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Marvin Siebdrath «Nichts durch Brechstange riskieren»

Von Esther Babel und Markus Kahl
Marvin Siebdrath

Marvin Siebdrath

Bis auf die letzten Meter der Saison 2021 hatte sich der IDM Supersport 300-Pilot mit Lennox Lehmann um den Titel gebalgt. Und wurde am Ende Vize. Das Fazit des Kawasaki-Pilot fällt dennoch positiv aus.

Ein paar Punkte, um genau zu sein zehn Stück, fehlten Marvin Siebdrath mit seiner Kawasaski am Ende zum Meistertitel. Den hatte Lennox Lehmann erobert. Siebdrath analysiert seine Saison nüchtern, zieht ein positives Fazit und kennt seine Baustellen. Doch die Steigerung ist klar erkennbar. Den eingeschlagenen Weg möchte er 2022 fortsetzen und berichtet über seine Pläne.

SPEEDWEEK.com: Marvin, wie fällt dein persönliches Saisonfazit aus?

Marvin Siebdrath: «Unterm Strich würde ich sagen, sehr zufriedenstellend. Klar gab es Ergebnisse und Rennen, bei denen ich mir noch ein Stück mehr gewünscht hätte. Es war am Ende sehr knapp mit der verpassten Meisterschaft. Aber ich kann trotzdem auf ein gutes Jahr 2021 zurückblicken. Besser geht immer, solange man nicht Platz 1 erreicht.»

Mit was bist du in diesem Jahr zufrieden und mit was vielleicht auch nicht so?

«Da gibt es sogar zwei Dinge. Einmal die Konstanz und meine Qualifikationsergebnisse. Ich hatte nicht einen Nuller in diesem Jahr, bin nicht einmal im Rennen gestürzt oder ausgefallen. In allen Rennen war ich in vorne oder ganz vorne in der Spitze dabei. So war es auch beim Kampf um die Startaufstellung. Bis auf ein Rennen bin ich immer in die erste Startreihe gefahren. Deswegen fällt mir nicht wirklich was ein, mit was ich nicht so zufrieden war. Es war eine enorme Steigerung gegenüber der letzten Saison, in der die Ergebnisse noch deutlich mehr schwankten.»

Hattest du persönliche Ziele für dieses Jahr und falls ja, hast du die für dich erfüllt?

«Ja. Ich wollte an jedem Rennwochenende mindestens einmal aufs Podest kommen. Bis auf das Wochenende in Most ist mir das überall gelungen. Von daher kann ich hinter das Ziel einen dicken, fetten Haken machen.»

Was war dein bester und was dein schlechtester Moment, an den du dich erinnerst?

«Puh, das ist eine echt schwere Frage. Es gab so viele gute Momente 2021. Lass mich überlegen. Ich würde sagen, der Auftakt in Oschersleben, wo mir gleich im allerersten Rennen der Saison der erste Sieg gelungen ist. Aber ich muss auf jeden Fall auch Assen erwähnen. In das Wochenende bin ich mit total schlechten Erwartungen reingegangen und am Ende war es punktemäßig das beste Wochenende des ganzen Jahres. Der schlechteste Moment war klar das erste Rennen in Schleiz. Da war ich praktisch schon Zweiter und bin durch eine unverschuldete Kollision kurz vor der Ziellinie noch auf den neunten Platz zurückgefallen. Heute weiß ich, das waren die Punkte, die mich die Meisterschaft gekostet haben.»

Was hast du in diesem Jahr für dich gelernt?

«Dass es manchmal wichtiger ist, einfach in Ruhe sitzenzubleiben, das Rennen ordentlich zu Ende zu fahren und nicht mit der Brechstange für eine bessere Platzierung alles zu riskieren. Einfach mit Konstanz punkten. Das ist etwas, was ich aus diesem Jahr für mich mitnehme.»

Wie sehr ärgert dich der so knapp verpasste Titelgewinn 2021 und was glaubst du, hat am Ende gefehlt, um es doch zu packen?

