IDM Sidecar: Weiterhin mit 1000ccm - Reglement
Die IGG geht andere Wege
Kurz vor dem IDM Saisonfinale auf dem Hockenheimring bringt sich die Interessengemeinschaft Gespannrennen (IGG) für die Zukunft in Stellung. Die Regeländerungen der FIM will man allerdings 2017 nicht mittragen. In einem Schreiben wendet sich die IGG nun an die Öffentlichkeit.
Das IGG Statement in der Originalfassung
Die Interessengemeinschaft Gespannrennen e.V. wird nach Auskunft des Vorstandes bezüglich der Motoren weiterhin beim Stocksport-Regelement bleiben und damit weiterhin Aggregate mit 1000 Kubik (Vierzylinder) und 1200 Kubik (Zweizylinder) in der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft einsetzen.
Damit widersetzt man sich den relativ schnell und überhastet geänderten Regularien seitens der Weltmeisterschaftsorganisation der FIM, die im Rahmen der Speedweek Ende August in Oschersleben das neue Regelement für 600 cc-F1 Gespanne verkündet hatte. In diversen Diskussionen hatte sich herausgestellt, dass der größte Teil der Teams, hierzu zählen auch die meisten niederländischen und belgischen Gespann-Teams, gegen eine solche Reglementsänderung sind. Die hohen Kosten einer Umrüstung stünden in keinem Verhältnis zu deren Nutzen.
Die Beweggründe dieser Hubraum- und Leistungsreduzierung wurden von den Befürwortern damit begründet, dass es in der Vergangenheit diverse schwere Unfälle gegeben hat. Ausserdem wurde aufgeführt, dass die Beifahrer der brachialen Kraftentfaltung der aus den Supersport-Motorrädern diverser Hersteller stammenden Aggregate nicht mehr gewachsen sind.
Die IGG e.V. widerspricht hier vehement. Kein Unfall der letzten Jahre ist nachweislich aufgrund der 1000 cc Motoren entstanden, dieses wurde durch die angefertigten Gerichtsgutachten nach Unfällen eindeutig bestätigt. Auch das Argument, die auf die Beifahrer(innen) entstehenden Kräfte würden nicht mehr beherrschbar sein, ist eindeutig falsch. Dies widerlegte die junge Finnin Kirsi Kainulainen gerade am vergangenen Wochenende eindrucksvoll. Mit ihrem Partner Pekka Päivarinta holte sie zum ersten Mal in der Geschichte des Seitenwagensports als Frau den Weltmeistertitel 2016 nach Finnland.
Wie unsinnig diese Maßnahme gerade zum jetzigen Zeitpunkt ist, zeigte die Demonstration der Birchall-Brüder mit einem 600 cc-F1-Gespann während der Speedweek in Oschersleben. Nur unwesentlich langsamer auf den Geraden, zeigten sie das Potenzial eines leichteren und mit tiefer gelegenem Schwerpunkt aufgebauten F1-600 in der Kurve, damit waren sie sichtbar schneller als die F1-1000cc-Gespanne, was definitiv höhere Belastungen für den Passagier mit sich bringt.
Sollten die FIM-Funktionäre, die vermutlich noch nie in einem Sidecar Platz genommen haben, von gewissen Herren eine Änderung zu Gunsten der Sicherheit gefordert haben, so war die Umrüstung auf 600 cc Motoren auf keinem Fall der richtige Weg.
Hier sind Fachleute gefragt , die trotz Stresssituation und unter Druck stehend dort richtig handeln, wo Bedarf besteht und dieses auch vehement vertreten - auch vor den Herren der FIM. Oder hat jemand nach den tödlichen Unfällen von zum Beispiel Marco Simoncelli oder Luis Salom eine Begrenzung der GP-Motorräder gefordert? So traurig diese beiden Todesfälle auch waren, es gibt andere und bessere Möglichkeiten, den Rennsport sicherer zu machen. Was ist mit der Sicherheit der Rennstrecken, warum sind Airbag-Kombis oder Airbag-Jacken nicht vorgeschrieben, sind die gefürchteten Highsider gänzlich zu verhindern?
Noch gar nicht bedacht bei der Umstellung auf 600 cc Motoren hat man anscheinend, dass man so manche Hersteller und auch die Zweizylinder-Fraktion schlichtweg vor die Tür setzt. Unter ungünstigen Bedingungen, dann nämlich, wenn die japanischen Hersteller den Bau der 600 cc Aggregate wegen der schwierigen Hürde Euro 4 einstellen, wäre die Sidecar-WM tot.
Dann jedoch wäre jedes Team willkommen bei der IGG in der IDM.