Ernste Gespräche mit Leons Osipovs
Schaut man bei einem Spaziergang durch die Boxengasse in der Box des Raihert Racings Teams mit seinen beiden IDM-Superstock-Fahrern Leons Osipovs und Marko Rothlaan vorbei, muss man die schicke Ausstattung und das professionelle Auftreten anerkennen. Doch leicht hat es vor allem Leons Osipovs nicht immer so wirklich.
Der Mann aus Riga in Litauen ist stattliche 53 Jahre alt, erkennbar auch an seiner Startnummer 53, und hat mit einer BMW S 1000 RR ordentlich viel Power unter seinem Allerwertesten. Doch so richtig schnell ist der Senior nicht und verfällt schon mal in eine Art Schockstarre, wenn ihm die Streckenposten mit der blauen Flagge anzeigen, dass von hinten schnellere Fahrer im Anmarsch sind. Sehr zum Missfallen seiner Konkurrenten, die dann nur schwer den Weg an ihm vorbei finden.
Osipovs tummelte sich sieben Jahre lang in baltischen, russischen und skandinavischen Rennserien, bevor er nun den Einstieg in die IDM Superstock wagte. Viele neue Freunde hat er unter den Fahrern nicht gefunden und bekam nach Training und Rennen schon diverse Anpfiffe in deutscher, österreichischer, australischer und französischer Sprache. Auch wenn der Lette wenig bis nichts verstanden haben dürfte, war die Ansage jedes Mal klar.
«Der Typ steht einfach auf der Strecke», schimpft ein Superbike-Kollege. «Und dann macht er noch nicht mal Platz, wenn man da angeballert kommt. Das ist gefährlich.» Mit Absicht stellt sich Osipovs nicht so an, aber in Sachen Gas ist bei dem BMW-Fahrer nach oben noch viel Luft. Ärger von der Rennleitung oder dem Promoter droht dennoch nicht.
Kein Stress mit dem Promoter
«Leons Osipovs kann durch seinen Verband eine internationale Lizenz vorweisen und das berechtigt ihn zum Start», erklärt Serien-Promoter Bert Poensgen. «Wir haben uns im Frühjahr um jede Anmeldung bemüht und er stellt sich gut dar.» An der 115-Prozent-Regel ist der Motorsport-Senior noch nie gescheitert. Zur Erklärung: Seine schnellste Runde darf maximal 15 Prozent langsamer sein, als die des Trainingsschnellsten seiner Klasse.
In Oschersleben war das Team nicht am Start. Osipovs hatte seine BMW im Training zu Kernschrott verarbeitet und Marko Rothlaan war aufgrund eines Armbruchs eh nicht dabei. Ernste Gespräche mit Osipovs hat es mit den Verantwortlichen allerdings schon gegeben.
«Wir haben die Diskussionen im Fahrerlager natürlich mitbekommen», erklärt Poensgen. «Im Gespräch zeigte er sich einsichtig. Er ist im Rennen auch schon raus gefahren, wenn es zur Überrundung kam. Bis jetzt stellt er keine Gefahr dar und daher mussten und müssen wir nicht eingreifen.»