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24h Daytona: Was erwartet uns in der GTLM-Klasse?

Von Oliver Müller
Ford schickt 2017 vier GT zum 24-Stunden-Rennen in Daytona

Ford schickt 2017 vier GT zum 24-Stunden-Rennen in Daytona

SPEEDWEEK.com schaut auf die grosse GT-Kategorie bei den 24 Stunden von Daytona. Dort werden sich die Rennwagen von BMW, Corvette, Ferrari, Ford und Porsche einen harten Fight um den Klassensieg liefern.

Neben den grossen Prototypen (LMP2 und DPi), die in Daytona für den Gesamtsieg auserkoren wurden, sind bei den anstehenden 24 Stunden von Daytona (28./29. Januar) auch wieder viele Augen auf die GTLM-Klasse gerichtet. Denn genauso wie an der Spitze des Feldes hat auch diese Kategorie keine Beschränkung in Bezug auf den Piloten-Status. Sprich: Ein Auto kann komplett von Voll-Profis gefahren werden. Und ausserdem sind die Renner einfach nur spektakulär.
Die GTLM-Kategorie (GTE in der FIA WEC genannt) feiert in Daytona sogar ihren Jahrestag. Denn die letztjährige Ausgabe des Klassikers war sozusagen die wettbewerbliche Geburtsstunde der neuen technischen Regeln der Klasse, die den Fahrzeugen beispielsweise eine etwas extravertiertere Optik gaben. Da die Regeln jedoch auch auf sogenannten Performance-Windows basieren, spielt die Balance of Performance nun auch in der grössten aller GT-Kategorien eine elementare Rolle. Zehn BoP-Änderungen (bei neun Rennen!!) sprechen in der FIA WEC hier Bände.

Natürlich will keiner der involvierten Hersteller bei der Einstufung zu kurz kommen, dementsprechend ist das sogenannte ‚Sandbagging‘ (vielleicht eine gute Übersetzung hierfür: Fahren, als ob man mit schweren Sandsäcken im Auto unterwegs wäre) inzwischen zum Volkssport geworden. Und dies stösst den Regelhütern natürlich mächtig auf.
Doch die IMSA-Serie hat hier für 2017 nochmals technisch aufgerüstet. So werden über bestimmte Data-Logger Unmengen von Informationen ausgelesen und im Anschluss im Detail analysiert. Dadurch soll es den Teams noch schwerer gemacht werden, ihre wahre Performance zu verschleiern.
Und tatsächlich riefen die IMSA-Techniker während des Roar-Tests Verantwortliche der einzelnen Teams zusammen. Ihnen wurde (noch) freundlich mit auf den Weg  gegeben, dass man gesehen habe, dass keiner wirklich Vollgas fuhr.

Grundsätzlich besteht die Klasse beim 24-Stunden-Rennen aus elf Fahrzeugen. Vor allem Ford will es dieses Jahr wissen. Zu den beiden Werkswagen aus der IMSA-Serie gesellen sich in Daytona auch die beiden Boliden, die sonst in der FIA WEC unterwegs sind. Eine Konstellation, die auch schon im letzten Juni in Le Mans erfolgreich angewandt wurde. Der Ford GT ist auf wenig Drag (Luftwiederstand) ausgelegt, was ihn auf den langen Geraden an der französischen Sarthe eigentlich unschlagbar gemacht hatte. Da im Oval von Daytona ähnliche Eigenschaften gefragt sind, können die Ford GT sicherlich als die grössten Favoriten bezeichnet werden.

Doch da hat Corvette sicherlich etwas dagegen. 2016 feierten die US-Muscle-Cars einen legendären Doppelsieg in Daytona, da beide C7.R am Ende nur 0,034 Sekunden voneinander getrennt waren. Neben den vier Vollzeit-Piloten sitzen auch wieder Mike Rockenfeller und Marcel Fässler im Cockpit. «Ich muss schon sagen, dass ich den letztjährigen Zieleinlauf nie mehr vergessen werde. Es war mein erstes Daytona – und da habe ich nicht erwartet gleich zu gewinnen. Mit der Erfahrung aus der vergangenen Saison und dem Test im Dezember, ist es für mich nun noch einfacher, die Corvette zu fahren und auch die Pace schneller zu finden. Somit ist die Zuversicht auf jeden Fall da», erzählt Fässler.

Bevor 2018 ein vollwertiger GTE-Renner kommen wird, bestreitet BMW die diesjährige IMSA-Saison noch mit dem M6 GTLM, der lediglich eine Abwandlung des GT3-Modells darstellt. Neben den IMSA-Stammpiloten (zu denen nun auch Martin Tomczyk zählt), sticht in Daytona der Einsatz der beiden DTM-Fahrer Augusto Farfus und Bruno Spengler heraus.
Auch optisch setzt BMW dieses Mal ein Highlight. Denn einer der beiden Wagen tritt in einem ganz besonderen Design an. Das inzwischen schon 19. BMW Art Car wurde vom amerikanischen Künstler John Baldessari entworfen. «Ich habe 2012 in der DTM bei BMW angefangen und habe von den Art Cars gehört. Ich fühle mich geehrt, jetzt eines fahren zu dürfen und Teil eines für das Unternehmen so wichtigen Programms zu sein», freut sich Spengler auf den Einsatz.

Grosses Augenmerk liegt in Daytona natürlich auf dem neuen Porsche 911 RSR, der seinen 4.0L-Saugmotor nun vor der Hinterachse hat. Die beiden mit sechs Werksfahrern besetzten Boliden werden in diesem Jahr wieder ein grosses Wörtchen um den Klassensieg mitreden. SPEEDWEEK.com hatte sich hier bereits mit den Wagen beschäftigt.

Komplettiert wird das Feld vom Ferrari 488 GTE der texanischen Mannschaft Risi Competizione - den Klassensiegern des letzten IMSA-Laufs 2016 (Petit Le Mans). Pilotiert wird der Turbo-Renner von den drei Ferrari-Werksfahrern Giancarlo Fisichella, Toni Vilander und James Calado. «Es ist ein hartes Rennen mit viel Verkehr und erfordert eine Menge Geduld, um durch die Nacht zu kommen. Wir haben ein gutes Line-Up und nun ein Jahr Erfahrung mit dem 488. Auf dem Papier sieht es somit sehr gut aus», blickt Toni Vilander auf das Wochenende.

Letztendlich sind (nicht nur aufgrund der starken Werksbeteiligung) alle elf teilnehmenden Rennwagen absolut siegfähig, was natürlich ein spannendes 24-Stunden-Rennen erwarten lässt. Für die einzelnen Teams wird es darauf ankommen, fehlerfrei durch den Verkehr zu kommen. Denn gerade in Daytona wird (aufgrund der vielen Gelb-Phasen) eigentlich erst in der letzten Rennstunde über Sieg oder Niederlage entschieden. Und da kommt es auf ein noch absolut fittes Auto für den Sprint zur schwarzweiss karierten Flagge an. Action ist also garantiert.

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