Die Sachsenring-Absage und die Hintergründe
Die Meister 2013 müssen sich eine andere Spielwiese suchen
Statt der IDM steht auf dem Terminkalender der deutschen Grand-Prix-Streck für die Saison 2014 die ADAC-Sachsenring-Classic. Bei den Motorrädern sind Fahrzeuge bis zum Baujahr 1955 erlaubt. Mit der Classic-Veranstaltung, den ADAC GT Masters und dem Motorrad-GP sind neun der zehn erlaubten Lärmtage verbraucht. Dr. Lutz Oeser ist Eventmanager des ADAC Sachsen und zu seinem Job gehört es, die vom Vorstand gemachten Entscheidungen in die Tat umzusetzen und auch gegenüber der Öffentlichkeit zu vertreten. So auch die Absage der IDM 2014 am Sachsenring.
Der IDM-Promoter MotorEvents hatte darauf bestanden, im Jahr 2014 wie auf allen anderen Strecken auch, eine Dreitages-Veranstaltung durchzuziehen und nicht wie in dieser Saison die IDM an nur zwei Tage abzuwickeln. Doch da hatte der ADAC Sachsen schon länger abgewinkt. «Das wäre noch teurer geworden», erklärt Oeser.
Fakt ist, dass vom ADAC Sachsen zehn Jahre in Folge ein IDM-Lauf durchgezogen worden ist. «Und genau diese zehn Jahre haben wir die IDM subventioniert», stellt Oeser fest. Genaue Zahlen lässt er sich nicht entlocken. Lediglich zur Anmerkung «pro Jahr eine fünfstellige Summe» ringt sich der Eventmanager durch. «Wie alle anderen Veranstalter auch waren wir an den Nenngeldern beteiligt. Von den Einnahmen bei den aktuellen Teilnehmerzahlen kann man solch eine Veranstaltung aber nicht refinanzieren.»
Zu wenig Einnahmen
Anzunehmen ist auch, dass es zwischen dem ADAC Sachsen und dem IDM-Promoter noch Restbestände von Animositäten gibt, obwohl das sicherlich keiner öffentlich zugeben würde. Denn hinter der Firma MotorEvents verbergen sich mit Bert Poensgen, Josef Hofmann und Josef Meier nebenbei auch die Betreiber des Lausitzrings. Zwei Strecken und zwei Betreiber, die nicht gerade freundschaftlich verbunden sind, sondern eher eine gesunde Konkurrenz pflegen.
Auch die wenig berauschenden Zuschauerzahlen der IDM haben laut ADAC Sachsen zu dem Entschluss geführt, auf die IDM zu verzichten. «Für die IDM zusätzliche Fans zu generieren, ist unglaublich schwer», weiss Oeser. «Sicherlich war was los beim IDM-Lauf. Doch wer von den anwesenden Zuschauern hatte ein bezahltes Ticket? Aber der neue Promoter bekommt derzeit zu Unrecht die ganze Prügel ab. Der Prozess in der IDM dauert schon länger. Allerdings wäre es in diesem Jahr besser gewesen, das Geld von Alfa Romeo in die Reduzierung der Nenngelder statt in die TV-Übertragung zu stecken.»
Hält Dr. Oeser jetzt eine Kettenreaktion und damit die Absage anderer Rennstrecken-Betreiber und Veranstalter in Sachen IDM für möglich? «Theoretisch schon», so Oeser. «Es muss einfach ein tragfähiges Konzept her». Bei der Frage, wie dieses Konzept aussehen sollte, um die IDM für den ADAC Sachsen wieder interessant zu machen, verweist Oeser auf den Vorstand des ADAC Sachsen. Denn dort werden die Entscheidungen getroffen und auch nur dort weiss man, was gewünscht wird.
«Wir wollen ja gar keinen Gewinn machen mit der IDM», versichert er. «Aber eine schwarze Null oder ein nur kleiner Verlust sollten das Ziel sein.» Dass der Sachsenring nicht zum Schnäppchenpreis zu haben ist, ist klar. Alleine die Streckenmiete bewegt sich im fünfstelligen Bereich. Für jede Veranstaltung muss jeder Stromkasten, jeder Wasseranschluss und jedes Kassenhäuschen wieder neu aufgebaut werden, da das Gelände ausserhalb der drei Rennveranstaltungen ein Fahrsicherheitszentrum ist.
Keine klaren Wünsche für 2015
«Auch solche Dinge wie das Betreiben des Pressezentrums ist teurer als anderswo», schildert Oeser. «Dafür ist natürlich auch das Niveau um einiges höher als zum Beispiel beim Pressenzentrum in Schleiz. Dort gibt es einen Raum mit schlechtem Internetzugang. Bei uns orientiert sich alles am Grand Prix.» Zur Frage nach der Verpflichtung gegenüber einer nationalen Serie wie der IDM, die auf einer auch zum Teil durch Steuergelder finanzierten Rennstrecke ab nächstem Jahr keinen Platz mehr hat, hat Oeser eine klare Meinung.
«Sicherlich gab es für die sicherheitsrelevanten Umbauten auch Gelder vom Land Sachsen», erklärt er. «Aber das hat ja mit der IDM nichts zu tun, sondern wurde auf Anforderungen der FIM für den Grand Prix veranlasst. Aber am Lausitzring wurden bestimmt mehr Steuergelder verbuddelt. An anderen Strecken mag die IDM vielleicht das Aushängeschild sein. Bei uns ist das nicht der Fall. Wir müssen nicht dafür geradestehen, dass die IDM weiter besteht.»
«Es ist einfach sehr schwer, Zuschauer an die Strecke zu bringen», so Oeser. «Unsere Region ist einfach nicht so wirtschaftsstark wie zum Beispiel die Gegend rund um den Hockenheimring. Bei uns ist eben für viele Zuschauer der GP das Highlight und dann geben sie kein Geld mehr für die IDM aus. Dabei gibt der ADAC Sachsen im Vergleich mit anderen Clubs pro Mitglied das meiste Geld von allen für Motorsport aus.»
«Die IDM war mal eine der erfolgreichsten Serien und andere Nationen haben sich darauf ausgeruht», glaubt der Eventmanager und stellt mit der Aussage auch klar, dass sie es inzwischen nicht mehr ist. Es ist nicht sein Job, dafür Lösungen zu finden. Sein Job ist es nun, statt der IDM die Oldtimer-Veranstaltung zu organisieren, bei der es auch ein Pro-Superbike-Revival geben wird.
«Wir werden beobachten, wie sich die IDM im kommenden Jahr entwickelt», verspricht Oeer. «Dann können wir nochmals über alles reden in Richtung 2015. Aber eins ist klar, die Teilnehmerfelder müssen voller werden.»