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Lennard Göttlich: «Uwes Klopfzeichen sind praktisch»

Von Rudi Hagen
Lennard Göttlich und Beifahrer Uwe Neubert auf ihrer Adolf RS Yamaha  600

Lennard Göttlich und Beifahrer Uwe Neubert auf ihrer Adolf RS Yamaha 600

Das Bonovo action Juniorteam mit Lennard Göttlich und Uwe Neubert bereitet sich auf die Saison in der Internationalen Sidecar Trophy vor. Der Sidecar-Neuling berichtet über das Verhältnis zu seinem erfahrenen Beifahrer.

Knapp drei Monate ist es jetzt her, dass Lennard Göttlich aus Eibau, einem Ortsteil der Gemeinde Kottmar im Süden des ostsächsischen Landkreises Görlitz zwischen Zittau und Bautzen und Uwe Neubert aus St. Egidien im Landkreis Zwickau bekanntgaben, es zukünftig gemeinsam als Fahrer und Beifahrer in einem 600er-Sidecar zu versuchen. Dabei war es nicht für alle «Experten» gleich verständlich, warum der erst 16-jährige Göttlich, der schon Erfahrungen in der IDM-Supersport 300 gemacht hat, mit dem 37 Jahre älteren Neubert, gestählt durch unzählige Rennen in IDM und WM, im Boot ein zukunftsfähiges Team bilden könnten.

Jürgen Röder, Seitenwagen-Fan und Team-Besitzer von Bonovo action MGM Racing, gefiel diese Idee aber sofort, nahm die beiden Sachsen als Bonovo Action Juniorteam unter seine Fittiche und stattete sie mit dem entsprechenden Material aus. Da Lennard Göttlich aus Altersgründen laut Reglement aber noch nicht in der IDM als Pilot mitfahren darf, startet das Duo Göttlich/Neubert vorerst in der Internationalen Sidecar-Trophy.

Erste Streckenerfahrungen haben Göttlich/Neubert inzwischen bei Tests auf dem Sachsenring, in Val de Vienne (F) und in der Motorsport Arena Oschersleben gemacht. SPEEDWEEK.com sprach jetzt mit Lennard Göttlich.

Lennard, als erstes mal die Frage, warum hast du dich mit Uwe Neubert zusammengetan, der doch soviel älter ist als du?

Also, ich bin nicht traurig, dass ich keinen U20-Beifahrer habe. Im Gegenteil. Der Uwe ist ein Klassekerl, von dem ich noch soviel lernen kann. Seine Arbeit mit mir, seine Herangehensweise mir dabei zu helfen, das Sidecar entsprechend schnell und sicher zu bewegen, imponiert mir und tut mir gut. Das haben die Tests, die wir bis jetzt hatten, auch klar bestätigt.

Ist es ein schwieriger Prozess, sich als Fahrer neu mit einem Beifahrer abzustimmen?

Nein, warum das von vielen immer so als kompliziert beschrieben wird, weiß ich nicht. Bei Uwe und mir funktioniert das reibungslos, optimal. Ich bin sehr mit seiner Arbeit zufrieden, er ist so erfahren und kann mir die Dinge super vermitteln. Man muss sich mal vorstellen, als Uwe seine erste WM-Saison gefahren ist, da gab es mich noch gar nicht.

Wie muss man sich das vorstellen, wie sprecht ihr miteinander, was verabredet ihr?

Das sind so viele Dinge, das geht beispielsweise schon beim Training in der Box los. Er rät mir, wann ich rausfahren soll, ob ich vor oder hinter dem Feld herfahren soll und viele andere Dinge. Uwe hilft auch zum Teil den Mechanikern bei der Arbeit in der Box.

Wie ist euer Team noch genau aufgestellt?

Im Team sind die Rollen verteilt. Ich als Fahrer und Uwe als Beifahrer konzentrieren uns aufs Fahren. Mein Vater Maik macht das Data-Recording und übernimmt auch neben Hubert Eck, der schon bei meinem Opa mitgeschraubt hat, Aufgaben als Mechaniker. Wir hoffen, dass der Hubert immer mit dabei ist, denn das hat schon auf dem Sachsenring beim Test super funktioniert. Der war dann gleich wieder Feuer und Flamme für die Sache. Ich hoffe, dass mein Opa ihn dazu überreden kann, bei mir als Mechaniker anzufangen. Opa steht auch immer an der Strecke und haut mir schon mal auf die Finger, wenn er etwas sieht, was nicht so gut war. Und dann ist da auch noch meine Mutter, die alles im Hintergrund koordiniert. Bei uns geht es auf jeden Fall ziemlich familiär zu.

Beim Hauptteam von Bonovo Action mit einem mehrfachen Weltmeister wie Tim Reeves in der Box geht es aber anders zu, oder?

Nein, so anders ist das gar nicht. Der Tim koordiniert mit seinen Kumpels und dem Kevin Rousseau alles relativ alleine. Das ist schon bemerkenswert.

Erzähl doch noch etwas über deinen Beifahrer.

Der Grund warum ich so viel von Uwe lerne ist, dass er einfach verdammt ehrlich zu mir ist. Das ist mal gut und mal schlecht für mich. Da kann es schon mal sein, dass wir vom Training wieder reinkommen und er zu mir sagt: «Du Lennard, das was du da gerade gemacht hast, das war kompletter Unsinn, wenn mal etwas gar nicht funktioniert hat». Das macht er manchmal. Das weiß ich dann aber auch meistens selbst. Ich weiß von der Theorie her, dass ich es besser umsetzen muss, es in der Praxis aber noch nicht immer hinbekomme.

