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24h Daytona: Die Lehren des Rennens in Florida

Von Oliver Müller
Finale Furioso: Die beiden Corvette C7.R lagen nur 34 Tausendstelsekunden auseinander

Finale Furioso: Die beiden Corvette C7.R lagen nur 34 Tausendstelsekunden auseinander

Fulminant startete die IMSA-Serie in die Saison 2016. Auf der über 5,7 Kilometer langen Strecke in Daytona wurde richtig guter Motorsport geboten. SPEEDWEEK.com machte sich Gedanken zum Geschehenen.

Die 24 Stunden von Daytona 2016 sind nun in den Geschichtsbüchern verewigt. Mit dem Sieg des Ligier JS P2 vom Team Tequila Patrón ESM ging eine Ära beim Langstrecken-Klassiker zu Ende. Denn erstmals seit dem Jahre 2003 wurden die Daytona Prototypen auf ihrer Heimstrecke in Ost-Florida geschlagen (damals übrigens durch einen GT-Porsche). Und die Chance auf eine Revanche wird ausbleiben müssen, denn ab 2017 sind die DPs nicht mehr startberechtigt. Zu Beginn ihrer Laufbahn eher zerbrechliche Bastelbuden, wurden die Daytona Prototypen über die Jahre zu richtigen und vor allem standfesten Rennwagen. Jetzt also die erste Heim-Niederlage.

Vor den 54 gestarteten Rennwagen sahen letztendlich 42 die Zielflagge. Eine Quote von 77,7 Prozent ist für ein 24-Stunden-Rennen gar keine schlechte Leistung und unterstreicht auf welchen Niveau der Sport heute betrieben wird.

Was wir aus dem Rennen noch so alles lernen konnten:

Eines ist ganz klar: Die IMSA hat (zumindest für die so besondere Strecke in Daytona) die Balance of Performance (BoP) richtig gut hinbekommen. Nicht nur, dass der DeltaWing zu Rennbeginn aus eigener Kraft (und nicht durch Glück oder der Boxen-Strategie) die Führung übernehmen konnte. Auch die schwerfälligen Daytona Prototypen und die so agilen LMP2 waren auf einem Niveau. Und das ist gar nicht so einfach hinzubekommen. Denn durch die unterschiedliche Art und Weise, wie beide Fahrzeug-Konzepte ihre Rundenzeit produzieren, waren Rad-an-Rad-Duelle zwischen DP und LMP2 in der Vergangenheit eher selten. Beispielweise hatten die schweren DP immer schneller die Reifen auf Temperatur bekommen und so bei jedem Re-Start nach einer Safety-Car-Phase die LMP2 locker abgehängt. Oder waren aufgrund des sehr viel höheren Top-Speeds auf der Geraden eigentlich nicht zu überholen. Doch all dem war nun in Daytona nicht mehr so.

Ausserdem stellte sich wieder heraus, dass über ein 24-Stunden-Rennen mehr zählt, als nur purer Speed. Nur drei Prototypen waren am Ende in der Führungsrunde (kamen also ohne grössere Probleme durch). Zwar mussten auch einige, der sonst fast unverwundbaren DP, bei ihrem Schwanengesang unüblicherweise ebenfalls Federn lassen, doch noch fragiler zeigten sich wieder die LMP2: Die meisten der europäischen Wagen waren schon in der ersten Rennhälfte ausserhalb des Geschehens an der Spitze. Und dass, obwohl so mancher LMP2 andere (für die IMSA besser geeignete) Bauteile als in Europa verwendete - zum Beispiel bei den Dämpfern oder der Getriebe-Übersetzung.

Und mit Luís Felipe (genannt Pipo) Derani hat sich ein 22-jähriger Brasilianer zum neuen Shootingstar der Szene gekrönt. Vollgas in allen Lagen, gute Rennübersicht und überlegte Manöver. So wird man ein ganz Grosser!!

Ausserdem: Die neue GTLM-Klasse ist der echte Knaller und hat Nichts von seiner Faszination vergangener Jahre verloren. Klar: Hier spielt natürlich die BoP eine grosse Rolle (genauso wie die vielen Neutralisationen), doch über 24 Stunden waren (bis auf die Ausfälle natürlich) eigentlich immer alle Fahrzeuge ganz eng beieinander. Teilweise befanden sich die Top 5 sogar innerhalb von einer halben Sekunde (mal ganz abgesehen vom Finish der beiden Corvette mit 34 Tausendstelsekunden Differenz). Und dass, obwohl es sich bei den GTLM-Rennern durch die Bank um unterschiedliche Fahrzeugkonzepte handelt.
Dazu kommt: Die neuen Wagen sehen durch grössere Flügel und längere Diffusoren jetzt noch spektakulärer aus. So macht Motorsport Spass.

Lediglich Ford konnte beim ersten Auftritt mit den neuen GT noch nicht wirklich glänzen. Zwar war man von den Rundenzeiten her bei der Musik mit dabei, doch die Wagen hatten einfach noch mit zu vielen Kinderkrankheiten zu kämpfen. Da bewahrheitet sich auch wieder die alte Plattitüde, dass man so viel testen kann wie man will; unter echten Rennbedingungen sieht die Welt halt dennoch immer anders aus. Das Renndebüt gerade bei einem 24-Stunden-Rennen zu absolvieren, ist natürlich trotzdem eine respektvolle Herausforderung.
Wirklich immer auf Pace waren in der GTLM-Klasse lediglich die Porsche und die Corvette – also genau die beiden Modelle, die für 2016 lediglich überarbeitet und nicht komplett neu aufgelegt wurden.

Auch in der GTD-Klasse, in der ab 2016 in der IMSA-Serie nach GT3-Regeln gefahren wird, funktionierte das Rennen sehr gut. Alle sieben involvierten Modelle hatten Kontakt zur Klassen-Spitze oder diese sogar selbst inne. Unglaublich: Aber am Ende lagen alle sieben Modelle auf den ersten sieben Plätzen in der Klasse. Besser kann man eine BoP eigentlich gar nicht gestalten.
Dazu kommt, dass die Fahrzeuge von Audi, BMW, Lamborghini und Porsche gerade erst in Kundenhand gegeben wurden.

Nur die PC-Klasse machte wenig Freude: Technische Probleme, dazu teilweise auch überforderte Piloten. Die Wagen waren eher ein Störfaktor im Rennen. Mal sehen, was die Zukunft für die Klasse bringen wird.

Ach ja, und dann waren da ja noch die vielen Neutralisationen. Insgesamt 21 Mal wurde 'Full-Course-Yellow' ausgerufen und das Safety Car heraus geschickt. Damit brach man sogar fast den Rekord aus dem Jahre 2009, als es 25 Mal komplett gelb wurde. Klar ist: Sicherheit auf der Strecke ist notwendig, deswegen ist jede Safety-Car-Phase auch absolut erforderlich. Doch für den Zuseher zerstückelt sie jedoch das Rennen. Hier sollte vor allem auf die Qualität der teilnehmenden Piloten geschaut werden, denn so manche Unterbrechung lag hauptsächlich am Unvermögen einiger Fahrer.

Hier das Ergebnis der 24 Stunden von Daytona 2016

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