Was Yamaha mit Max Neukirchner für die IDM 2017 plant
Max Neukirchner plant für die Zeit nach dem Rennsport
Max Neukirchner will zukünftig als Trainer und Riding-Coach mit Yamaha zusammenarbeiten. Bei Rennchef Eric de Seynes stößt der 33-Jährige auf offene Ohren.
«Wir werden in Zukunft mehr in dieser Richtung machen», kündigte der Franzose an. «Im Motocross haben wir das mit David Philippaerts schon begonnen. Mehr und mehr bringen wir die Fahrer aus allen Serien zueinander. Was Max Neukirchner plant, ist richtig. Mit dieser Philosophie werden wir für Fahrer noch attraktiver, wir versuchen das zu unterstützen.»
Weshalb hat es 60 Jahre gedauert, bis ein Hersteller begriff, dass man den Rennsport als Ganzes sehen muss und nicht jede Rennserie für sich?
De Seynes: «Viele WM-Serien werden von Europa aus gemanagt. Früher war es so, dass die Hersteller japanische Manager für drei oder fünf Jahre nach Europa schickten, dann wechselten diese. Ich bin Europäer und werde diesen Job hoffentlich länger machen. Ich habe 40 Jahre Erfahrung und verfüge über ein großes Netzwerk, ich weiß, wie ich die geballte Power eines Herstellers wie Yamaha einsetzen kann, um im Rennsport positive Entwicklungen anzustoßen. Von Japan erhalte ich freie Hand, sie respektieren meine klare Strategie. Nur die Budgets muss ich einhalten, das ist für jeden so.»
Was Max Neukirchner Yamaha angeboten hat, verriet er SPEEDWEEK.com.
Max, wieso hast du für die IDM 2017 keinen Vertrag unterschrieben?
Vielleicht hat es mit dem Alter zu tun, natürlich auch mit meiner Karriere. Ich hatte viel Pech, viele Verletzungen.
Ich hätte von Yamaha aus wieder fahren können, aber ich werde dieses Jahr 34 Jahre alt. Deshalb will ich mehr und mehr auf die Coaching-Schiene gehen.
Dieses Jahr kommt die neue 300er-Klasse, bei den 600ern ist Yamaha bereits vertreten. Da kann ich mit reinrutschen, dass ich diese Jungs in Deutschland coache.
Ich habe vor zwei Jahren den C-Trainer-Schein gemacht, aktuell mache ich den B. ich kann alles: Mentaltraining, Konzentrationstraining, Ernährungs- und Fitnesspläne erstellen.
Selbst wenn ich die IDM gewinnen würde, was bringt mir das? Gar nichts.
Dieses Jahr arbeitest du nur in Deutschland für Yamaha als Coach? Oder ist auch angedacht, dass du Richtung WM gehst?
Bei YART bin ich für die Endurance-WM ja nur als vierter Fahrer gesetzt. Ich bin im Team aber voll integriert und immer dabei. Ich soll die Fahrer betreuen, Teamchef Mandy Kainz sieht auch, dass ich das kann. Ich bin ein übler Fitness-Freak, aktuell betreue ich Marvin Fritz und gebe ihm auch Konzentrationstipps. Ich werde schauen, dass er für die 24 Stunden topfit ist, weil er das noch nie gemacht hat.
Mit Yamaha bin ich mir noch nicht hundertprozentig einig, ich zähle aber auf das Wort von Jörg Breitenfeld, dass er mir die Chance gibt, dort einzusteigen.
Ich habe auch schon mit Andrea Dosoli gesprochen, er ist für das gesamte Rundstreckenprogramm verantwortlich. Yamaha ist auf der Suche, sie brauchen jemanden für die 300er-Klasse, der die Fahrer in der WM coacht. Aber das ist Zukunftsmusik, ich will erst mal bei YART und in der IDM einen guten Job machen.
Bislang haben sich nur einige Rennfahrer Riding-Coachs geleistet. Dass ein Hersteller in diese Richtung denkt und seine Piloten so unterstützt, ist neu.
Wenn so etwas gemacht wird, ist das sehr sinnvoll. Yamaha kann damit viel Geld sparen. Natürlich müssen sie erst mal investieren, um einen wie mich zu bezahlen.
Aber das muss man anders sehen. Wir waren von Yamaha aus alle zusammen in Amsterdam bei einem Presse-Coaching. In dem Hotel dort haben wir auch zusammen trainiert. Die Motocross-Fahrer sind extrem fit und wissen auch, wie sie trainieren müssen. Alles, was mit Straßenrennsport zu tun hat, war eine Katastrophe. Sie trainieren falsch, mit viel zu hohem Puls, Konzentrations- und Mentaltraining machen sie fast keines. Deswegen stürzen in der Superbike-WM auch so viele, dabei wird sehr viel Material kaputt gemacht.
Wenn Yamaha einen bezahlt, der mehrere betreut, dann ist das ein Gewinn für Yamaha.
Manche verstehen es zu trainieren. Andere machen zu viel und merken gar nicht, dass sie mit dem zu viel Sport ihren Körper ab- statt aufbauen. Einige vernachlässigen das Konzentrations- und Reaktionstraining. Manche gehen in der Früh eine Stunde in die Sauna und denken, dass sie dadurch fit werden.