Lobt er dich denn auch?

Ja, Uwe hat auch viel Lob für mich parat, aber meistens höre ich das dann über Dritte wie meinen Opa oder den Rüdiger Lasshof von Bonovo. Von Uwe möchte ich aber auch größtenteils die negativen Sachen wissen, damit ich weiß was ich verbessern muss.

Wie sahen denn bisher eure Zeiten auf der Strecke aus?

Ich glaube, wir sind nicht nur vom Gefühl her sehr gut aufgestellt, sondern auch von den Zeiten. Wie zuletzt in Oschersleben der Test, der bis auf Kleinigkeiten gut lief, wollten wir gar nicht so sehr auf die Zeiten schauen, aber wenn man nicht gerade den Tim und Kevin als Maßstab nimmt, sondern die Trophy, dann wären wir in dieser Hinsicht an der Spitze dran gewesen.

Also ein Vergleich mit Reeves, Streuer, Sattler oder auch Zimmermann ist noch zu verfrüht, oder?

Natürlich. Meine Teamkollegen bei Bonovo haben einfach ein Niveau, da komme ich zur Zeit noch nicht heran. Unser Rückstand in Oschersleben auf Tim und Kevin betrug bestimmt acht Sekunden. Aber die sind nicht unsere Messlatte. Uwe und ich haben doch erst zirka 500 Kilometer im Gespann zusammen hinter uns, da ist es keine Schande, dass ich da noch nicht so den Anschluss habe. Ich habe ja auch noch zwei Jahre Zeit, bis ich als Achtzehnjähriger IDM oder WM fahren darf. Bis dahin will ich in der Trophy viel lernen. Dazu müssen wir fahren, fahren, fahren.

Wie kommunizierst du mit Uwe auf der Strecke?

Mit Uwe als Beifahrer zu kommunizieren ist witzig. In der Rechtskurve klopft er mir auf den Rücken und signalisiert mir, wenn irgendwas nicht richtig ist. Oder wenn er einen Krampf hat oder einen Griff verpasst hat. Zweimal klopfen bedeutet, dass ein schnelleres Team von hinten kommt. In Val de Vienneund Oschersleben hatten wir das, wenn zum Beispiel ein Reeves von hinten angeflogen kam und ich mich nicht darüber erschrecken sollte. Er warnt mich durch das Zeichen also vor. Bei dreimal klopfen schaue ich mich um oder fahre direkt langsam. Einmal klopfen bedeutet, dass ich etwas übersehen habe, wie beispielsweise eine gelbe Flagge. Man muss natürlich klar wissen, was was bedeutet. Ich habe den Fokus nur auf die Strecke, aber der Uwe bekommt da viel mehr mit, der ist mein zusätzliches Auge und Ohr auf der Strecke. Diese Klopfzeichen sind da sehr praktisch, auch wenn sich das für Außenstehende vielleicht etwas witzig anhört, aber es ist so. Man muss ja auch mal überlegen, dass die Möglichkeiten für Kommunikation im Sidecar sonst sehr beschränkt sind.

Beim Reeves fällt auf, dass er während der Rennen immer mal nach hinten schaut, ob sein Beifahrer noch drin sitzt. Machst du das bei Uwe auch?

Nein, Uwe hat mir mehrmals gesagt, ich soll nicht darüber nachdenken, was mit ihm ist. Aber das ist relativ schwierig für mich, diesen Rat dann auch wirklich umzusetzen. Wenn ich zum Beispiel mal über die Kerbs gehoppelt bin, denke ich schon darüber nach, ob der Beifahrer noch drin sitzt. Er soll dann zweimal klopfen zum Zeichen, dass er noch da ist. Uwe sagt, ich solle mich auf mich konzentrieren, er würde sein Ding hinten schon machen. Ich solle mich aufs Fahren konzentrieren, wenn ich mehr Erfahrung hätte, dann könnte ich mich auch um ihn kümmern.

Als Neuling bekommst du bestimmt auch immer viele Ratschläge von allen möglichen Leuten, stimmt’s?

Das kann man so sagen. Viele Leute, viele Tipps, da muss ich herausfiltern, was für mich gut und wichtig ist. Und: Im Motorsport weiß grundsätzlich jeder immer alles besser und kann es auch besser. Man muss dann aber auch richtig einschätzen können, wer das sagt. Meistens habe ich meine Leute auf die ich höre, aber es ist ja irgendwie immer schön Feedback von verschiedenen Seiten zu bekommen.

Wie ist es mit den Infos während des Trainings, wenn ihr an die Box kommt?

Ich kann ich es eigentlich gar nicht leiden, wenn es dann um mich herum so wuselig wird, wenn da so viele Leute herumschwirren. Ich muss mich viel auf mich konzentrieren und brauche, auch vor dem Fahren, meine Ruhe. Sonst wird das Mist. Im Prinzip will ich nur Tipps vom Beifahrer, zum Beispiel bezüglich der Linienwahl oder von den Mechanikern hinsichtlich der Technik bekommen und eine Flasche Wasser haben.

Ende Mai soll die Trophy in Rijeka starten. Welche Erwartungen hast du?

Meine persönliche Erwartung ist eigentlich nur, so viel wie möglich zu lernen. Ich hoffe, dass das ein oder andere WM-Team nach Rijeka kommt, weil ich dann viel von denen lernen kann. Ich denke, das Team hat die gleichen Erwartungen.

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