«Es ärgert mich ein bisschen, aber es ist ehrlich gesagt, gar nicht so schlimm. Klar denke ich, blöd gelaufen, es hätte im letzten Rennen doch noch irgendwie klappen können. Aber ich bin mit dem zweiten Platz trotzdem sehr zufrieden. Man darf nicht vergessen: Lennox Lehmann ist auch eine starke Saison gefahren. Was gefehlt hat? Ich denke, es war tatsächlich das Wochenende in Most, wo mir das richtige Timing für die letzte Runde noch gefehlt hat.
Das habe ich im Laufe der Saison aber noch für mich entdeckt.»

Wie ist die Zusammenarbeit mit deinem Team 2021 gelaufen?

«Was soll ich sagen. Es ist das beste Team, was man sich als Fahrer wünschen kann. Angefangen von meinem Crew Chief Bernd, der mit mir zusammen jedes Wochenende das perfekte Bike rausgearbeitet hat. So dass spätestens zum Rennen das perfekt passende Motorrad bereitstand. Weiter mit meinem Mechaniker Lothar, der diese Änderungs- und Einstellwünsche in wirklich unglaublicher Liebe zur Perfektion umgesetzt hat. Da hat jede Schraube geglänzt und ich hatte nicht einen technischen Ausfall, da merkt, man mit welcher Hingabe er an der Maschine auch bis spät abends gearbeitet hat. Da kann ich gar nicht dankbar genug für sein. Auch Udo und Wolfgang, mit denen ich die Kurven in der Datenanalyse rauf und runter besprochen habe und so auch kleine fahrerische Änderungen perfekt für mich umsetzen konnte. Aber ich will auch Tommy, unsere gute Seele, nicht vergessen, der sich nicht nur um die Reifen, sondern auch um so viel mehr im Team gekümmert hat. In dem Zusammenhang geht da natürlich auch der Dank an meine Teamchefs Rob und Frank, denn ich hatte selten ein Team, wo alles so gut, reibungslos und harmonisch gelaufen ist. Es war und ist unter dem Strich einfach eine ganz tolle Zusammenarbeit gewesen.»

Welches Fazit ziehst du für dich und deine sportliche Entwicklung nach über zwei Jahren Supersport 300 IDM?

«Die sportliche Entwicklung ist noch einmal sehr nach oben gegangen bei mir. Wir waren dieses Jahr deutlich besser in den Resultaten als 2020 und 2020 viel besser als 2019. Man sieht, wie es sich kontinuierlich weiterentwickelt hat und ich bin beeindruckt, wie viel Entwicklung doch noch drin ist, obwohl man die ganze Zeit in der gleichen Klasse unterwegs ist.»

An was willst du in Zukunft arbeiten, um dich weiter zu verbessern?

«Ich würde einfach gerne genauso konstant weiterarbeiten wie bisher. Ich denke, es sind gute Schritte gemacht worden. Die Ergebnisse zeigen das ja. Und dann noch, ich nennen es mal den allerletzten Biss, weiterentwickeln. Dieses schnelle Abwägen zwischen sicherer Platzierung, wie ich als Learning für 2021 mitgenommen habe, und dem Moment, wo man doch noch mal kurz das Messer zwischen die Zähne nehmen muss. Das hat vielleicht hier und da etwas gefehlt.»

Hast du schon Pläne für die Winterpause?

«Ja. Ich will so viel wie möglich Cross fahren, wenn es klappt, und würde auch gerne die eine oder andere Trainingseinheit in Spanien fahren, soweit das zeitlich und mit den Corona-Bedingungen möglich ist.»

Wie schaut es denn für 2022 aus?

«Sportlich ist das momentan alles noch ziemlich offen. Ich hoffe, dass ich in den kommenden Wochen mehr dazu sagen kann. Privat steht bei mir das Abitur vor der Tür und dann werde ich hoffentlich, wenn es klappt, mit meinem dualen Studium anfangen. Mal sehen, was sonst noch so passiert, was ich jetzt noch gar nicht auf dem Schirm habe.»

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