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Mauro Forghieri: Mercedes blufft, wie Ferrari krankt

Von Mathias Brunner
​Von 1962 bis Mitte der 80er Jahre war Mauro Forghieri für die Renntechnik von Ferrari verantwortlich. Der 81-Jährige macht sich Sorgen: «Sergio Marchionne erzeugt eine grundfalsche Atmosphäre.»

Leo Turrini ist bei Ferrari hervorragend vernetzt. Was immer in Maranello passiert, der Italiener weiss es, und in seinem Blog Profondo Rosso hat er schon so manches enthüllt, was die Teppichetage von Ferrari lieber noch ein Weilchen für sich behalten hätte.

Vor kurzem ist Turrini bei einer Veranstaltung des Ferrari-Klubs Südafrika zu Gast gewesen. Starredner dort: Mauro Forghieri. Der heute 81-Jährige wurde 1962 Sportdirektor und Chefingenieur von Enzo Ferrari, 1970 erhielt er den Posten des Technikchefs. Den behielt er gut fünfzehn Jahre, dann suchte Maranello sein Heil mit britischen Technikern, und Mauro Forghieri fand das nun weniger gut.

Unter Forghieri wurden John Surtees 1964, Niki Lauda 1975 und 1977 sowie Jody Scheckter 1979 Formel-1-Weltmeister, dazu gab es sieben Konstrukteurs-Pokale.

Bei obiger Veranstaltung mit den Südafrikanern plauderte Forghieri ein wenig aus dem Nähkästchen: «Ich habe mich vor kurzem mit Aldo Costa unterhalten, einem guten Freund (langjähriger Technikchef von Ferrari, heute Chefkonstrukteur von Mercedes, M.B.). Er hat mir versichert: Die Mercedes fahren in den Rennen sechs bis sieben Zehntelsekunden unter den Möglichkeiten, die der Silberpfeil hätte!»

«Ich fürchte, er hat Recht! Und ich glaube auch nicht an die Worte von Ferrari-Präsident Sergio Marchionne, dass es beim Motor keinen Unterschied mehr gebe zwischen Ferrari und Mercedes-Benz. In Sachen Top-Leistung mag das stimmen, aber der Mercedes-V6 hat wesentlich mehr Drehmoment, und das macht eben den Unterschied aus.»

«Das Modell SF16-H ist an der Hinterachse nicht gut geboren, die Grenzen in Sachen Haftung rühren von daher, dazu kommt das Problem mit dem Drehmoment. Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen wissen das genau.»

«Zudem spüre ich ein gewisses Unbehagen der Umgebung. Mir gefällt Teamchef Maurizio Arrivabene sehr gut, er hat Leidenschaft, er gibt der Scuderia eine Seele. Aber Marchionne hat eine grundfalsche Atmosphäre erzeugt. Kannst du dich an Gordon Murray erinnern, den grossen Designer aus den 80er Jahren? Er hat mir gesagt, dass viele junge Kollegen, talentierte, mutige Leute, Offerten von Ferrari ausgeschlagen hätten, erschrocken von der Instabilität bei Ferrari, abgeschreckt von zu viel Politik.»

«Ich weiss, die Tifosi hören das nicht gerne: Aber Arrivabene und der neue Technikchef Mattia Binotto haben ein Recht darauf, die notwendige Zeit zu erhalten, um Ferrari wieder an die Spitze zu führen. Wenn sie diese Zeit nicht erhalten, dann erleben wir nochmals zehn Jahre ohne Titel.»

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