Lewis Hamilton über Gott, Gebete, Tränen und Hoffnung
Lewis Hamilton rollt wegen Motorschadens aus
Ein Blick in die sozialen Netzwerke zeigt: Lewis Hamilton spaltet die Fangemeinde. Viele lieben ihn, aber so mancher kann mit dem Gehabe des dreifachen Champions wenig anfangen. Aber egal, ob ein Fan den Weltmeister von 2008, 2014 und 2015 nun mag oder nicht – so etwas wie in Malaysia hat niemand verdient.
Lewis Hamilton ist in drei von vier freien Trainings Bestzeit gefahren. Er ist in allen drei Quali-Segmenten Bestzeit erzielt. Und er ist der Konkurrenz in Sepang auch im Rennen auf und davon gefahren. Nur um in Runde 41 mit brennendem Motor auszurollen.
Weil gleichzeitig sein Stallgefährte Nico Rosberg (nach einem Rammstoss von Sebastian Vettel kurz Zweitletzter) noch Dritter geworden ist, beträgt Hamiltons Rückstand vor dem Japan-GP nun 23 Punkte. Nico: «Ich weiss, wie sich Lewis fühlt, denn ich war selber schon in dieser Situation. Da bist du am Boden zerstört.»
Hamilton selber erzählt: «Zu diesem Zeitpunkt war ich dabei, ein Polster auf Max Verstappen herauszufahren. Wir wollten sichergehen, dass mein Vorsprung so gross ist, dass ich noch einen Boxenstopp machen kann, die Führung aber nicht hergeben muss. Wir waren da auf gutem Weg – und dann spürte ich auf der Geraden einen plötzlichen Leistungsverlust. Ich konnte hören, dass etwas kaputt gegangen war. Und dann wurde mir am Funk gesagt, ich müsse anhalten.»
Klar spriessen in den sozialen Netzwerken – wie schon im vergangenen Frühling – Gerüchte, wonach die Defekte im Wagen von Hamilton schon sehr fragwürdig seien. Ein britischer Journalist stellt den Begriff Sabotage in den Raum.
Lewis selber sieht das so: «Wir hatten als Team zwei Jahre lang die unglaublichsten Erfolge. Ich weiss, wie sich alle Mitarbeiter für Nico und mich die Rücken krumm arbeiten, und dafür sind wir beide sehr dankbar. Wenn du überlegen führst, und dann geht das Auto kaputt, dann fällt es dir natürlich schwer, positive Gedanken zu entwickeln. Fakt ist, dass Mercedes 43 Motoren gebaut hat, und ich hatte die meisten Defekte. Wir hatten heute acht Autos da draussen mit Mercedes-Motoren. Da frage ich mich schon, wieso es immer wieder mich trifft. Und ich will von meinen Jungs wissen, wie das passieren kann.»
«Klar ist das schwierig zu verdauen. Aber ich habe absolut jedes Vertrauen in meine Mannschaft – in die Truppe hier an der Sepang-Rennstrecke und auch in die vielen Mitarbeiter in den Werken in England und Deutschland. Ich fühle mich wohl hier. Und ohne sie alle wäre ich heute nicht dreifacher Formel-1-Weltmeister.»
«Ja, es ist ein zäher Kampf in diesem Jahr. Es ist ein Test für Willensstärke, ein Test des Charakters. Ich sehe es als Aufgabe, mich allen Widernissen zum Trotz immer wieder aufzurappeln und weiter zu kämpfen. Es geht nicht darum, zu Boden zu gehen. Es geht darum, wiederaufzustehen und sich nicht entmutigen zu lassen. Ich sah heute Tränen in den Augen meiner Mechaniker, das hat mich sehr berührt. Wir teilen diesen Schmerz. Und auch wenn es derzeit nicht so gut aussieht, so habe ich noch immer fünf Rennen.»
«Ich weiss nicht, ob meine restlichen zwei Motoren diese fünf restlichen GP-Wochenenden überstehen. Aber wenn ich so fahre wie hier in Malaysia, dann ist hier noch alles drin.»
«Ich glaube daran, dass man an seinen Aufgaben wächst. Aber aus jedem Fehler lernst du auch etwas. Der kaputte Motor wird ins Werk zurückgeschickt und zerlegt, ich bin sicher, dass unsere Techniker aus dem Defekt lernen werden. Das macht uns als Team letztlich stärker.»
Schon in den ersten Interviews hatte Hamilton davon gesprochen, dass jemand nicht wolle, dass er gewinne. Ein Journalist will wissen, ob Lewis das erklären könne. Hamilton zeigt mit der Hand Richtung Himmel: «Eine höhere Macht oder der grosse Mann da oben scheint derzeit ein wenig einzugreifen. Aber nochmals – ich fühle mich gesegnet, dass ich als Rennfahrer alle meine Möglichkeiten erhielt und so viel Erfolg haben durfte. All die Siege, die Rekorde, die drei Titel. Ja, ich fühle mich derzeit schlecht, aber gleichzeitig bin ich auch dankbar.»
Schlüpft Lewis der Titel durch die Hände? Hamilton seufzt: «Der erste Teil der Saison erzeugte schon ein Gefühl, dass mir das durch die Hände rinnt. Dann hatte ich einige Siege. Dann aber kamen die Probleme zurück. Ich weiss nicht, was in den kommenden fünf Rennen passiert. Mehr als gut fahren geht nicht. Ich habe noch zwei Motoren. Wenn wir beschliessen, es ist sinnvoller ein Training auszulassen, um die Laufleistung nicht zu kompromittieren, dann bin ich bereit, das zu tun. Und dann muss ich beten, dass der Wagen hält. Die Hoffnung ist eine sehr kraftvolle Macht.»
«Ich kämpfe weiter, aber wenn diese höhere Macht nicht will, dass ich Weltmeister werde – dann werde ich das akzeptieren. Aber vorher will ich alles Menschenmögliche machen, um meinen Titel erfolgreich zu verteidigen.»
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