ist Lance Stroll?

Die Geschichte von Lance Stroll muss bei seinem Vater Lawrence begonnen werden, denn mit seinem Sohn lebt der Unternehmer aus, was ihm versperrt geblieben ist – eine Karriere als Profirennfahrer.Lawrence Stroll aus Montreal ist seinem eigenen Vater in die Bekleidungsindustrie gefolgt, der hatte seinem Sprössling vorgelebt, wie man Selfmade-Millionär wird – indem er einige der bekanntesten Modemarken der Welt nach Kanada brachte. 1990 ging Lawrence Stroll mit Silas Chou aus Hong-Kong ein Bündnis ein, was zur Gründung der Firma «Sportswear Holdings» führte.

Die beiden investierten ihr Geld in eine damals wenig bekannte Firma namens Tommy Hilfiger – heute eines der renommiertesten Mode-Labels der Welt. Auch Chou ist ein Schwergewichtler: seiner Familie gehört eines der grössten Textilfabrikations-Netzwerke von ganz Asien. Stroll und Chou inhalierten den Schmuckhersteller Asprey, sie mieteten sich in New York im Trump Tower ein. Kein Zweifel: Lawrence Stroll denkt in grossen Dimensionen.

Strolls Vermögen bewegt sich im Bereich von 2 Milliarden Euro, der Börsengang der Marke Michael Kors katapultierte ihn unter die 1000 reichsten Menschen der Welt.

2014 war sogar die Rede davon, dass sich Stroll mit Geschäftspartnern an den Rechten am Formel-1-Sport beteiligen wolle. Daraus wurde letztlich nichts.

Stroll ist bekennender Rennsportfan, hat eine stattliche Sport- und Rennwagensammlung, besitzt die Rennstrecke von Mont-Tremblant bei Montreal und was für ihn zu spät kommt, erlebt er durch seinen Sohn Lance Stroll: Der 15-Jährige war Mitglied der Ferrari-Fahrerakademie und wurde seit Karttagen von Ferrari unterstützt, dann seilte er sich überraschend zu Williams ab.

Stroll ging den klassischen Weg, begann aber relativ spät mit dem Kartsport, als Neunjähriger. Er eroberte mehrere Titel in Kanada und auch den Sieg in der prestigeträchtigen Florida Winter Tour. Als Elfjähriger wurde er von Luca Baldisserri, dem früheren Renningenieur von Michael Schumacher, in die Fahrerakademie von Ferrari geholt.

2014 wechselte Stroll in den Automobilsport – Florida Winter Series, dann italienische Formel 4. Papa Lawrence Stroll kaufte sich eigens in den Prema-Rennstall ein, um seinem Sohnemann weiter die motorsportliche Ausbildung zu garantieren.

Stroll junior bedankte sich mit dem Formel-4-Titel 2014, mit dem Toyota Racing Series-Titel 2015 (einer Winterserie in Neuseeland), 2015 trat er in der Formel-3-EM an. Der Junge zeigte weiter sein Talent, kann aber auch ungestüm sein – in Belgien löste er eine Highspeed-Massenkarambolage aus und wurde dafür von den Rennkommissaren für ein Rennen gesperrt.

Dann kam die Nachricht eines verblüffenden Transfers: Stroll zog als Entwicklungsfahrer zu Williams. Offenbar war Papa Lawrence Stroll zu unsicher, ob sein Sohn bei Ferrari je den Sprung ins Formel-1-Cockpit schaffen würde. Der Unternehmer sieht Williams als Abkürzung. Es geht noch weiter: Luca Baldisserri glaubt so fest an das Ausnahmetalent Stroll, dass er bei Ferrari kündigte und sich fortan um die Karriere des jungen Québecois kümmert.

Wieso lässt ein junger Fahrer Ferrari sausen? Lance Stroll: «Wir hatten verschiedene Gründe für diese Entscheidung. Zunächst einmal hat Williams eine lange Tradition bei der Arbeit mit jungen Piloten. Sie haben vielen Rookies eine GP-Chance ermöglicht. Das war uns wichtig, denn bei Ferrari erkannten wir einen anderen Ansatz. Sie möchten lieber erfahrene Piloten im Kampf um den WM-Titel.»

«Williams entsprach einfach eher dem, was wir suchten, und wir wurden mit offenen Armen empfangen. Das Programm als Entwicklungsfahrer besteht in vielen Stunden im Simulator, im Lernen an den Rennstrecken als Teil des Rennstalls, und hoffentlich komme ich auch mit dem aktuellen Auto zum Fahren. Das ist für mich praxisnaher als die Arbeit bei Ferrari eher eine Art Trainingslager – viel Arbeit im Kraftraum, mentale Vorbereitung, aber weniger Formel-1-bezogen.»

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