Alex Zanardi: Wahres Ferrari 2017, traurig wegen Rom
Im Juli gewann Alex Zanardi zum fünften Mal den Römer Marathon
Wie zuvor in Hamburg und in Boston sind die Olympia-Träume von Rom geplatzt: Bürgermeisterin Virginia Raggi nannte die Pläne – für die sich auch der frühere Ferrari-Präsident Luca Montezemolo engagiert – «unverantwortlich. Olympische Spiele sind ein Traum, der sich an einem gewissen Punkt in einen Alptraum verwandelt.»
Raggi prangerte die stets ausufernden Kosten an sowie Sportanlagen, die später nutzlos herumstehen. «Wir nehmen keine Hypothek auf die Zukunft Roms und Italiens auf. Solche Spiele sind ein gutes Geschäft für die Lobby, aber nur Schulden für die Bürger.»
Wer nun die Olympischen Sommerspiele 2014 (nach Rio 2016 und Tokio 2020) austragen wird, ist völlig offen. Im September 2017 soll der Austragungsort festgelegt werden. Vor dem Aus in Rom haben sich die Bürger von Hamburg 2015 gegen Spiele ausgesprochen, auch in Boston wurde ein Rückzieher gemacht, Los Angeles ist eingesprungen. Die anderen Bewerber neben Los Angeles: Paris und Budapest.
Formal muss jetzt der Stadtrat von Rom über die Bewerbung entscheiden, wie Raggi ausgeführt hat. Der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees Italiens (CONI), Giovanni Malagò, hatte bereits vor der niederschmetternden Rede von Raggi angekündigt, ein Nein würde wohl das Ende aller Olympia-Träume in Italien bedeuten.
Der frühere Ferrari-Chef Luca Montezemolo will noch nicht an das Aus glauben: «Ich glaube nach wie vor, dass wir das stemmen können. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich habe mit Ferrari 19 WM-Titel gewonnen, und das hätte ich nicht, wenn ich zwischendurch aufgegeben hätte.»
Montezemolo schimpft: «Raggi hat wie ein ferngesteuerte Maschine geredet, ohne Respekt für den Sport. Ich sehe Rom 2024 noch immer als Chance.»
Auch Olympia-Goldmedaillengewinner Alex Zanardi bedauert die jüngste Entwicklung in Rom. «Ich habe im Leben immer die Einstellung gehabt – das ist zu schaffen! Jeder Italiener träumt doch davon, dass sein Land die Spiele austragen darf. Ich auch. Für mich war Rom eine Chance, eine Möglichkeit, um grosse Probleme in Rom zu lösen. Mir tut das sehr leid.»
Bei einer Veranstaltung von BMW in Monza sagt Zanardi weiter: «Ich habe meine Medaillen einem Freund gezeigt, und er hat angefangen zu weinen. Ich habe gefragt: “Wieso weinst du?” Und er meinte: “Du hast verwirklicht, wovon alle träumen.” Das hat mich sehr berührt. Und mir ist jetzt nach Rio 2016 klarer als nach den Spielen in London 2012, was diese Auszeichnungen bedeuten.»
Ans Aufhören denkt der 49jährige Bologneser nicht: «Ich fahre aus Freude Handbike und mach weiter, so lange ich es will.»
Rennfahrer ist Alex noch immer: «Ich halte mich nach wie vor für einen Piloten. Ich möchte weiter BMW fahren. Mit Spa-Francorchamps habe ich noch eine Rechnung offen, beim letzten Mal sind wir fünfzig Minuten vor der Zielflagge stehengeblieben. Beim nächsten Mal will ich das karierte Tuch sehen.»
Zur Formel 1 sagt Zanardi: «Ich wünsche mir einen GP-Sport, in dem der Pilot wieder wichtiger ist. Bei Ferrari hat es viele Änderungen gegeben, die ganzen Umstellungen müssen erst Früchte tragen. Das wahre Ferrari erleben wir daher in der Saison 2017.»
Alex Zanardi – ein Gigant
Alex Zanardi hat bei den Paralympics in Rio seine insgesamt vierte Goldmedaille geholt, dazu eine Silbermedaille. Die gewann Zanardi ausgerechnet am 15. September, also exakt 15 Jahre nach seinem fürchterlichen Unfall auf dem Lausitzring, der ihn seine Beine gekostet hat. Der 15. September 2001 hat das Leben von Alex Zanardi komplett verändert: Bei einem IndyCar-Unfall auf dem Lausitzring wäre der Italiener fast verblutet, die schell und klug handelnden Ärzte konnten sein Leben, nicht aber seine Beine retten.
Zanardi, von 1991 bis 1999 in der Formel 1 unterwegs, vorher und nachher im IndyCar-Sport, geniesst seit seinem schlimmen Unfall 2001 in der Lausitz weit über Motorsportkreise hinaus Heldenstatus: Wie er mit seinem Schicksal fertig wurde und trotz seiner verlorenen Beine sein Leben meistert, ist nicht nur für behinderte Menschen ein leuchtendes Vorbild.
Nur einen Tag vor dem besonderen Datum triumphierte Zanardi im Handrad-Wettbewerb der Klasse H5 (in den Klassen H1 bis H4 wird liegend gefahren, in der H5 knieend). Zum Abschluss gab er am Freitag noch einmal alles und sicherte sich im Mannschaftsrennen gemeinsam mit Vittorio Podesta und Luca Mazzone für Italien erneut Gold.
Es war das vierte Gold für Zanardi, nachdem er in London 2012 Zeitfahren und Strassenrennen der Klasse H4 gewonnen hatte, zudem gab es damals mit der italienischen Mannschaft Silber. Seit 2013 tritt Alex in der Klasse H5 an.
Wer mehr über das Leben von Alex Zanardi und seine Einstellung erfahren will, dem lege ich sein hervorragendes Buch «Nicht zu bremsen» ans Herz. Es ist im Fachhandel erhältlich.
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