Erwan Nigons IDM-Revanche
Für den IDM-Superbikemeister Erwan Nigon war es am vergangenen Wochenende beim IDM-Lauf in der Motorsportarena Oschersleben nicht die erste und wohl nicht die letzte Trainingsbestzeit seiner Karriere. Aber die Pole-Position aus Oschersleben wird dem Franzosen vom Team Van Zon-Remeha-BMW noch lange im Gedächtnis bleiben.
Und das nicht nur wegen seiner rekordverdächtigen Rundenzeit von 1.25, 830. «Als ich zum Abschluss-Training raus fuhr», schilderte er, «war meine BMW am anderen Ecke der Strecke plötzlich aus. Nichts ging mehr, sie tat keinen Mucks mehr. Da dachte ich schon, das Training sei für mich gelaufen.»
«Ich war irgendwo im Infield und rumpelte durch die Wiese», erzählt er weiter. «Und das schlimmste war, bei der ganzen Aktion ist auch noch mein Lieblingsvisier kaputt gegangen.» Die Streckenposten hielten Nigon dann dazu an, seine BMW bis zum Ende des Trainings an der Streckenbegrenzung zu parken. Doch da hatten sie sich in dem mit Adrenalin voll gepumpten Franzosen getäuscht.
«Ich habe mein Motorrad dann selber auf dem Versorgungsweg entlang geschoben», berichtet er weiter. «Ein Ersatzmotorrad dürfen wir in der IDM ja nicht mal eben so verwenden, daher musste ich einfach zurück an die Box. Ich habe mein Motorrad dann auf den Abschleppwagen geschoben und dem Fahrer gesagt, wo ich in will.»
In der Box wurde er schon von seinen Mechanikern erwartet. Die hatten allerdings einen Sturz ihres Piloten vermutet. «Es wurde dann eifrig geschraubt», so Nigon, «und ein Teil der Elektronik getauscht und acht Minuten vor Trainingsende lief sie wieder.» Anschliessend musste Nigon allerdings noch eine langsame Runde fahren, da vor allem sein Vorderreifen von dem Ausflug arg verschmutzt war. «In der IDM gibt es eine Reifenlimitierung», erklärt Nigon die Umstände, «da kann man nicht mal eben einen neuen aufziehen. Nach der langsamen Runde habe ich dann genau eine schnelle Runde hingelegt und die hat sich eigentlich nicht schnell, sondern eher schlecht angefühlt. Als ich die 1.25 auf meinem Laptimer gesehen habe, dachte ich erst, der hätte auch was abgekriegt. Aber die Zeit hat gestimmt.»
Erst Strafe, dann Sieg
Obwohl Erwan Nigon im ersten Rennen als Zweiter über die Ziellinie preschte, wurde er nur als Elfter gewertet. Die Rennleitung hatte nach einer Überprüfung der Videos einen Frühstart des Franzosen entdeckt und ahndete diesen Fehler mit einer Zeitstrafe von 20 Sekunden.
Im zweiten Rennen gab es für Erwan Nigon kein Halten mehr. Er liess seinen Gegnern schlicht kein Chance, fuhr einen Vorsprung von über drei Sekunden heraus und verwies seine Markenkollegen Damian Cudlin und Markus Reiterberger auf die Plätze 2 und 3. «Ich wollte ganz einfach gewinnen», stellte Nigon klar. «Denn in der Meisterschaft geht noch was. Die Aktion mit dem Frühstart tut mir leid, aber ich hatte keinen Vorteil dadurch. Jetzt feiere ich meinen ersten Sieg auf Pirelli. Das freut mich besonders und mir geht es jetzt besser.»
Und das alles hatte am Ende, fast unbemerkt vom Fahrer, auch ohne das Glücks-Visier funktioniert.