Nico Müller: «Formel E und WEC wie Tag und Nacht»
Nico Müller: «Das Ziel ist immer gleich, man will gewinnen»
Nico Müller ist einer von sieben Piloten, die in diesem Jahr sowohl die Formel-E-WM als auch die Langstrecken-WM (WEC) bestreiten: wie Nyck De Vries, Sébastien Buemi, Eduardo Mortara, Jean-Eric Vergne, Stoffel Vandoorne, Norman Nato plus sporadisch sein Ersatzmann für Berlin, Kelvin van der Linde. Nach dem Sechsstundenrennen von Imola (Platz 9 im Peugeot 9X8) und vor dem FE-Spektakel in Monaco am Samstag erklärt der 32-jährige Thuner, wie es mit dem Doppeljob im elektrischen Sprint und im Hybrid- Langstreckenrenner läuft.
Grundsätzlich lobt er seine Arbeitgeber Peugeot bzw. Abt-Cupra: «Ich habe sowohl im WEC als auch in der Formel E das Gefühl, dass ich in Teams fahre, die die Basis haben, mich an meine Ziele zu bringen. Aber da spielen viele Faktoren rein, ob du in zwei Rennen oder in zwei Jahren ans Ziel kommst. Das liegt oft nicht nur in den Händen jener, die die Entscheidungen treffen. Du musst selbst dafür sorgen, dass du die nächste Entscheidung selbst treffen kannst. Dann bin ich auch der Einzige, der schuld ist, wenn es die falsche Entscheidung war.»
Die Vorbereitungen zwischen Formel E und WEC bezeichnet Müller «wie Tag und Nacht». Er schildert: «Die Vorbereitung auf ein Formel-E-Rennen ist extrem intensiv. Du bist zwei Tage im Simulator eingespannt, fährst 300 bis 400 Runden. Am Renntag kommst du vielleicht auf 70 Runden. Du musst dich extrem detailliert vorbereiten. Du versuchst die Kombination aus mechanischem Set-up und den Systemen des Fahrzeugs in verschiedenen Optionen abzustimmen. Es kann auch passieren, dass du nach 300 Simulator-Runden an die Strecke kommst und plötzlich ist einiges anders, die Wand ist zwei Meter näher. Da musst du sehr eng mit den Ingenieuren zusammenarbeiten. Im Quali hast du nur zwei Runden, die sitzen müssen.»
Den Unterschied zur Langstrecke beschreibt er so: «In der WEC ist viel mehr Strategie in der Vorbereitung ein Thema, dazu Reifenmanagement. Beim Set-up geht es weniger ins Detail. Wichtig sind die Entscheidungen, die du am Rennwochenende triffst.»
Die Formel E bekam in der Schweiz zwei Mal Ausnahmegenehmigungen vom Rundstreckenverbot, das seit 1955 existiert. Es sei nach den Auftritten in Zürich und Bern keine Wiederholung absehbar, meint Müller, «obwohl das Interesse der Fans sehr hoch ist. Für einen Fahrer ist es doch enttäuschend, nie vor seinen Landsleuten sein Können zu zeigen.»
Dass zwei seiner FE-Konkurrenten in der WEC seine Teamkollegen sind, bringe keine Probleme, meint der Vierte von Misano: «In Misano bin ich hinter Jean-Eric Vergne in der Startaufstellung gestanden, da kommt man sich schon mal in die Quere. Aber solange es fair zugeht, ist es kein Problem, wenn man dann als Teamkollegen in der anderen Serie zusammentrifft. Die Stimmung unter den Fahrern ist wirklich gut. Zugeständnisse muss ich nur im Peugeot in der Pedal-Position machen, ich würde sie lieber einen halben Meter weiter vorn haben. Es ist ziemlich eng in der Kiste!»
Bei der Überschneidung der Termine am 11. Mai hat vertragsbedingt der WEC-Einsatz in Spa-Francorchamps Vorrang vor den beiden FE-Rennen in Berlin. Aber: «Das Ziel ist immer gleich, man will gewinnen. Und besonders in Le Mans. Dafür hoffe ich, dass wir in der Generalprobe in Spa weiter vorankommen.»
Völlig offen ist, was Müller ab 2025 machen wird: «Ich bin Ende dieser Saison free agent.»
Alle Rennen der Formel E 2024 werden live auf ServusTV übertragen. In Österreich im linearen Kanal ServusTV und auf der Streaming-Plattform ServusTV On, in Deutschland läuft die ServusTV-Übertragung linear auf DF1 sowie digital bei ServusTV On, df1.de sowie via SPEEDWEEK.com und ServusTV Motorsport bei MagentaTV. Daniel Goggi und Experte Daniel Abt kommentieren.