Der Handschuh kostete Kunert den EM-Titel
Thomas Kunert (li.) und Ede Starke
Das niederländische Geschwisterpaar William und Nathalie Matthijssen William holte sich am 13. September im englischen Wimborne den zweiten EM-Titel vor Tommy Kunert und Markus Eibl von der Renngemeinschaft Graf Zeppelin Friedrichshafen.
Dabei hatte der achtfache Europameister Kunert den Start gewonnen und war mit einigen Metern Vorsprung in die erste Kurve gebrettert. Doch dort geriet der Memminger mit zu viel Tempo zu weit nach aussen. Matthijssen schlüpfte innen durch und liess sich trotz heftiger Attacken der Deutschen den Sieg nicht mehr nehmen. «Ein klarer Fahrfehler», waren sich viele Fans an der Rumpelbahn im Südosten der Provinz Dorset einig. Auch Kunert wusste gleich nach dem Rennen nicht so recht, warum er die sichere Führung weggegeben hatte.
«Wir haben alles analysiert, jetzt ist klar, was los war», sinnierte Tommy Kunert zum Jahreswechsel am Rande des Indoor-Speedways im holländischen Exloo im Gespräch mit SPEEDWEEK. «Dieser blöde Handschuh war schuld. Ich hatte schon den ganzen Tag gemerkt, dass irgendetwas anders war als sonst, bin aber nicht darauf gekommen, was es war.»
Da der Kurs in Wimborne sehr steinig war, schraubten die meisten Fahrer Protektoren für die Hände an den Lenker. «Da Tommy in den Kurven aber immer so tief hängt, hätte das an seiner rechten Hand sehr gestört», erklärte Chef-Mechaniker Edgar Starke aus Witten. «Also haben wir neue Handschuhe probiert, die aussen stark gepolstert waren, um die Steine abzuwehren, aber die Handfläche war aus Wildleder.»
Das war’s. «Ich bin gut weggekommen vom Start», so Kunert, «in der ersten Kurve ist mein rechter Arm aufgrund meiner Sitzposition voll gestreckt, da lasse ich normalerweise den Gasgriff los, dann dreht er sich von selbst zurück. Das war hier anders, das habe ich aber erst gecheckt, als alles schon vorbei war. Dieses blöde Wildleder hat wie Uhu am Griff geklebt, da musste ich mich erst wieder etwas aufrichten und das Gas aktiv zurückdrehen. Das geschah natürlich alles in Sekundenbruchteilen, ich hatte keine Zeit zu überlegen, was los ist. Aber heute ist mir klar, dass dieser vermaledeite Handschuh mit entschieden hat über die EM. Ich hatte schon im Training gemerkt, dass irgendetwas anders ist als sonst, aber darauf bin ich nicht gekommen.»
Nun ja, tempi passati, das weiss auch Kunert: «Matthijssen war stark an dem Tag, er hat sich den Sieg durchaus verdient. 2010 greifen wir aber wieder an, der neunte EM-Titel und der zehnte deutsche sollen die unseren sein!»
Foto: Tommy Kunert (links) und sein Chefmechaniker Edgar Starke (rechts) gehen in 2010 wieder auf Titeljagd.
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