Singapur-GP: Wenn das Safety-Car stehen bleibt
In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Maria Ganz aus Bern wissen: «In Singapur gab es doch noch in jedem bisherigen Grand Prix eine Safety-Car-Phase. Das hat mich auf die Frage gebracht: Was geschieht eigentlich, wenn das Führungsauto von Bernd Mayländer selber in Schwierigkeiten gerät? Ist das schon mal vorgekommen? Und wieso heisst das Führungsauto in den USA Pace-Car und nicht Safety-Car?»
Also der Reihe nach. Bislang gab es bei den Einsätzen von Bernd Mayländer seit Melbourne 2000 noch kein Problem: Sein Mercedes liess ihn nie im Stich, und Mauerkontakt hatte der frühere DTM-Rennfahrer auch keinen.
Aber klar könnte auch Mayländer mal erkranken: «Eigentlich gibt es keinen offiziellen Ersatzfahrer», erklärt der Waiblinger. «Aber ich denke, wir hätten im Fahrerlager genügend fahrerisches Talent, um eine Lösung zu finden, wie etwa die ganzen Ersatzfahrer der Rennställe.»
Schnell reagieren könnte die Rennleitung, wenn es mit dem Mercedes-Führungswagen (seit 2015 vom Typ AMG GT S) ein Problem gäbe. Richtig kritisch wurde es nur einmal. In Südkorea 2010 war Mayländer (wie immer mit dem Engländer Peter Tibbetts auf dem Beifahrersitz) beispielsweise so lange draussen, dass langsam der Sprit zur Neige ging. Für solche Fälle steht in der Box ein Ersatzfahrzeug, in das Mayländer und Tibbetts hätten umsteigen können. Das Gleiche gilt übrigens auch für das Einsatzfahrzeug des Formel-1-Chefarztes, das vom Südafrikaner Alan van der Merwe gesteuert wird.
In jüngerer Vergangenheit ist die Rennleitung um Charlie Whiting sehr vorsichtig geworden. Durchaus denkbar, dass ein Safety-Car in der Mauer zu einem Abbruch mit roter Flagge führen würde, wie das zuletzt in Belgien nach dem schweren Unfall von Kevin Magnussen (Renault) der Fall war.
Wieso nun sagen die US-Amerikaner dem Führungswagen Pace-Car, wir aber sagen in der Formel 1 Safety-Car? In Amerika wurde der Führungswagen eingeführt, um das Feld auf eine gewisse Geschwindigkeit zu bringen, bevor das Pace-Car ausschert und den Start freigibt. In der Formel 1 haben wir stehende Starts, keine rollenden wie in Amerika. Im GP-Sport kommt das Safety-Car auf die Bahn, um das Feld nach einem Zwischenfall bei moderater Geschwindigkeit hinter sich zu halten. Sinn und Zweck von Pace- und Safety-Car sind also verschieden.
Pace-Cars wurden in der Urzeit des Motorsports übrigens auch Pacemaker oder Pacesetter genannt. Der Ursprung könnte dabei gar nicht in den USA liegen, sondern auf der britischen Oval-Rennstrecke Brooklands. Alte Bilder zeigen den damaligen Rennleiter Colonel Lindsay Lloyd mit einem Rolls-Royce oder Bentley oft an der Spitze des Felds, schon 1907 oder 1908. Von dort dürfte die Idee in die USA exportiert worden sein, nach Indianapolis. Schon seit rund 100 Jahren gehört nun das Pace-Car zu amerikanischen Rennen.
Die Mercedes für Safety-Car und Medical-Car in der Formel 1 kennen wir in dieser Form seit 1996. Zuvor wurden alle möglichen Autos eingesetzt, der erste Wagen dieses Zwecks kam beim Kanada-GP 1973 auf die Bahn – es war ein VW-Porsche 914! Und der setzte sich im kritischen Moment dann prompt vor den falschen Piloten.
Weil einige Autos in den Jahren danach einfach nicht flott genug waren (Fiat Tempra 1993, Honda Prelude 1994, um nur zwei zu nennen), ging die FIA eine Kooperation mit Mercedes-AMG ein. Seit der Saison 2000 ist der Deutsche Bernd Mayländer Fahrer des Safety-Car, am Lenkrad des Medical-Car sitzt der Südafrikaner Alan van der Merwe.
Am meisten Runden hinter dem Safety-Car gab es im Regen-GP von Montreal 2011, nämlich 27. Da musste Bernd Mayländer fünf Mal ausrücken! Am längsten auf der Bahn blieb Mayländer nach dem Start zu einem Grand Prix in Fuji 2007, für 17 Runden. In Südkorea 2010 wurden 20 der ersten 22 Runden hinter dem Führungswagen zurückgelegt.
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