Lennard Göttlich: «Es geht mir hier mehr ums Prinzip»
Lennard Göttlich und Beifahrer Lucas Krieg mit der ARS Yamaha
2023 verunglückten Lennard Göttlich (19) aus Eibau und Beifahrer Lucas Krieg (20) aus Hohenstein-Ernstthal im Rennen der IDM Sidecar auf dem Schleizer Dreieck, als sie bergab bei voller Geschwindigkeit auf eine Ölspur gerieten und dadurch unverschuldet zu Sturz kamen. Krieg erlitt dabei einen offenen Handbruch. Für ihn war die Saison danach vorbei.
Für viele Beobachter unverständlich damals: Die Rennleitung mit Renndirektor Stefan Beck aus Schleiz an der Spitze disqualifizierte danach das Bonovo Action Juniorteam. Nach dem Reglement seien sie nicht rechtzeitig in die Box zurückgekehrt. Wie sollten sie auch?
Jetzt waren Göttlich/Krieg bei den beiden Rennen der IDM Sidecar in Schleiz wieder dabei. Im zweiten Rennen am Sonntag kassierten sie am Ende von Renndirektor Beck eine 3-Sekunden-Strafe, die ihnen den Sieg in der IDM-Wertung kostete. SPEEDWEEK.com sprach mit Lennard Göttlich über das Geschehen auf dem Schleizer Dreieck.
Hallo Lennard, ein Jahr nach dem fatalen Crash seid ihr wieder an diese Strecke zurückgekehrt. Wie war das für euch?
Für uns war es emotional ziemlich schwierig wieder nach Schleiz zurückzukommen, nach dem Crash im letztem Jahr. Selbst Lucas, der sonst immer relativ schmerzfrei und unempfindlich für schlechte Stimmungen ist, hat gesagt, er habe erstmal drei vier Runden gebraucht, um wieder entspannt durch die Seng mitfahren zu können.
Und die Wetterverhältnisse waren dann anfangs auch nicht so toll.
Ja, wir mussten das ganze Wochenende bis auf das Hauptrennen am Sonntag auf das Wetter gucken. Wir hatten nur ein richtig trockenes Quali am Freitag. Am Abend war es dann besser und wir konnten Runden im Trockenen sammeln. Es hat dann aber ein bisschen gedauert, wieder auf den nötigen Speed zu kommen, weil wir vor allem durch die Seng extrem viel verloren haben. Mit unserer Startposition konnten wir dann noch relativ zufrieden sein.
Das Sprintrennen am Samstag lief dann nicht so gut für euch.
Nein, es gab wechselnde Bedingungen mit etwas Regen, das liegt mir nicht wirklich so richtig. Wichtig war für uns, die Punkte mitzunehmen. Ich habe mich bloß darüber geärgert, dass wir in den ersten Runden übelst viel Zeit verloren haben. Die letzten Runden ging es aber besser. Es war auf jeden Fall gut für uns, in Schleiz mal in Ruhe durch das Ziel zu fahren.
Und nun zum Hauptrennen am Sonntag. Da gibt es wohl einiges zu erzählen, oder?
Na ja, wir sind ganz gut gestartet, aber es war ein bisschen schade, dass die [WM-Teams] da vorne so extrem schnell weg waren. Es lag auch daran, dass wir anderen uns ein wenig im Weg gestanden sind. Werkstetter und Peugeot haben uns dann überholt. Es war schwierig für uns, wieder an ihnen vorbei zu fahren, denn Werkstetters Gespann ist einfach das schnellste Gespann auf der Geraden. Was der uns da abnimmt, ist einfach irre. Und der Ted [Peugeot] ist einfach sehr spät auf der Bremse, fährt aber auch sehr gut. Doch auch der hat sich am Werkstetter bis zu dessen Ausfall die Zähne ausgebissen. In Schleiz ist es schwierig zu überholen, da braucht es viel Risiko.
Und dann kam es zu einer Berührung, wofür ihr von der Rennleitung am Ende mit einer 3-Sekunden-Strafe belegt wurdet. Wie war das aus deiner Sicht?
Wir hatten mit Risiko den Peugeot überholt. Ich sag ganz ehrlich, wir waren vorn, wir waren innen und wir hatten am Scheitelpunkt die gleiche Geschwindigkeit, wie in all den Runden davor und danach. Aber der hat trotzdem reingezogen.
Dabei habt ihr euch berührt?
Ja, aber ich war vorne, ich war innen. Der Ted ist mir mit seiner Nase ans Hinterrad gefahren. Er hat mich gesehen, er hat mich gehört und er ist trotzdem reingezogen.
Trotzdem seid ihr bestraft worden?
Ja, die Rennleitung hat das als eine Nummer zu viel empfunden. Und sie hat sich gegen eine Verwarnung ausgesprochen und sich anfangs für einen Long-Lap-Penalty entschieden. Aufgrund der wenig verbliebenen Zeit hat man sich dann für eine 3-Sekunden-Zeitstrafe entschieden. Das kann ich persönlich so nicht nachempfinden.
Empfindest du diese Strafe, die ja dazu führte, dass die Peugeots zeitenmäßig am Ende vor euch auf Platz eins rangierten, als ungerecht?
Ganz sicher. Es hat mich nicht gestört, dass wir statt 25 nur 20 Punkte kassiert haben. Es geht mir hier mehr ums Prinzip. Diese Strafe ist unüblich, in der WM wäre das kein Thema gewesen. Und Pekka [Päivärinta] hat mir auch gesagt, dass es niemals eine Strafe wert gewesen ist.
Habt ihr die Strafe denn nicht akzeptiert?
Doch, natürlich. Ich habe zum Stefan [Beck] gesagt, wir akzeptieren die Entscheidung, aber wir halten sie für nicht richtig.
Warst du bei der anschließenden Siegerehrung nicht dabei, weil du sauer warst?
Nein, natürlich nicht. Da musste ich gerade bei der Rennleitung vorsprechen.