Max Enderlein mit Romero-Unterstützung zum IDM-Finale
Schon im Freien Training von Assen war der Traum von Enderleins vorzeitigem Titelgewinn ausgeträumt. In der Strubben hatte es ihn im Regentraining erwischt. Sturz – rechtes Schlüsselbein entzwei. «Vorher war ich nie so ein Regenfreund», erklärt er eine Woche später. «Wir hatten dieses Jahr auch kaum Kilometer im Regen. Aber durch meine Vorbereitung am Red Bull Ring kam ich eigentlich auch im Regen gut klar.»
Zur Vorbereitung auf das Assen-Wochenende war er zuvor noch bei der Alpe Adria Meisterschaft am Red Bull Ring in Österreich dabei. Das Training im Nassen war der optimale Test für Assen. Eingeladen an den Red Bull Ring hatte ihn Fritz Schwarz, der in der IDM Superbike unter anderem schon Michi Ranseder erfolgreich betreut hatte.
«Er hatte eine Yamaha R6 vorbereitet, die für den österreichischen Cup gedacht war», erklärt Enderlein. «Bis auf einen Quickshifter war alles Standard. Gefahren bin ich mit Bridgestone Reifen.» In der IDM sind ja alle Piloten mit Einheitsreifen von Pirelli unterwegs, während in der Alpe Adria Serie die Reifenwahl frei ist. Enderlein startete in der Superstock-Klasse und wurde im Regen Siebter und beim zweiten Rennen Zweiter seiner Wertung.
Begeistert war Enderlein vom Drumherum der Serie, deren Rennen man auch per youtube-Kanal live verfolgen kann. «Es war eine total coole Veranstaltung», meint er. «Für mich war es ein gutes Training und die Sache wurde dort extrem professionell aufgezogen. Das war alles sehr beeindruckend. Zusammen mit Thomas Gradinger war ich dann in der Red Bull Lounge, wo wir für ein Magazin interviewt wurden. Das war alles super durchgeplant.»
Auf und Ab 2018
Mit einem Sturz beim Auftaktrennen hatte sich der Freudenberg-Pilot anfangs das Leben selber ein wenig schwer gemacht. «Stimmt», gibt er zu, «das hat es nicht einfacher gemacht. Aber ich wusste immer, dass ich einen guten Speed habe und ich konnte es dann durchziehen. Manche Rennen dieses Jahr waren nicht einfach, auch wegen der Sticheleien mancher Fahrer. Aber ich konnte gut damit umgehen und habe einfach mit guter Leistung auf der Strecke überzeugt.» Überzeugend waren auch die 57 Punkte Vorsprung, die sich Enderlein bis zum Assen-Rennen zusammengesammelt hatte.
Nach dem Sturz in Assen trat er die Heimreise in Richtung Sachsenring an. Weder in Assen selbst, noch im nahegelegenen deutschen Grenzgebiet fand sich trotz prominenter Unterstützung durch die Nordhorner Teamchefs Benny Wilbers und Denis Hertrampf ein passender Chirurg, der ihm das kaputte Schlüsselbein auf die Schnelle reparieren wollte. «Ich hätte es im Rennen sogar so probiert», verrät er hinterher. «Aber die Ärzte in Assen hätten mich sicher nicht fit geschrieben.»
Doch auch Chirurgen rund um den Sachsenring waren an dem Wochenende nur schwer aufzutreiben. Alle hatten mit den ADAC GT Masters zu tun. Sachsenring-Rennarzt Dr. Uwe Fischer liess dann seine Kontakte spielen und verfrachtete Enderlein zu Dr. Zahn, seinem Nachfolger in der Klinik von Hartmannsdorf. Am Samstagvormittag kam Enderlein dann unters Messer.
«Er hat eine Platte und sechs Schrauben angebracht», erklärt Enderlein. «Der Bruch war nicht ganz glatt und war etwas verschoben. Man hätte so oder so operieren müssen. Es war ein ganz schön großer Schnitt.» Für das IDM-Finale in knapp 14 Tagen ist Enderlein zuversichtlich. Liegestützen und Fahrradfahren gehen bereits wieder.
Doch warum einfach, wenn es auch schwierig geht. Ein Großteil der Mannschaft vom Team Freudenberg wird zeitgleich mit dem Hockenheim-Rennen bei der 300er-WM mit Max Kappler, Jan-Ole Jähnig und Luca Grünwald unterwegs sein. Daher wäre Enderlein mit seinem Vater alleine beim Finale. Doch auch da wurde Abhilfe geschaffen. Diego Romero wird zum Schraubenschlüssel greifen und aushelfen.
«Vielen Dank an meinen Teamchef Carsten Freudenberg, er hat sich in alle Richtungen umgeschaut, um mir in Hockenheim die bestmögliche Unterstützung zu geben», so Enderlein. «Mit Diego Romero hat Carsten eine wirklich tolle Lösung gefunden. Dass Diego mich beim Finale in Hockenheim unterstützt ist eine Geste, die mir sehr schmeichelt. Seine langjährige Erfahrung mit Yamaha und vor allem seine Ruhe wird uns sicher helfen, in Hockenheim konzentriert arbeiten zu können.» Mit 12 Punkten Vorsprung geht Enderlein in die letzten Rennen.