Karsten Wolf: «Einheitssprit war Budget-Schock»
Toni Finsterbusch
Die IDM-Verantwortlichen der Motorpresse Stuttgart hatten zu Beginn des Jahres für ihre Aktiven eine Überraschung parat, die nicht überall mit Begeisterung aufgenommen wurde. Laut IDM-Promoter wurde Benzinlieferant ETS als technischer Partner ins IDM-Boot geholt. Die Teams der IDM Superbike wurden dazu verpflichtet, den Sprit zukünftig ausschließlich von ETS zu beziehen. Preislich kommt das die Fahrer, die bisher auf die günstigere Tankstellen-Variante gesetzt hatten, um einiges teurer.
Karsten Wolf fiel beim Lesen der Nachricht ebenfalls aus allen Wolken. Der GERT56-Teamchef ist mit seiner Truppe erstmals bei der IDM Superbike eingeschrieben. «Die Information der IDM, mit dem verbindlich zu verwendenden Rennkraftstoff zum Preis von 5,00 Euro brutto pro Liter war zum einen ein Budgetschock, mit Mehrkosten von ca. 3000 Euro pro Bike pro Saison, die nicht budgetiert sind», erklärt Wolf auf SPEEDWEEK.com-Nachfrage, «doch die Beweggründe für diesen Schritt ließen sich schnell herleiten. Der Ausstieg von Suzuki aus dem Herstellerpool, die Rennen ohne Zuschauer und der allseits gewünschte qualitative Ausbau des Livestreams waren hier die Beweggründe. Was leider vernachlässigt wurde, ist die Betroffenen, nämlich die Teams, fachlich und kommunikativ mit ins Boot zu nehmen.»
«Einheitlicher Kraftstoff in einer Superbike-Klasse mit einem Stocksportreglement im Motorenbereich, um die Chancengleichheit zu sichern, ist aus meiner Sicht nicht notwendig, weil fast alle Teams vorwiegend handelsüblichen Sprit verwenden und dieser ist in seiner Qualität und Nutzungseigenschaften für den Renneinsatz in unserer Klasse völlig ausreichend ist», lautet Wolfs Meinung. «Zudem war dieser noch preiswert und überall verfügbar. Hier ist technisch manipulativ kaum Spielraum und deshalb war an der Stelle auch keinerlei Handlungsbedarf. Im Gegenteil, es gibt ein zusätzliches Prüfverfahren, was Ausgang für Proteste, Sanktionen und damit Streit ist.»
«Budgetlöcher mit solch stumpfen Ideen zu schließen, ist nicht zielführend, da hätte man auch das ohnehin schon üppige Startgeld einfach erhöhen können», so Wolf. «Ein zeitiger Hilferuf in Richtung der Teamchefs, die gemeinsame Suche nach Lösungen, zusätzlichen Sponsoren oder kostensenkenden Maßnahmen, wären genauso ein Weg, wie ein maßvoller kaufmännischer Umgang mit dem Pflichtkraftstoff. Ein Preislevel von ca. 2,50 Euro wäre hier sicher konsensfähig gewesen. In der aktuellen Situation ist die Superbike IDM eine Team- und Herstellerfinanzierte Meisterschaft.
Dies wird sich durch die Coronapandemie auch kurzfristig nicht ändern lassen. Wirtschaftlich schwierige Rahmenbedingungen bei den Partnern und die fehlenden Zuschauer lassen einen Wandel zu einer Zuschauer- und Sponsorenfinanzierten Meisterschaft, bei einem trotzdem hochwertigen Starterfeld und den zu erwartenden hochspannenden Rennen, nicht zu.»
«In solchen Zeiten gilt es, Kompromisse zu finden und kreative Lösungen zu suchen», meint er abschließend. «Dies geht nur gemeinsam mit Promoter und Teams. Hier müssen Strukturen geschaffen werden, wie Team- und Fahrervereinigungen, damit die IDM bei solchen schweren Entscheidungen immer die richtigen Ansprechpartner hat.»