Stefan Kerschbaumer: Tests statt Urlaub
Stefan Kerschbaumer voll in Fahrt
Bereits im Vorjahr startete Stefan Kerschbaumer in Brünn in der Supersport-WM. Vom 22. Startplatz stürmte der junge Österreicher in den Bereich der Punkteränge, am Ende überquerte er als 20. die Ziellinie. «Damals war ich mit dem Motorrad, mit dem ich die österreichische Meisterschaft bestritten habe, unterwegs und habe aus Kostengründen auf ein spezielles Motorentuning verzichtet. Trotzdem konnte ich mit dem Pulk mithalten, der um den letzten WM-Punkt gekämpft hat. Leider musste ich einmal durch die Wiese ausweichen, weil ein Fahrer vor mir gestürzt ist», erinnert sich Kerschbaumer.
Beim Rennen auf dem Nürburgring am 1. September möchte der dreifache IDM-Laufsieger einen weiteren Versuch unternehmen. «In erster Linie möchte ich von den schnellen WM-Piloten lernen. Die Jungs sind mit allen Wassern gewaschen und man kann sich einiges von ihnen abschauen. In zweiter Linie möchte ich natürlich meine ersten WM-Punkte ergattern. Ob ich so wie David Linortner im Vorjahr einen Platz in den Top-10 schaffe, bezweifle ich. Da müsste alles perfekt passen und auch das nötige Glück mitspielen, aber zwischen 12 und 15 sollte möglich sein», schätzt sich der Vize-Europameister 2012 ein.
Um seine Streckenkenntnis wieder etwas aufzufrischen und sein WM-Motorrad erstmals zu testen fuhr Kerschbaumer vergangenes Wochenende bei einem Langstrecken-Rennen auf dem Nürburgring. «Der IDM-Lauf wurde heuer leider abgesagt und im Vorjahr bin ich erst verspätet in die Meisterschaft eingestiegen. Den langen Kurs bin ich das letzte Mal anlässlich der Superstock-600-Europameisterschaft 2009 befahren. Es war also Zeit, dass ich mit der Rennstrecke wieder vertraut gemacht habe», so Kerschbaumer. «Bei 55 Teams war es nicht möglich ernsthaft zu testen. Mir ist keine einzige freie Runde geglückt. Trotzdem war es wichtig, mit dem WM-Motorrad zu fahren.»
Viel investiert
Für den einmaligen WM-Einsatz hat das Team Langenscheidt Racing by Fast Bike Service einiges investiert. «Der finanzielle und zeitliche Aufwand ist für ein Rennen schon enorm, aber wir wollen zeigen, was ein kleiner Betrieb zu leisten im Stande ist. Wir haben dem Motor ein Kit-Getriebe und schärfere Nockenwellen spendiert und auch an der Elektronik haben wir Feintuning betrieben. Beim ersten Roll-out haben wir gesehen, dass es noch viel an Abstimmungsarbeiten am Prüfstand bedarf. Der Motor wird jetzt nochmals zerlegt, die Lager kontrolliert und auch eine neue Kupplung eingebaut, dann sind wir für die WM bereit», erklärt Teamchef Daniel Rauh.
Doch der 23-jährige Maschinenbau-Student, der in den nächsten Tagen noch eine Prüfung ablegen wird, beließ es nicht nur beim Test auf dem Nürburgring. Bereits einen Tag später drehte der Yamaha-Pilot auf dem Sachsenring seine Runden. «Es war auf alle Fälle den Umweg von mehreren hundert Kilometer wert. Auch wenn ich wegen der Lärmrestriktionen statt mit dem Rennauspuff auf das Originalteil zurückgreifen musste, haben wir für das IDM-Wochenende am 8. September einige Erfahrungswerte mitgenommen.»